Musikrezension: Bruce Springsteen – Covers Vol. 1 Only The Strong Survive (Columbia)

Das hätte schiefgehen können. Ist es aber nicht. Vielmehr hat es der 73-Jährige Rockveteran hinbekommen, ein tatsächlich überzeugendes Soul-Album abzuliefern. Keine Aneinanderreihung von Plattitüden, sondern eines, bei dem man ihm den Spaß an der Sache abnimmt. Alle Titel sind Genre-Klassiker und die Songauswahl ist weit entfernt von gewöhnlich. Mit einer Ausnahme: Vom durch die Commodores berühmt gewordenen „Nighshift“ hätte er vielleicht die Finger lassen sollen, das zündet nicht so recht. Ansonsten aber: Hut ab. Spätestens beim nachfolgenden „Do I Love You (Indeed I Do)“ jedoch brennt die Hütte. Mit schmissiger Chorbegleitung, korrekt dosiertem Streichereinsatz und ordentlich Tempo rockt das Ding aber mal ernsthaft. Kaum ist man richtig drin, ist der Kracher auch schon wieder vorbei und macht dem im Bass mitunter leicht übersteuerten „The Sun Ain‘t Gonna Shine Anymore“ Platz. Schön groß, satt und ein bisschen schmalzig – klasse. „Turn Back The Hands Of Time“ zu Beginn von Seite zwei tönt auffällig gut, hier passt der Basspegel und drückt schön in der Magengegend. Das gilt auch für „When She Was My Girl“, dem sich der Boss mit viel Gefühl und Engagement annimmt. Und immer hat man das Gefühl, dass der Mann den 15 Songs dann doch mit ein bisschen Rock‘n‘Roll zuleibe rückt, und das tut der Sache gut: Der Man serviert hier so etwas wie Vollgas-Soul und hat sichtlich Spaß daran. Die opulente Produktion hat stärkere und schwächere Momente, klingt jedoch immer ausladend und farbig. Das Album braucht drei Vinylseiten, auf der vierten gibt‘s ein Ätzmotiv - den Drehzahlmesser des Muscle Cars, der sich als Fotomotiv durch Gatefold und Beiblatt zieht.

Fazit