Kategorie: Lautsprecher Stereo

High-End-Monitor Vienna Acoustics Haydn SE Signature


Ganz großer Auftritt

Lautsprecher Stereo Vienna Acoustics Haydn SE Signature im Test, Bild 1
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Manchmal betritt man einen Raum, in dem Musik spielt und fragt sich, aus welchen Lautsprechern die wohl kommen mag. Denn da stehen wirklich kleine Monitore, die wohl kaum die Quelle dieses raumfüllenden Wohlklangs sein können, oder? Im Fall der Vienna Acoustics Haydn SE Signature schon.

Erste Begegnung

 
Und wieder darf ich für Sie einen Premierenlautsprecher besprechen. Einen, der mich in jeder Hinsicht überrascht und begeistert hat. HiFi-Test Chefredakteur Thomas Schmidt moderierte diesen Bericht mit den Worten an: „Peter Gansterer meint es ernst.“ Das wollte ich erst einmal verifizieren und ich kann Ihnen versprechen, es ist genau so. Gansterer hat Vienna Acoustics 1989 gegründet. Er kam mit einem Diplom als Akustik-Ingenieur in der Tasche direkt von der Uni und sprang zusammen mit einem Partner einfach ins kalte Wasser, wie er in einem Interview mit Roy Gregory von Hi-Fi+ sagte. Der geborene Wiener, dessen Firmensitz im beschaulichen Weigelsdorf, rund 40 Kilometer südlich von Wien gelegen ist, hat seinen Weg von Beginn ultrakonsequent verfolgt.

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Er kaufte einen Bauplatz und baute einfach seine eigene Fabrik, da er den kompletten Herstellungsprozess in eigenen Händen haben wollte. Schon 1991 präsentierte er erste eigene Lautsprecher auf der CES-Messe in den USA, wo er gleich einen sehr guten Vertriebspartner fand. Überhaupt hat er Vienna Acoustics gleich international ausgerichtet, was man schon an der rein englischen Website ablesen kann. 1998 wurde Vienna Acoustics als GmbH umfirmiert, was Gansterer Zeit und Raum für die Entwicklung seiner Treiber, Weichen, Gehäuse und final Lautsprecher gab und gibt.   

Feinste Details

 
Gansterer achtet ganz offensichtlich auf jedes Detail, weil aus seiner Sicht alles einen Einfluss auf den Klang des fertigen Lautsprechers hat: jeder Widerstand, jeder Kondensator, jede Versteifung im Innern des Gehäuses und am Ende natürlich die Weiche. Ich finde es sehr wichtig, was er selbst dazu sagt;„Das ist etwas, worauf wir uns wirklich konzentrieren: die Beurteilung des natürlichen Klangs eines Bauteils. Man kann denselben Kondensator von drei verschiedenen Anbietern bekommen – gleicher Typ, gleiches Material, gleicher Wert, gleiche Spannung – aber wenn man zwischen ihnen wechselt, denkt man manchmal, dass ein Hochtöner ausgeschaltet wurde. Unglaublich, aber leicht zu demonstrieren. Es gibt etwas, das hier sehr wichtig ist. Was ein Designer in der HiFi-Welt entwickelt, hat oft nur sehr wenig mit dem zu tun, was der Kunde am Ende kauft. Was der Kunde kauft, ist oft nicht besser als eine Lotterie. Der Designer verfeinert sein Produkt vielleicht über mehrere Jahre hinweg, verfeinert es und verfeinert es. Dann geht es in die Serienproduktion. Wenn die Frequenzweiche fremdbezogen wird und die Komponenten auch nur ein bisschen anders sind, dann ist das Ergebnis ein völlig anderer Klang. Die Treiber, die bestellt werden, sind fein abgestimmte mechanische Geräte, so dass bei einer Bestellung von 1.000 Stück enorme Toleranzen auftreten. Der Konstrukteur arbeitet mit winzigen Änderungen der Frequenzweichenwerte. 0,1 oder 0,2 dB, die große Unterschiede im Klang des Lautsprechers ausmachen. Dann baut man Treiber ein, die + 2 dB haben. Das ist es, was wirklich Geld kostet. Es ist nicht der Treiber selbst, der teuer ist, sondern die ganze Arbeit, die damit verbunden ist, ihn an die richtige Spezifikation anzupassen, damit der Kunde das Produkt tatsächlich so erhält, wie es sein soll.“   

