Kategorie: Vollverstärker

High-End Vollverstärker · Krell K-300i


Auf der Höhe der Zeit

Vollverstärker Krell K-300i im Test, Bild 1
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Mit Vollverstärkern hat unsere HiFi-Karriere einst begonnen. Und mit dem Krell K-300i Vollverstärker dürfte sie auf absolutem High-End-Niveau gerne auch enden, denn er knüpft an ganz große Zeiten an.

Legendär  


Wenn ich an meine Sehnsuchtszeiten in Sachen HiFi denke, dann sind das ganz klar die 80er Jahre. Damals, in der Vor-Media-Markt-Ära, gab es große Einzelhändler, die mehrere Kabinen für bestimmte Marken oder Anlagen vorhielten. Und die manchmal, wie mein bevorzugter Händler in der Nähe, eben die neue Threshold oder Krell Endstufe auf einem Drehteller präsentierten. Was habe ich mir nicht virtuell die Nase an diesen Traumgeräten plattgedrückt und was freue ich mich jetzt, einen Krell Verstärker vor mir zu sehen, der mit seiner geschwungenen Front sofort wiedererkennbar ist.   

Kurzgeschichte

 
Krell Industries Inc. wurde 1980 von Dan und Rondi D’Agostino gegründet.

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Nach vielen erfolgreichen Jahrzehnten geriet die Firma mit der Finanzkrise 2007/2008 in Schwierigkeiten und sah sich mit einem Investor konfrontiert, der von der Branche keine Ahnung hatte. Konsequenterweise warf er Dan und Rondi dann 2009 aus der Firma. Dan gründete daraufhin „D’Agostino“, doch Rondi ließ nicht locker und kaufte Krell 2016 wieder zurück. Mit ihrer Hartnäckigkeit und einem entscheidenden Mitarbeiter konnte Krell schließlich wieder an ihre alte Klasse anknüpfen.   

Die A-Klasse

 
Die Geschichte von Krell ist untrennbar mit Class-A-Verstärkern verknüpft. Der erste Verstärker, den Dan D´Agostino für Krell entwickelte, war die berühmte KSA- 100 Endstufe mit irren 100 Watt an 8 Ohm in purem Class-A, sehr hohem Stromverbrauch und einer nie da gewesenen Bandbreite. Dazu muss man wissen, dass Class-A-Verstärker sehr linear arbeiten und ausgesprochen geringe Signalverzerrungen haben, wenn die Schaltung korrekt ausgelegt ist. Das erkauft man sich allerdings mit einem konstanten Stromfluss und zwar egal, ob ein Signal anliegt oder nicht. Eintakt-Röhrenverstärker arbeiten übrigens prinzipbedingt auch immer in Class-A. Nun ist dieser Modus, insbesondere für Hochleistungstransistorverstärker wegen des quasi sinnlosen75 Energieverbrauchs schon im Leerlauf und dem damit verbundenen enormen Stromverbrauchs und der irren Abwärme einfach nicht mehr zeitgemäß. Natürlich wusste Krell das. Der angesprochene wichtigste Mitarbeiter, der die dafür nötigen Innovationen entwickelt hat, heißt Dave Goodman. Er ist seit mehr als 35 Jahren in der Firma und seit dem Abschied von Dan D´Agostino der technische Kopf von Krell.   

Innovationen

 
Der K-300i ist ein Class- AB-Verstärker, der bis zu 90 Watt in Class-A liefert. Aber das ist nicht irgendein Class-A, sondern das neue Krell Class-A mit iBias Technologie. Was hat es damit auf sich? Nun, der K-300i hat eine symmetrische Eingangsstufe, die laut Dave Goodman eine relativ konventionelle Ausgangsstufe antreibt.

