Musikrezension: Riverside – I.D. Entitiy (Inside Out Music)

Die 80er-Jahre sind zurück! Könnte man jedenfalls meinen, wenn man die Synthies des Openers „Friend or Foe?“ hört. Nur kurzzeitig drängen die typisch Riverside‘schen Stromgitarren diesen Gedanken in den Hintergrund, und dann geht’s erst recht mit Synthie-Pop von vor 40 Jahren weiter. Sogar wenn Sänger Mariusz Duda einsetzt, bin ich erst mal fast davon überzeugt, Morten Harket von a-ha am Mikrofon zu hören. Der rockende Refrain mit seinem Tonartwechsel rückt die Welt dann wieder gerade, doch das Wechselbad der Stimmungen geht weiter. Das ist ganz und gar nicht problematisch, als bekennender Fan von 80er-Pop und neuzeitlichem Progressive Metal fühle ich mich in beiden Welten zuhause. Zudem führt Riverside die Symbiose so genial aus, dass sie noch nicht mal unnatürlich wirkt. Im Gegenteil gewinne ich Track für Track (wobei die 80er-Pop-Anteile da bei weitem nicht mehr so präsent sind wie im Opener) das Gefühl, hier, wenn schon nicht ein gänzlich neues Genre, so doch eine innovative Spielart des Genres im Entstehen zu beobachten. Die orientalischen Einflüsse in „Landmine Blast“ fügen sich genauso harmonisch ein wie die vertrackten, kraftvollen Bläsersätze im großartigen, datenschutzkritischen Düsterrocker „Big Tech Brother“. Das Album ist reich an Höhepunkten, Lückenfüller finden sich keine. Dennoch empfehle ich das erwähnte „Big Tech Brother“ und die erste Single-Auskopplung „I’m Done with You“ als Anspieltipps. Gerade bei letzterem Track ist der Refrain ein seltenes, kraftvolles Juwel – auch wenn man die Stimme Dudas nicht uneingeschränkt lieben muss.

Fazit