Weitere Einsichten  


Aber wie gelingt Gansterer dieser Transfer vom ausentwickelten, idealen Prototypen hin zum gleichwertigen Produkt? Er fertigt am Ende seiner Entwicklung „eine absolut hundertprozentige Kopie” davon an, die er dann an die Produktionsstätte gibt. Alles, was in der Folge das Werk verlässt, muss innerhalb sehr enger Toleranzen mit dieser Kopie übereinstimmen und dafür hat er sehr genau definierte Standards. Dazu noch einmal Gansterer: „Wenn wir also einen Produktionslauf von sechzig Stück eines bestimmten Modells haben, nehmen wir zuerst die Referenz heraus und messen sie. Dadurch werden Umgebungsschwankungen wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Schwankungen im Antriebsverstärker eliminiert. Jeder neue Lautsprecher muss dann mit diesem Modell übereinstimmen.“ Und wie schafft er das? Zunächst einmal werden sämtliche Treiber ausgemessen und entsprechend ihrer Abweichungen kategorisiert. Darauf passt er dann die Frequenzweiche an, um die Abweichung zu korrigieren. Anhand von Messungen wie einem Wasserfalldiagramm kann er die Treiber so anpassen, dass sie idealtypisch korrigiert werden. So paart er seine Lautsprecher hundertprozentig perfekt, was durch einen absolut parallelen Frequenzgang verifiziert wird.   

Die neue Haydn  


Die Ur-Haydn Lautsprecher waren das erste Serienmodell von Vienna Acoustics, das in größeren Stückzahlen verkauft wurde. Der grösste Unterschied zur SE Version ist der Hochtöner und die besonders auf dieses Upgrade optimierte Neuabstimmung der Frequenzweiche. Die von Vienna Acoustics entwickelte und von Scan-Speak produzierte Seidenkalotte feierte ihr Debut 2019 in den Beethoven Concert Grand / Baby Grand Reference Lautsprechern. Piotr Cholewa von Vienna Acoustics schrieb mir dazu:“In Kombination mit unserem Spidercone-Tiefmitteltöner ergibt sich ein außergewöhnliches Klangbild, dass den zarten Lautsprechern eigentlich unmöglich zuzutrauen ist.“ Genau das habe ich ja auch erlebt. Die meisten Chassis werden seit langem in Kooperation mit Scan-Speak oder SEAS produziert. Letztere stellen auch das Wahrzeichen von Vienna her, den transparenten Tiefmitteltöner.   

Erkennungsmerkmal

 
Die „Spinnenmembran“ wurde in Wien entwickelt und wird im Werk von Vienna Acoustics produziert.

Lautsprecher Stereo Vienna Acoustics Haydn SE Signature im Test, Bild 3
Auch in dieser sehr schicken Version erkennt man den patentierten, klangbestimmenden „Spider Cone“ sofort
Zusätzlich zur immanenten Steifigkeit des Materials wurde eine weitere Versteifung durch axiale und radiale Verstärkungsrippen erzeugt, die die Membran wie ein Spinnennetz überziehen. Die genaue Größe, Anzahl und Position dieser Versteifungselemente wurde mit Hilfe einer computergestützten Finite-Elemente-Analyse ermittelt. Die Herstellung im Spritzgussverfahren erforderte zwar ein teures Werkzeug, doch die Kegel sollen sich nun wie ein perfekter Kolben bewegen. Basis für das Membranmaterial namens XPP ist das leichteste Thermoplastik von KPE aus Japan. Das hat von Haus aus bereits eine gute innere Dämpfung, aber damit gab sich Peter Gansterer nicht zufrieden und fügt deshalb einen bestimmten Prozentsatz an Polypropylen hinzu, weshalb die Konitransparent sind. Der Konus wird dann zu SEAS für die Endmontage geschickt. In Verbindung mit einer sanft ausgelegten Frequenzweiche stellt sich dann das von mir erlebte, außergewöhnliche Klangbild ein.   


