Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Thivan Labs Eros 9 Ultra


Mehr als nur Männerlautsprecher

Lautsprecher Stereo Thivan Labs Eros 9 Ultra im Test, Bild 1
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Es gibt sehr unterschiedliche Höransätze, die vom Musikgeschmack und den persönlichen Lebensumständen abhängen. Mit diesem „Männerlautsprecher“ von Thivan Labs hat sich das Spektrum deutlich erweitert.

Kurzgeschichte


Vor fünf Jahren schrieb Holger Barske über die  Ur-Eros 9:“Das war aber auch mal wieder Zeit, Zeit für Männerboxen: groß, stark und breit und mit Horn oben drin.“ Daran hat sich nichts, aber auch gar nichts geändert. Die Eros 9 Ultra ist kein Ramazotti geworden, auch wenn Männer Gefühle haben, falls sich das noch nicht herum gesprochen habe sollte. Das heißt, die Finesse der Urversion scheint noch gesteigert worden zu sein, trotz des martialisch anmutenden „Ultra“-Zusatzes. Außerdem ist Thivan Labs aus Vietnam in der Zwischenzeit eine durchaus etablierte Marke geworden, was der hervorragenden Vertriebsarbeit von TGC-Chef Eckhard Derks zu verdanken ist, der die Firma vor gut fünf Jahren entdeckt hat und die Produkte seither nach Europa importiert.

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Gab es damals drei verschiedene Lautsprechermodelle, sind es inzwischen derer sechs, darunter ein schwergewichtiger, etwas konventionellerer Standlautsprecher und eine Breitbänderbox.   

Evolutionsschritte


Wir waren sehr neugierig darauf, wie sich die Evolution des fast schon klassisch anmutenden Eros 9 in der Ultra-Ausführung darstellt. Dieser, wenn man ehrlich ist, als „Eros“ schon etwas albern benannte Lautsprecher wurde 2016 eingeführt und mauserte sich auch wegen seines extrem attraktiven Preises zum Erfolgsmodell. Entscheidend dafür war aber, dass der Eros 9 ein verdammt gutes Modell seiner Zunft ist, das als sozusagen zivilisiertes Horn dazu in der Lage ist, praktisch jeden Hörer mit ins Boot zu holen. Vorausgesetzt, der geneigte Hörer hat die Voraussetzungen für einen solchen Lautsprecher, denn der Eros 9 Ultra braucht genau wie sein Vorgänger Platz und die Toleranz für einen großen Lautsprecher, der sich allerdings akustisch maximal zum Verschwinden bringen kann. Zum Erfolg hat auch der mit gut 450.000 Zugriffen extrem lange Faden eines Internetforums beigetragen. Ich kenne diesen Faden natürlich, habe aber nur einen Bruchteil davon gelesen und teile die weitgehende Begeisterung der Autoren.   

Innereien


Gehört habe ich bisher einige der ausgezeichneten Verstärker von Thivan Labs, ein Eros war noch nicht dabei. Das hat sich nun geändert und ich kann nur sagen: alles, was sie gelesen haben, ist wahr. Was sich nicht geändert hat, ist die praktisch nicht vorhandene Auskunftsfreudigkeit der Vietnamesen. Muss ich das verstehen? Nein. Haben sie Angst, kopiert zu werden? Wahrscheinlich. Also verlasse ich mich auf Verbürgtes, auf die Informationen von Eckard Derks und meine eigenen Beobachtungen und Recherchen. Das öffnet zwar Raum für Spekulationen, aber das nimmt man in Saigon, ups Ho-Chi-Min- Stadt wohl in Kauf. Eines ist sicher, Thivan baut keine eigenen Chassis, sie lassen sie höchstens für ihre Zwecke von einschlägigen Herstellern optimieren.

