Kategorie: Tonarme

Einzeltest: Michell Engineering TechnoArm


Einfach ein guter, bezahlbarer Tonarm

Tonarme Michel Engineering TechnoArm im Test, Bild 1
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Die Lage am Tonarmmarkt ist ein bisschen prekär: Mit dem Ausstieg von SME und ganz besonders Jelco ist es erheblich schwieriger geworden, interessante Modelle zu finden, die finanzierbar sind

Das hier ist eine sehr britische Angelegenheit. Zum einem wegen des Herstellers Michell Engineering, der schon seit über einem halben Jahrhundert nördlich von London ansässig ist und dort Plattenspieler und Zubehör baut. Das Unternehmen hat eine ereignisreiche Geschichte vorzuweisen – unter anderem die, dass Firmengründer John Michell seinerzeit das Modell des Raumschiffs „Discovery“ für den Science-Fiction-Klassiker „2001“ gebaut hat. Später übernahm er dann die Lizenzfertigung der berühmten Transcriptor- Plattenspieler, die bei uns als Karrierestarter für Transrotor-Gründer Jochen Räke fungierten. Michell Engineering befindet sich auch nach dem Tod des Firmengründers im Jahre 2003 noch im Familienbesitz und fertigt unverdrossen Preziosen für die analoge Musikwiedergabe.

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Derzeit firmieren fünf Plattenspieler, drei Tonarme und drei Tonabnehmer unter dem prestigeträchtigen Label.   

Der größte der drei Tonarme ist der, um den es an dieser Stelle gehen soll. Beim Hersteller rangiert er als TechnoArm 2, Importeur Bernd Hömke lässt die „2“ weg, an diese Namenskonvention wollen wir uns hier halten. Mit das Schönste am TechnoArm ist sein Verkaufspreis: Silberfarben gibt’s ihn für 850 Euro, in schwarz für 875 Euro – das ist mal eine Ansage für ein Topmodell. Nun sind Sie ja nicht auf den Kopf gefallen und auch schon ein paar Jahre in Sachen P l a t t e n s p i e l e r und Zubehör unterwegs und sehen beim Betrachten des TechnoArm natürlich sofort, woher der Wind weht: Zumindest ein entscheidender Bestandteil davon stammt von einem anderen traditionsreichen britischen Hersteller analogen Equipments, nämlich von Rega.   

Nun ist es aber beileibe nicht so, dass Michell einfach ein anderes Namensschild an einen Rega-Arm klebt. Vielmehr ist der TechnoArm eine an vielen Stellen eigenständige Konstruktion, die lediglich Gebrauch von dem legendären Rega-Tonarmrohr und dem Lagerschaft macht. Legendär ist das Rohr deshalb, weil es in einem aufwändigen Leichtmetallgussverfahren hergestellt wird und über Eigenschaften verfügt, die anders fast nicht zu erreichen sind. Das hängt mit der konischen Form des Rohres, seiner variablen Wandstärke und dem einteiligen Aufbau mit integriertem Headshell und Lagergehäuse zusammen. Das Fertigungsverfahren ist aufwändig und lohnt sich nur bei großen Stückzahlen, weshalb Michell sich für den Zukauf entschied.   

Der TechnoArm ist mit 12,5 Gramm effektiver Masse ein leichterer Tonarm als das Rega-Original, und das ist vom Hersteller so beabsichtigt. Um das zu erreichen, bohrt man 22 Löcher in zwei Reihen in die Unterseite des Armrohres. Das ist beileibe nicht die einzige mechanische Bearbeitung, die das Rohr über sich ergehen lassen muss. Eine weitere besteht darin, die Unterseite des Headshells so planzufräsen, dass sie exakt in einer Ebene der Lagerposition liegt. Das ist eine gute Idee, weil Ungenauigkeiten bei einem Gussprozess nicht zu vermeiden sind und ohne Nacharbeit die Gefahr bestünde, dass der Nadelazimut nicht stimmt. Und dann muss das Rohr noch eine Strahlbehandlung zur Oberflächenverdichtung über sich ergehen lassen. Das macht das Bauteil noch einmal merklich steifer. Michell setzt beim Wiederzusammenbau übrigens die Polymer-Gleitlager wieder ein, die Rega mittlerweile an dieser Stelle verwendet. Die Gleitlagertechnik hat sich mittlerweile extrem weit entwickelt, so dass man hier nicht mehr unbedingt auf Wälzlager setzen muss. Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als das Wohl und Wehe der Tonarmfertigung bei Rega in den Händen einer Mitarbeiterin lag, weil sie als einzige das Fingerspitzengefühl dafür hatte, den Lagern die richtige Vorspannung zu geben. Bei den modernen Gleitlagern braucht’s das nicht mehr.   