Gehäusebau

 
Fehlt nur noch ein Kriterium, nämlich die Gehäuse. Man sollte sich nicht vom feinen, aber konventionellen Look dieser Lautsprecher täuschen lassen, denn der verbirgt viel von der Sorgfalt, die ihnen zuteil wird. Gansterer will die Gehäuse der Vienna Acoustics Lautsprecher nicht als Instrument bauen, sondern eine neutrale Basis über den kompletten Frequenzbereich schaffen. Dazu verwendete er früher sehr dicke MDF-Platten, die bei Bedarf mit Gummi überzogen wurden. Bei den größeren Modellen kam auch noch Aluminium hinzu. Heute setzt er eher auf HDF, was im Fall der Haydn eingesetzt wurde, hat man mir nicht gesagt. Fürs Finish werden zehn Lackschichten aufgebracht und eine spezielle Technik beim Lackieren angewendet, die Firmengeheimnis bleibt. Für die Gehäuseberechnung und ihre Versteifung setzt Gansterer wie für die „Rippen“ der Membranen seiner Tief- und Tiefmitteltöner Finite Elemente-Analysen ein (FEA).   

Musikmaschine

 
Als ich die Traum-CD „Sorry, I made you cry“ von The Czars einlegte, entstand bei mir so etwas wie eine andächtige Stimmung. Schier atemlos habe ich die komplette CD durchgehört, als wäre es die Matthäus-Passion an Ostern: feinste Texturen, die Tiefe von John Grants Stimme, das Raumerlebnis dieser hypnotischen Aufnahme, die flirrenden Gitarren – ich könnte Seiten damit füllen, wie unglaublich dieses Erlebnis war – nicht zuletzt auch aufgrund der wirklich geringen Abmessungen der Haydn SE Signature. Was aus diesem Lautsprecher an Klang, an farbiger Tonalität, an Raumillusion und Stimmgewalt heraus kommt, ist schier unglaublich. Sie mögen mir vielleicht auch nicht glauben, dass auch tanzbare Musik wie die vom Gotan Project ganz wunderbar mit diesen kleinen Zauberkistchen funktioniert. Und nein, das ist kein Partylautsprecher, aber was sie kann, genügt allemal, um auch das Tanzbein zu schwingen. Wenig überraschend scheint sie, wenn ich das so sagen darf, Klassik zu lieben. Die vielschichtigen Fagottkonzerte von Johann Christian Bach und Michael(!) Haydn in der Interpretation der Französin Sophie Dervaux sind ein weiteres auditives Fest, das für meine Ohren keine Wünsche offen lässt.

Fazit

Für mich sind die kleinen Vienna Acoustics Haydn SE Signature die Überraschung meines bisherigen Hörjahres. Einen so kleinen Lautsprecher mit einem so großen Klang habe ich noch nie gehört. Meine größtmögliche Empfehlung für bewusste Hörer mit Platzproblemen.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Vienna Acoustics Haydn SE Signature

Preis: um 2900 Euro

Ganze Bewertung anzeigen


5/2023
5.0 von 5 Sternen

Referenzklasse
Vienna Acoustics Haydn SE Signature

 
Bewertung 
Klang 70%

5 von 5 Sternen

Labor 15%

5 von 5 Sternen

Praxis 15%

5 von 5 Sternen

Ausstattung & technische Daten 
Kategorie High-End-Monitor / Standlautsprecher 
Preis (in Euro) um 2.900 Euro 
Vertrieb: Sintron Distribution, Iffezheim 
Telefon: 07229 1829-0 
Internet www.sintron.de 
Ausstattung
Ausführung Kirsche; Premium Rosewood; Pianolack schwarz und weiß 
Abmessungen (H x B x T in mm) 361 × 174 × 265 mm 
Gewicht (in Kg) 10 kg 
Konstruktionsprinzip 2-Wege Bassreflex- Kompaktmonitor 
Bestückung 1 x 150-mm-Spider-Cone-X3PTiefmitteltöner; 1 x 28-mm-Seidenkalotte 
Frequenzgang 40 Hz – 20 kHz 
Nennimpedanz 4 Ohm 
Wirkungsgrad 88,5 dB 
Weiche 6 db/12 db Bessel 
Garantie (in Jahren): 2 Jahre 
+ kleine Box ganz groß 
+ fantastischer Klang 
+/- + überragendes Preis-Leistungs-Verhältnis 
Klasse Referenzklasse 
Preis/Leistung hervorragend 
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Christian Bayer
Autor Christian Bayer
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Datum 29.05.2023, 09:58 Uhr
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