Lautsprecher Stereo Thivan Labs Eros 9 Ultra im Test, Bild 9
Die „Pappe“, der mächtige 15 Zöller für Bass und etwas Mittelton: seine Performance ist absolute Spitze
Grundsätzlich hat sich am Konzept der Eros 9 nichts geändert, als da wären: ein klassischer, 15 Zoll durchmessender Tiefmitteltöner mit Papiermembran mit der Betonung auf „tief“, der von einem fetten Magneten in Schwingung gebracht wird. Dazu gesellt sich ein rechteckiges 90x90-Grad Horn, an das ein 1,4-Zoll-Druckkammertreiber angeflanscht ist. Wie gesagt gibt es über die konkrete Herkunft der Treiber nachvollziehbare Thesen, ich beteilige mich aber nicht an den Mutmaßungen. Sie kommen garantiert aus dem PA-Bereich, was Thivan Labs aber daraus macht, ist alles andere als PA-artig. Ein Wirkungsgrad tief in den 90ern ist garantiert und doch spielt auch der Eros 9 Ultra wie sein Vorgänger mit einem schnell herbeigeschafften 15-Watt Röhrenverstärker schlapp, wollig, dynamikarm. Das mag an diesem speziellen Verstärker gelegen haben, ein Exemplar von Thivan hatten wir nicht zur Hand. Aber das macht nichts, denn wir dürfen gerade mit dem Gegenteil, dem Krell K-300i Vollverstärker spielen. Und dieser Match ist ein hervorragender, denn damit geht der Eros 9 Ultra bei Bedarf mal richtig schön steil, kann aber auch schön, richtig schön.  

Feinheiten


Ob für den Missmatch mit bestimmten Röhrenverstärkern kleiner Leistung wie beim Vorgänger eine fehlende Impedanzlinearisierung verantwortlich ist, muss Vermutung bleiben, die Weiche ist nicht einsehbar. Sie wurde aber definitiv überarbeitet, für die Anpassung im Hochton wurde wohl ein Autotrafo verwendet. Ansonsten sind anscheinend die Dämmung des Gehäuses und der bodenseitige Bassreflexkanal überarbeitet worden. Das Ab- und Rundstrahlverhalten des Horns ist ungewöhnlich gnädig und groß. Die Charakteristik ist nicht horntypisch, sondern quasi genreunabhängig- oder übergreifend stimmig, durchsichtig und langzeittauglich. Die große Pappe darf bis 1.8kHz auch in den Mitten Hauptdarsteller sein, darüber lässt man ihn offenbar ohne Weicheneingriff sanft auslaufen. Als Tieftöner ist er so abgestimmt, dass er einen nicht erschlägt, aber furztrocken bis in Lagen spielt, die den Hörraum oder das Einfamilienhaus fast schon unverzichtbar machen – der Ankopplung an den Boden sei Dank. Das gilt aber wirklich nur, wenn man´s krachen lässt, ansonsten wird man bei geschlossenen Augen Größe und Form dieses Lautsprechers nicht auf Anhieb erraten können.   

Vorbereitungen


Ich habe die Eros 9 instinktiv leicht eingewinkelt und das dann nach einigen Versuchen genau so belassen. Der Sweetspot ist so kaum spürbar und es stellt sich ein Klang der ja fabrikneuen Wandler ein, den ich so nicht erwartet habe, zumal ich die alte Box auch nicht kenne. Im Gegensatz zur vorherigen Version, für die der Vertrieb satte 500 Stunden Einspielzeit angegeben hatte, sollte das nun mit gut 100 Stunden erledigt sein. Ich fand sie schon fabrikneu richtig großartig. Im Zusammenhang mit dem Thivan Labs Eros 9 Ultra fiel, wie schon angesprochen, immer wieder der Begriff Männerlautsprecher. Aber was ist denn damit eigentlich gemeint? Ganz einfach ein großer, schwerer, laut spielen könnender Lautsprecher. Aber das kann ja nicht alles sein. So schrieb auch Holger Barske:“Es sind die schier unerschöpflichen Reserven, die diesen Schallwandler so faszinierend machen.“ Das ist genau richtig und hier nehme ich gerne den Begriff „Überholprestige“ zur Hand: man kann mit einem PS-starken, großhubigen Fahrzeug einfach mal schnell einen LKW überholen und dann entspannt weiter cruisen. Und genau so ist das mit diesen Lautsprechern: Sie wollen Ärger? Sie wollen Krach? Bitte sehr. Den Anschlag werden Sie nicht finden, die Box kann immer weiter als es auch für halbwegs normale Wohnverhältnisse und medizinisch vertretbare Lautstärken sinnvoll ist. Aber das akustische cruisen versteht dieser Lautsprecher einfach hervorragend. Wobei in unserem Modell der Tiefmitteltonbereich oder wie man in Männerkreisen sagt, „die Pappe“ längst noch nicht da ist, wo sie nach der Einspielzeit sein wird – dasselbe gilt für den Hochtöner, aber der ist schneller „da“. Da die Eros 9 Ultra im Hochton nun zweistufig angepasst werden kann –außer der Neutralstellung kann man die Höhen leicht anheben oder absenken – ist nun eine sanfte Anpassung an den Raum, die Elektronik oder den eigenen Hörgeschmack möglich. Ich habe natürlich alle Positionen ausprobiert und die Mittelstellung gewählt.   


