Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Phonovorstufe Primaluna Evo 100 Tube Phono Preamplifier


Röhre pur

Verstärker Phono Vorverstärker Prima Luna Evo 100 Tube Phono Preamplifier im Test, Bild 1
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Phonovorstufen mit Röhren gibt’s wie Sand am Meer. Solche, die den Job aber komplett in die Hände glimmender Glaskolben legen sind eine rare Spezies.

Prinzipielles


Primalunas Evo 100 Tube Preamplifier ist so ein scheues Reh. Hier gibt’s tatsächlich weder Halbleiter noch Übertrager, die bei der Verstärkung zarter MC-Signale assistieren. Was ein zwar wünschenswertes, aber nicht ganz einfaches Unterfangen ist, denn die mechanisch großen Systeme gängiger Elektronenröhren sind für alles Mögliche bestens geeignet, nur nicht unbedingt für Signale im Bereich von maximal ein paar hundert Mikrovolt, wie sie bei MCs üblich sind. Schon aufgrund der Fläche der Röhreneinzelteile ist ein gewisses Maß an Antennenwirkung gegenüber allem möglichen elektromagnetischen Ungemach kaum zu vermeiden, was sich bei solchen Anwendungen gerne in allen möglichen Arten von Störgeräuschen äußert, ein erhöhtes Maß an Brummgefahr eingeschlossen.

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Diese Phonovorstufe, soviel darf ich schonmal verraten, verhält sich diesbezüglich absolut mustergültig, was ich mit einem nicht unerheblichen Maß an Erstaunen zur Kenntnis genommen habe.   

Primaluna


Primaluna ist nur wahrlich kein Newcomer am Markt, das Unternehmen baut schon seit 20 Jahren bezahlbare Röhrenkomponenten, die zurecht einen sehr guten Ruf genießen. Die Firma ist in Holland ansässig, der Chef ist ein in der Branche weitgereister Mann namens Hermann van den Dungen. Mit der Hilfe diverser internationaler Audio-Cracks – das schließt Leute ein, die schon für Goldmund und Jadis entwickelt haben – entwickelt man spannende Geräte, die im fernen Osten gefertigt werden. Und das ausgesprochen hochwertig, aus der Fertigung stammen nämlich auch die über jeden Zweifel erhabenen Cayin-Geräte. Finish, Lackierung, Konsequenz beim Aufbau – all das geschieht dort auf wirklich hohem Niveau. Was wieder einmal beweist, dass die Chinesen durchaus können, wenn man ihnen finanziell genügend Luft zum Arbeiten gibt. Das ist hier offenbar der Fall und äußert sich in einem Verkausfspreis von 3500 Euro für den Evo 100 Phono. Mit der Typenbezeichnung muss man übrigens ein bisschen aufpassen, es gibt nämlich gleich viermal „Evo 100“ in der Primaluna-Produktpalette – achten Sie also bitte auf die Geräteklassifizierung danach.  

Der Proband


Die Evo-Serie ist die Top-Baureihe bei Primaluna, was hier in Anbetracht des getriebenen Aufwandes auch sofort klar wird: Insgesamt zehn Röhren sind für die Signalverarbeitung zuständig, was für ein unsymmetrisches Schaltungsdesign eine echte Hausnummer ist. Das Gerät steckt in einem piekfein anthrazit-metallicfarben lackierten Stahlblechgehäuse, der schützende Käfig für das Röhrenensemble ist natürlich nur gesteckt und somit leicht entfernbar. Kleines erfreuliches Detail am Rande: Die gläsernen Seitenscheiben des Käfigs sind tatsächlich aus Echtglas. Mit einer Breite von 280 Millimetern hat das Gerät zumindest in der Breite Midi- Format, satte 12,7 Kilogramm zeugen von Gehalt. Eingeschaltet wird mittels links an der Seite angebrachtem Wippschalter, rechts gibt’s ein Pendant dazu – das ist originellerweise fürs Umschalten der Eingangskapazität im MM-Betrieb zuständig.  