Selbstverständlich zieht Michell auch eine neue Innenverkabelung ein. Man setzt auf einen hochreine Silberlitze, die von den Abtaster-Anschlusspins bis zu den Cinch- Anschlussteckern unterbrechungsfrei verläuft.   

Der optisch auffälligste Unterscheid des TechnoArm zum Rega-Original ist das hängende Hantelgewicht namens „TechnoWeight“, das Michell hier montiert. Der Sinn der Sache besteht darin, den Schwerpunkt weiter nach unten zu bekommen, in die Nähe der Nadelspitzenebene. Dafür stattet der Hersteller den Tonarm mit einem neuen rückwärtigen Edelstahlstutzen mit Gewinde aus. Auf das Gewinde wird eine Hülse namens „Finger Adjuster“ geschraubt, mit der man das Gegengewicht feinfühlig auf dem Stutzen nach vorne schieben und damit die Auflagekraft verstellen kann. Beim Gewicht selbst gibt‘s zwei Optionen, je nach Masse des auszubalancierenden Tonabnehmers.   

Zum Lieferumfang gehört zudem eine Höhenverstellung für den Tonarm, die mittels einer großen Scheibe mit Außen- und eines Ringes mit Innengewinde arbeitet. Die Scheibe wird über die – für den Verstellprozess zu lösenden – Befestigungsschrauben am Verdrehen gehindert, durch Rotieren des Rings verändert man die Tonarmhöhe. Das ist nicht superpraktisch und wohl kaum mal eben zwischen zwei Platten sinnvoll nachzujustieren, funktioniert aber. Das Schöne dabei ist, dass der „VTA Lifter“ mit den üblichen Befestigungsbohrungen passt: ein 23-mm-Loch für den Armschaft und drei Löcher für die Befestigungsschrauben.   

Klanglich zeichnet sich der TechnoArm durch ein schnelle, energiegeladene Gangart mit viel Substanz aus. Ich habe zum Test ein Benz ACE-SL montiert, dass mit seinem angenehm neutralen Charakter immer schnell anzeigt, was de Tonarm tut. In diesem Falle sorgt er dafür, dass Nighmares On Wax ihre Beats mit tatsächlich hörbar mehr Drive abfeuern als im, zum Vergleich herangezogene, Rega RB-300, tatsächlich spielt der Michell hier schon in der Nähe eines erheblich teureren SME 309. Noch besser gefällt mir der Michell in Verbindung mit MM-Abtastern. Mit dem Audio Technica AT-5V geht er eine extrem harmonische Ehe ein. Ella und Louis zum Beispiel lassen aufhorchen, weil das Audio Technica hier erfreuliches Maß an Frische und Detailreichtum entwickelt. Pink Floyds „Wish You Were Here“ ist für mich eigentlich ein typisches „MC-Album“ – diese Kombination beweist aber, dass das nicht so sein muss: Sie liefert all die Feinstofflichkeit, die dieses Meisterwerk ausmacht. Klasse, das geht ziemlich gut und empfiehlt sich definitiv als Nachrüstlösung für alle möglichen Plattenspieler.

Fazit

Michells TechnoArm liefert mit weichen bis mittelharten Tonabnehmern eine ausdrucksstarke Darbietung und und sorgt auch in Kombination mit MM-Abtastern für ein sehr detailliertes Klangbild. Ein ausgezeichneter Arm zu einem fairen Preis.

Kategorie: Tonarme

Produkt: Michell Engineering TechnoArm

Preis: um 850 Euro

6/2022
Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb input Audio, Gettorf 
Telefon 04346 600601 
Internet www.inputaudio.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Effektive Länge (in mm): 9“ 
Effektive Masse (in Gramm) 12,5 g 
Unterm Strich... » Michells TechnoArm liefert mit weichen bis mittelharten Tonabnehmern eine ausdrucksstarke Darbietung und und sorgt auch in Kombination mit MM-Abtastern für ein sehr detailliertes Klangbild. Ein ausgezeichneter Arm zu einem fairen Preis. 
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Autor Holger Barske
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Datum 11.06.2022, 10:00 Uhr
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