Kategorie: Plattenspieler

Plattenspieler Thorens TD 1601


Besserdreher

Plattenspieler Thorens TD 1601 im Test, Bild 1
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Ich bin sicher nicht der Einzige, dessen analoger HiFi-Weg mit einem Thorens TD 160 begonnen hat. Jahrzehnte später steht nun ein TD 1601 vor mir und ich werde ein wenig sentimental.

Ohne Eitelkeiten


Ich habe die Definition von Sentimentalität nachgeschlagen und folgendes gefunden:“Sentimentalität ist eine Form der emotionalen Selbststimulation ohne Handlungsantrieb.“ Na das wollen wir aber nicht, denn der hübsche Thorens soll doch viele Leser zu mehr animieren als zu reiner „Selbststimulation“. Thorens Chef Gunter Kürten hat uns den TD 1601 mit dem wirklich brandneuen TP 160 Tonarm persönlich vorbei gebracht und das war ein Fest. Wer den Mann nicht kennt, hat einen positiv verrückten Musikliebhaber verpasst, der seine Produkte wirklich lebt. Das können Sie übrigens schon daran ablesen, dass Kürten tatsächlich der Inhaber von Thorens ist und als solcher alle Entscheidungen eigenverantwortlich trifft.

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Noch mal?


Eigentlich müssten Sie sich über diesen Bericht wundern, denn wir hatten schon vor drei Jahren über diesen Plattenspieler berichtet. Allerdings war er damals noch verbindlich mit dem TP-92 Tonarm ausgestattet, den Gunter Kürten ja als Mitnahme aus der vorherigen Thorenszeit übernommen hat. Praktisch, dass der auch im Fink Team von Helmut Thiele entwickelt worden war, der nun auch für den neuen Tonarm verantwortlich ist. Den TD-1600 / 1601 (das ist derselbe mit Endabschaltung) wird es bis auf weiteres mit dem bewährten TP-92 geben und parallel dazu mit dem neuen TP 160. Der neue Arm alleine kostet 1800 Euro, die Umrüstung auf dem TD 1600 / 1601 mit Eintausch des TP-92 schlägt mit fairen 1200 Euro zu Buche und wird nur von Thorens selbst durchgeführt. Bevor Sie nachfragen: der Umbau ist nicht mit einem simplen Austausch des Arms getan, Armboard und Subchassis müssen dabei gewechselt werden. Apropos neu - es gibt auch noch ein paar Dinge über den TD 1601 zu sagen, die im früheren Artikel keinen Platz gefunden haben und es wurden Kleinigkeiten verändert.   

Subchassis de Luxe


Der TD 1600 / 1601 ist und bleibt ein Subchassisspieler, allerdings kein ganz normaler. Erst einmal schaukelt er nicht so stark wie manch anderer Konkurrent, was ihn im Handling wesentlich angenehmer macht. Und dann hat er von Anfang an eine Besonderheit eingebaut bekommen, die es meines Wissens so nirgendwo anders gibt. Grundsätzlich ist der Dreher mit einem stehenden Subchassis entkoppelt, das im Einstellungsfall ähnlich wie beim Linn LP-12 von unten justiert werden muss, obwohl es nicht wie dort hängend gelöst ist. Die Motordose ist ebenfalls stehend auf der Bodenplatte montiert und lässt sich in der Zarge verschieben. So ganz habe ich nicht begriffen, wozu das ernsthaft gut sein soll, denn entweder man kauft einen neuen Riemen oder benutzt die rückwärtigen Feinjustageschrauben für die Geschwindigkeit, wenn der alte ausgeleiert und der neue noch nicht geliefert ist. Am Investment für einen neuen Riemen kann es ja wohl nicht scheitern. Der Motor ist jedenfalls zusätzlich durch eine dicke Silikonscheibe prima entkoppelt.

Plattenspieler Thorens TD 1601 im Test, Bild 3
So sieht die Lösung mit dem Metallseil aus, welches das Taumeln und Aufschaukeln vom Subchassis etc verhindert. Es sitzt samt Bedämpfung in der blauen Vertiefung
Nun aber zu der Besonderheit, die ich noch bei keinem anderen Plattenspieler aus kommerzieller Hand gesehen habe. Das ist ein Metallseil, das um 180 Grad dem Motor entgegengesetzt auf der einen Seite an einem Pin auf der Bodenplatte fixiert ist und auf der anderen Seite am Tellerlager. Es setzt der Zugkraft des Riemens eine adäquate Gegenkraft entgegen, um das horizontale Taumeln oder Aufschwingen des Subchassis und damit auch des Lagers und Tellers zu verhindern. Das Subchassis ist außerdem mit einer Platte aus Aluminium verstärkt, die eine wünschenswerte, rigide Verbindung von Tonarm und Tellerlager darstellt. Und natürlich ist das Drahtseil auch bedämpft, man will hier ja keine Instrumentensaite einführen. Die Tellerachse besteht aus gehärtetem Stahl mit einer an der Unterseite eingepassten Edelstahlkugel, die sich auf einem Delrin-Spiegel dreht. Mit seiner Fettschmierung ist das Lager praktisch wartungsfrei – es schadet aber nichts, wenn man alle 10, 15 Jahre einmal nachsieht und schmiert.  