Anschlüsse und Bedienung


Vier Cinchbuchsen fungieren als Signal- Ein- und Ausgänge, ein zweiter Eingang wäre vielleicht etwas,

Verstärker Phono Vorverstärker Prima Luna Evo 100 Tube Phono Preamplifier im Test, Bild 7
Keine weiteren Auffälligkeiten auf der Geräterückseite
dass diesem Prachtexemplar von einer Phonovorstufe noch gut zu Gesicht gestanden hätte. Hinzu gesellt sich eine Erdungsklemme und der Netzeingang – das war’s. Bedient wird das Gerät über zwei Drehschalter und vier Taster. Der Knopf links wählt die MC-Eingangsimpedanz in fünf Stufen zwischen 50 und 1000 Ohm, der rechts schaltet die MC-Verstärkung dreistufig um. Die angegebenen Verstärkungen von 52, 56 und 60 Dezibel stimmen fast exakt, die 40 Dezibel im MM-Betrieb ebenfalls. Falls Sie nicht unbedingt einen Exotenabtaster mit 0,1 Millivolt Ausgangsspannung an den Primaluna anschließen wollen, sind Sie damit auf der vollkommen sicheren Seite. Die Taster schalten zwischen MM- und MC-Betrieb und erlauben das Stummschalten des Ausgangs.  

Interna


Von den versprochenen zehn Röhren sieht man zunächst erst einmal nur acht. Zwei Doppeltrioden vom Typ 6922 verstecken sich nämlich unter dem hinten auf dem Gerät angebrachten Deckel und sind zusätzlich in einem eigenen Kabinett untergebracht, an das man nur herankommt, wenn man einen rückseitig angebrachten mit vier Schrauben gesicherten Blechdeckel löst. Damit noch nicht genug der Abschirmung: Auf den beiden Glaskolben stecken Aluminium-Abschirmbecher. Diese dreifache Abschirmung dürfte für die ausgezeichnete Störarmut der MC-Abteilung entscheidend mitverantwortlich sein. Abschirmbecher gibt’s auch auf den vier ECC83, die die MM-Verstärkerabteilung bilden und ganz vorne auf dem Chassis angeordnet sind. Sie sind wie alle Röhren mit „Primaluna“ gelabelt, so dass sich über ihre tatsächliche Herkunft nichts Genaues sagen lässt.  In Sachen Stromversorgung griffen die Konstrukteure so richtig in die Vollen. Für jeden Kanal spendierten sie dem Gerät eine eigene Hochspannungsversorgung mit Röhrengleichrichtung und Röhrenspannungsregler. In kanalgetrennter Ausführung gibt’s das, wenn ich mich recht erinnere, noch nicht einmal bei dem gewaltigen Audio Research-Zweiteiler PH-10, der schon preislich in einer ganz anderen Liga spielt. Bei Primaluna regelt pro Kanal eine kräftige Pentode vom EL34, den Gleichrichterjob. Nicht schlecht für dreieinhalb, würde ich mal sagen. Zumal’s unter dem Bodenblech kaum weniger verheißungsvoll weitergeht. Ein großer Teil der Schaltung ist äußerst sauber frei verdrahtet, die Platzierung der Komponenten zeugt von Sachverstand und Disziplin. Teile der Stromversorgung sitzen auf einer Platine, diverse Relais für die Verstärkungs- und Impedanzumschaltung ebenfalls. So ein Gerät in dieser Form aufzubauen ist eine Menge Arbeit, was den geforderten Einstandspreis ausgesprochen fair erscheinen lässt, vom satten Materialeinsatz mal ganz abgesehen. Messtechnisch gibt sich die Maschine ohnehin keinerlei Blöße, so dass dem Hörvergnügen eigentlich nichts mehr im Wege stehen sollte.   