Vollverstärker Krell K-300i im Test, Bild 5
Wie es sich gehört sind die Analog- und die Digitalstufen sauber voneinander getrennt. Auffällig ist der riesige Ringkerntrafo
Zuerst arbeitete er an der Treiberstufe und konnte durch eine optimierte Bauteileauswahl die Verzerrungen deutlich senken. Nun hat sie praktisch nur noch ohrenfreundliche K3 Verzerrungen, was ihrem Wohlklang enorm zugute kommt. Zweitens hat Goodman in der Ausgangsstufe die Ausgangsimpedanz gegenüber üblichen Designs dieser Art drastisch gesenkt, was wegen der potentiellen Mismatches zwischen den vielen Endtransistoren nicht ganz banal ist. Das hat, wie er sagt, eine „radikale“ Verbesserung des Klangs bewirkt und war am Ende gar nicht so schwer zu implementieren, aber das führt hier zu weit. iBias Bei der iBias Technologie wird der Strom direkt an den positiven und den negativen Halbwellen der Ausgangsstufe überwacht. Mit Hilfe einer Kontrollschleife stellt man sicher, dass die inaktive Halbwelle, die in einem typischen Class-AB-Design abschalten würde, wenn sie nicht an der Reihe ist, gerade so noch an bleibt. Dadurch vermeidet man Schaltverzerrungen und verballert nicht unnötig Energie. Genau so geht Class-A im 21. Jahrhundert. Außerdem kann man so vermeiden, dass selbst vogelwilde Lautsprecherimpedanzkurven den Klang vermiesen. Anders formuliert lässt sich sagen, dass iBias die klanglichen Vorteile des Class-A-Betriebs ohne den sinnlosen Wärme- und Stromverbrauch traditioneller Class-A-Verstärker liefert. Ein massiver Ringkerntrafo bildet zusammen mit satten 80.000µ Siebkapazität die angemessene Stromversorgung für genügend Dynamikreserven und Signalkontrolle.   


Digital fit  


Was der Krell K-300i an Funktionalität und Klang aus seinem optionalen Digitalboard schüttelt, ist erste Sahne und ich kann es jedem potentiellen Käufer nur ans Herz legen, das auch zu erwerben. So vermeidet man zusätzliche Geräte und bleibt beim Vollverstärker. Apropos zusätzliche Geräte: alleine, dass das Board nicht nur, wie es häufig der Fall ist, für D/AWandlung sorgt, sondern auch das Streaming abdeckt, finde ich sehr schlau und praxisgerecht. Dass man auch daran gedacht hat, eine USB-Buchse auf die Front zu setzen, ist ebenfalls schlau, denn so kann man schnell mal ein Smartphone, einen Speicherstick oder einen mobilen Digitalzuspieler anschließen. Rückseitig gibt es einen weiteren USB-Anschluss für Festplattenmusik. Der Wandlerchip ist ein feiner ESS Sabre Pro DAC. Das Netzwerk-Streaming- Board mit eigener mobiler App spielt alle denkbaren Formate mit bis zu 192 kHz/24 Bit Auflösung von UPnP-Musikservern oder einer NAS ab. Mit der entsprechenden App kann man die üblichen Verdächtigen streamen, das Teil ist „Roon Ready“ und dekodiert MQA, für den der es braucht. HDMI 2.0-Eingänge und -Ausgänge, die 4K UHD mit HDR unterstützen, ermöglichen Fernsehton in audiophiler Klangqualität. Um die Digitalwelt komplett zu machen, scheut sich das Board auch nicht vor einem Bluetooth- Empfänger mit Qualcomm® aptX für bestmögliche kabellose Verbindung mit aptX-fähigen Bluetooth-Geräten.   

Nützliches

 
Über die Menüsteuerung kann man den K-300i auch als Zentrale einer Surround-Anlage definieren, was seine Stereofähigkeiten natürlich nicht beeinträchtigt. Für zusätzliche kundenspezifische Installationen dienen RS-232- und Ethernet-Anschlüsse für Steuerung und Statusrückmeldung, die 3,5-mm-Buchsen für den IR-Eingang und ein 12-Volt-Trigger Ein- und Ausgang. Darüber hinaus verfügt der K-300i über einen internen Webserver, der wenig überraschend für Tablets optimiert ist. Damit bekommt man eine grafische Fernbedienungsoberfläche zur beque-men Steuerung via Ethernet. Eine Phonoplatine bietet Krell nicht an, was schlau ist, denn auf so engem Raum höchstwertig Digital- und Phonoboard unterbringen zu wollen ist auf diesem Niveau nicht sinnvoll. Es gibt ja mit der Krell K-300p eine hervorragende Phonostufe im Angebot, die auch optisch perfekt zum „i“ passt.   

