Musikrezension: Lunatic Soul – Through Shaded Woods (Kscope)

Eines meiner Lieblingsprojekte ist zurück. Lunatic Soul ist die Solo-Spielwiese von Mariusz Duda, der einerseits nichts für seinen politisch aktiven Namensvetter kann und andererseits hauptsächlich seine Brötchen als Frontmann der polnischen Prog-Metaller Riverside verdient. Bei Lunatic Soul widmet sich Duda eher den elektronischen, akustischen und folkloristischen Ausgeburten seiner Kreativität. Gerade die beiden letzteren Richtungen und eine überraschende mittelalterliche Komponente treten auf dem mittlerweile fünften LS-Album verstärkt in den Fokus. Die noch auf dem 2017er Werk „Fractured“ stark vertretene Elektronik hingegen verschwindet weitgehend in den Hintergrund und erfüllt nur noch atmosphärisch Werkzeugaufgaben, statt einen prägenden Charakter einzubringen. Davon profi tieren Tracks wie der epische Quasi-Opener „The Passage“, dessen wahnsinnig starke Melodien sich mit jedem Hören tiefer in die Gehörgänge und Gehirnwindungen hineinkuscheln. Im folgenden Titelsong grüßen ganz unverhohlen die guten alten Dead Can Dance – und nein, der Tonabnehmer ist nicht kaputt, wenn die elektronisch verhackstückelte Stimme Dudas gegen Mitte des Songs einsetzt, das soll so sein. Auch „Oblivion“ wandelt auf mystischen Pfaden und verzaubert mit hypnotischen Drumbeats und einem treibenden Gitarren-Hook, bevor zauberhaft-fragile Melodien wie ein wunderschöner Traum in die Vision einfl ießen. Das fast zehnminütige „Summoning Dance“ entwickelt sich zu einer mitreißenden (und gegen Ende auch heavy-en) Musikreise, und das abschließende „The Fountain“ liefert ergreifende Balladenklänge zum Hin- und Wegschmelzen. Das alles ist nicht wirklich neu, nicht grundsätzlich innovativ – doch es ist qualitativ höchstwertig, evokativ und kurzweilig. Große Klasse und eine wahre Freude!

Fazit