Klang


Nehmen wir doch gleich den schön ausgewogenen Schweizer Holborne-Plattenspieler her, der sich noch vom Test im letzten Heft bei mir ausruht. Ich bin Freund von eher reichlich MC-Verstärkung, und so durfte der hauseigene Abtaster denn auch bei 62 Dezibel seine Arbeitsprobe abliefern. 100 Ohm Abschluss erwiesen sich als das Mittel der Wahl, deutlich darüber zerfasterte das Klangbild etwas und beraubte sich ein wenig seinem ohrenfälligsten Charakteristikum: einem grollenden, mächtigen Tieftonberiech. Tatsächlich ist die Primalua in dieser Hinsicht überhaupt kein Kind von Traurigkeit, sie langt unten herum ordentlich hin. Das macht sich zum Beispiel beim klassischen Siebziger- Sound bemerkbar, wie er zum Beispiel auf dem von mir vor geraumer Zeit wieder- entdeckten Fleetwood Mac-Überklassiker „Rumours“ geboten wird. „Dreams“ lebt zum Beispiel auch von dieser warmen, voluminösen Rhythmusarbeit, die die Herren Fleetwood und McVie beisteuern. Über den Primaluna ist es da, dieses warme, angenehme Gefühl, das, was den Zuhörer in dem Titel baden lässt. Das er bestens sortieren kann, stellt sich gleich im Nachgang bei „Never Going Back Again“ heraus. Lindsey Buckingham liefert hoch transparente Seitenarbeit, es strahlt und funkelt am oberen Ende des Spektrums, dass es eine Pracht ist. Man kann vermutlich darüber streiten, ob das nicht alles einen Hauch zu schön und zu spektakulär geraten ist – aber nicht mir mir: Ich will Spaß haben beim Musikhören, und das geht hiermit ausgezeichnet. Tatsächlich ist in erster Linie die MC-Vorstufe für diesen Charakter zuständig: Betreibt man den Primaluna mit einem guten MM-Abtaster wie dem Audio Technica AT-5V, dann klingt’s etwas weniger ausufernd, möglicherweise gar disziplinierter. Das lässt die Montgomery Brothers etwas strenger erscheinen, gibt dem großartigen „Groove Yard“ aber einen konzentrierteren Eindruck, was man durchaus mögen darf. In jedem Falle brilliert die Primalune mit ihrer weiträumigen und luftigen Abbildung, sie liefert eine erstaunliche Präzision bei der Verteilung des Geschehens im Raum, es swingt und singt an allen Ecken und Kanten. Großartige Maschine! 

Fazit

MC ausschließlich mit Röhren? Das geht – und wie! Primaluna beiweist, dass man so große, schimmernde und wohligeinhüllende Klangbilder mit prächtgem Fundament erzeugen kann. Ein echtes Genießerstück!

Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Produkt: Prima Luna Evo 100 Tube Phono Preamplifier

Preis: um 3500 Euro

12/2023

MC ausschließlich mit Röhren? Das geht – und wie! Ein echtes Genießerstück!

Prima Luna Evo 100 Tube Phono Preamplifier

Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Besser Distribution, Berlin 
Telefon 030 856065010 
Internet www.besserdistribution.com 
Garantie (in Jahren) 2 Jahre 
B x H x T (in mm) 280 x 190 x 405 mm 
Gewicht ca. 12,7 kg 
Unterm Strich... MC ausschließlich mit Röhren? Das geht – und wie! Primaluna beiweist, dass man so große, schimmernde und wohligeinhüllende Klangbilder mit prächtgem Fundament erzeugen kann. Ein echtes Genießerstück! 
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Autor Holger Barske
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Datum 24.12.2023, 09:57 Uhr
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Mit diesen Chassis wollte ich schon immer mal etwas bauen. Dass ich sie allerdings jemals zusammen in einer Box haben würde, hätte ich dann doch wieder nicht erwartet – dass das Ganze so gut werden würde, dann schon eher.

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