Klang? A. 1A!

 
Was der Krell K-300i in der Zeit, in der ich ihn mit unterschiedlichsten Lautsprechern wie der großen Thivan Labs Eros 9 Ultra oder der kleinen Revival Audio Sprint 3 hören durfte, klanglich abgeliefert hat, war so großartig, dass ich ihn am liebsten mit nach Hause genommen hätte. Dabei habe ich alle Funktionen getestet, Bluetooth ebenso wie Streaming und natürlich die analogen Eingänge. Alles funktioniert problemlos und immer kommt der Klangcharakter des Krell zum Tragen: sämig, flüssig, geschmeidig, knackig, fein aufgelöst. Er scheint jeden Lautsprecher zu Höchstleistungen anzutreiben und macht das auf total lässige, unaufdringliche Art. Mein Auflösungscrashtest ist Emmylou Harris´ Überalbum „Wrecking Ball“. Wenn „Deeper Well“ flüssig, logisch, gut sortiert und doch geschlossen, mit schier unendlicher Bühne und feinst abgestuften Bässen wiedergegeben wird, dann stimmt alles. Genau das kann der Krell K-300i und er muss sich dafür null anstrengen. Mit ihm kann man stundenlang Musik hören, Musik entdecken, Musik genießen. Einfach traumhaft. 

Fazit

Transfer geglückt. Krell hat seinen Class-A-Markenkern bewahrt und auf ein modernes Energieniveau gehievt. Der Krell K-300i ist alles, was man von einem Referenz-Vollverstärker erwarten kann und dann noch mehr.

Kategorie: Vollverstärker

Produkt: Krell K-300i

Preis: um 10000 Euro , 12.900 Euro mit Digitalboard inkl. Streaming / DAC

Ganze Bewertung anzeigen


10/2023
5.0 von 5 Sternen

Referenzklasse
Krell K-300i

 
Bewertung 
Klang 70%

Labor 15%

Praxis 15%

Ausstattung & technische Daten 
Preis: ab 10.000 Euro; 12.900 Euro mit Digitalboard inkl. Streaming / DAC 
Vertrieb: Audio Reference, Hamburg 
Telefon: 040-53320359 
Internet: www.audio-reference.de 
Ausstattung
Prinzip: Transistorvollverstärker 
Ausführung: Schwarz, Silber 
Abmessungen (B x H x T in mm): 438 x 104 x 462 
Gewicht: 18,2kg 
Ausgangsleistung: 150 Watt an 8 Ohm / 300 Watt an 4 Ohm 
Dämpfungsfaktor: 347 / 20Hz; 228 / 20Hz - 20kHz (jeweils bei 8 Ohm) 
Eingänge: 3 x Cinch; 2 x XLR (Analog); 1 x Coax; 1 x optisch; 2 x HDMI; 1 x USB / Host / Device; D/A-Wandler Board (optional) 1 x Phono (optional); 1 x 3,5 mm Klinke 
Ausgänge: 1 Paar Lautsprecher; 1 x Pre-Out; HDMI; Trigger / Control 
Garantie 2 Jahre (nach Registrierung 3 Jahre) 
+ überragender Klang 
+ großartige Funktionalität 
+/- + souveräne Leistungsentfaltung 
Klasse: Referenzklasse 
Preis/Leistung: sehr gut 
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Christian Bayer
Autor Christian Bayer
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Datum 11.10.2023, 09:54 Uhr
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Topthema: Feurig
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High-End-Standbox mit ESS AMT

Mit diesen Chassis wollte ich schon immer mal etwas bauen. Dass ich sie allerdings jemals zusammen in einer Box haben würde, hätte ich dann doch wieder nicht erwartet – dass das Ganze so gut werden würde, dann schon eher.

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