Hineinhören


Wie heißt es so schön:„Die Magie liegt in den Mitten“. Und genau so ist es auch mit diesem Männerlautsprecher.

Lautsprecher Stereo Thivan Labs Eros 9 Ultra im Test, Bild 8
Sie will Spaß, das ist richtig. Aber sie ist eben auch für die ganz feinen Momente hochqualifiziert
Gerade weil ich’s kann, lege ich „Gimme Shelter“ von den Stones mit Keith Richards´ so genialem Gitarrenintro auf. Das kann man sicher auch mit kleineren Monitoren genießen. Aber die schiere Abbildungsgröße, die Lässigkeit wenn der Groove einsetzt, die souveräne Auflösung und die Fein- wie Grobdynamik des Eros 9 Ultra sind schon ziemlich weit vorne. Also höre ich einfach weiter Stones und drehe sukzessive am Lautstärkeregler, bis es schließlich so weit ist – eine Gemeinheit muss her und zwar „Deeper Well“ von Emmylou Harris legendärem Album „Wrecking Ball“. Gemein deswegen, weil hier subsonische Bassschweinereien von Daniel Lanois hinein produziert wurden und sich Klangschicht auf Klangschicht aufeinander legt, bis viele Anlange streiken und nur noch Klangbrei zu hören ist. Aber nicht doch mit dem Eros 9 Ultra. Er trennt und verbindet und lässt Emmylous herrlich kratziger Stimme alle Freiheiten. Noch klingt sie vielleicht nicht ganz so geschmeidig wie mit einer guten Kalotte oder einem Bändchen, doch das ist garantiert der fehlenden Einspielzeit geschuldet. Die hole ich mit Trentemøller feinen Elektrobeats ebenso auf, wie mit Vikingur Olafssons Traumklavierstücken, mit deren Hilfe der immer feiner aufspielende Hochtonbereich dann seine ganze Klasse zeigen kann.

Fazit

Alles wird teurer, auch die Thivan Labs Eros 9 in der Ultraversion. Dass sie zuvor spottbillig war und zudem nach übereinstimmenden Meinungen noch besser geworden ist, macht sie immer noch zu einem Schnapper, denn hier gibt es zivilisierten Klang mit der Option auf richtig laut.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Thivan Labs Eros 9 Ultra

Preis: um 5800 Euro (Paarpreis)

9/2023

Ein Schnapper, denn hier gibt es zivilisierten Klang mit der Option auf richtig laut.

Thivan Labs Eros 9 Ultra

 
Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb TGC Handels GmbH / Nordhorn 
Telefon k.A. 
Internet www.tgc-gmbh.de 
Garantie 2 Jahre 
H x B x T 368 x 572 x 406 mm 
Gewicht: ca. 55 kg 
Unterm Strich... Alles wird teurer, auch die Thivan Labs Eros 9 in der Ultraversion. Dass sie zuvor spottbillig war und zudem nach übereinstimmenden Meinungen noch besser geworden ist, macht sie immer noch zu einem Schnapper, denn hier gibt es zivilisierten Klang mit der Option auf richtig laut. 
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