Weitere Verfeinerungen


Die Metallverarbeitung beim Taiwanesischen Partner von Thorens hat sich noch einmal verbessert, was man an Sub- und Plattenteller deutlich erkennen kann: das sieht richtig lecker aus. Das Antiskating am Tonarm wird nun nicht mehr wie beim TP-92 magnetisch realisiert, sondern klassisch mit einer Feder. Die magnetische Lösung scheint den einen oder anderen Anwender überfordert zu haben. Sehr lobenswert finden wir, dass Thorens auf Anwenderwünsche reagiert. So kann man nun den Aufsetzpunkt der Endabschaltung von außen mit einer Stellschrauben hinter dem Tonarm justieren. Das kann bei weit nach innen geschnittenen LPs nötig sein. Der motorische Lift ist nun deutlich leiser als der beim TD 124 DD und doch gebe ich zu: ich bräuchte ihn nicht. Als alter Analogie zuckt meine Hand immer Richtung manuellem Lift - der aber nicht da ist. Also mache ich es per Fingerlift, aber das empfehle ich natürlich nur erfahrenen Nutzern. Wie wäre es eigentlich mit einer Liftfernbedienung? Cool ist die Led-Anzeige: rot, wenn der Arm unten ist, grün, wenn er oben steht.  

Der neue Arm


Gab es so etwas schon einmal? Einen Tonarm mit magnetisch stabilisiertem Messerlager?

Plattenspieler Thorens TD 1601 im Test, Bild 9
Hier sieht man die magnetische Stabilisierung des Metall-Schneidlagers von unten und der Seite
Ich denke, nein. Braucht man so was? Anscheinend. Wir haben Fotos von der Dame gesehen, die die Schneidlager verklebt. Nicht nur diese Arbeit, sondern die komplette Fertigung sieht so lecker aus, dass man dort vom Boden essen könnte, sprich das Qualitätsniveau ist augenscheinlich hervorragend. Die beiden Teile, die die „Wanne“, in der das Messer-Schneidlager dann aufliegt, formen, sind gezackt und greifen ineinander. So werden sie dann geklebt und verpresst. Um das Lager herum sind unterschiedliche Neodymmagnete angeordnet, die sowohl das horizontale als auch das vertikale „Ausbrechen“ des Arms effektiv unterbinden sollen. Das j-förmige Tonarmrohr aus Aluminium ist natürlich bedämpft. Zur optimalen Kompatibilität auch mit unterschiedlichen Headshells gibt es anders als beim TP-92 einen SME-kompatiblen Anschluss. VTA lässt sich natürlich ebenso justieren wie der Azimuth. Bekannt ist das skalierte, zweiteilige Gegengewicht, das mit seinem variablen Zusatzgewicht Tonabnehmer von bis zu 30 Gramm ausbalancieren kann. Der TP 160 ist mit einer effektiven Tonarmmasse von 14 Gramm universell einsetzbar. Vor drei Jahren war der Thorens TAS 1600 Tonabnehmer mit seinem hübschen Gehäuse, dem Bornadelträger und dem Line-Contact-Diamanten brandneu, inzwischen ist er etabliert. Noch nicht etabliert ist jedoch, dass es die Thorens- Version des Audio Technica ART-9 Abtasters ist, da gab es unterschiedliche Spekulationen. Zum TAS 1600 wird er in erster Linie durch das Gehäuse aus rot anodisiertem Aluminium. 0,6 Millivolt Ausgangsspannung und 12 Ohm Innenwiderstand sind gut zu verstärken. Den vermeintlich optimalen Abschluss von 100 Ohm kann man bei der Canor nicht einstellen, 80 oder 150 Ohm müssen es sein, der Unterschied ist marginal. Ich habe es bei 150 Ohm belassen. Dieses moderne MC passte schon damals ausgezeichnet zum TP-92 und es passt mindestens so gut zum TP 160. Habe ich schon den neuen CA 800 Mitlaufbesen erwähnt? Ja, Thorens hat auch das getan und mit Ziegenhaar, Höhenverstellbarkeit und verstellbarer Auflagekraft an alles gedacht - nie war Reinigen so effektiv.   

Los geht’s


Nun steht er also da vor mir und macht einen sehr flotten Eindruck. Minimal eitel vielleicht, was an seiner hochglanzlackierten Zarge liegen mag. Ich habe im Analogforum gelesen, dass Gunter Kürten eine Probecharge von Zargen aus geölter Eiche aufgelegt hat. Diese Version bekommt von mir zwei Daumen hoch, das wäre sicher einer meiner Favoriten. Aber wie spielt er denn jetzt mit seinem neuen Tonarm? Was mich schon bei den ersten Tönen erstaunt, ist die große Ruhe, die er vermittelt. Nicht zuletzt auch bei Klassikaufnahmen wie dem Beethoven Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 in Es-dur mit Vladimir Ashkenazy und Sir Georg Solti. Die Akkorde stehen felsenfest im Raum, die Tutti schmettern und die Glissandi glitzern. So eine Performance habe ich von einem klassischen Subchassis-Spieler noch nie gehört. Das gilt auch für „Room 29“ von Jarvis Cocker und Chilly Gonzales. Bei „Tearjerker“ sitzt Cocker direkt vor mir und erzähl mir diese traurig-ironische Geschichte in einer Weise, die sie mir so verständlich macht wie nie:“You don´t need a girlfriend, you need a social worker.“ Wow. Und noch mal wow mit Led Zeppelin und „Whole lotta love“ von „How the West was won“. Das ist kein Kaffeekränzchen und der Thorens mit seinem neuen Arm macht das überdeutlich. Hier wird nichts verrundet oder geschönt, hier gibt es Attacke direkt mitten ins Gesicht – bärenstark.

Fazit

Thorens gibt mit dem bekannten TD 1600 / 1601 und dem neuen TP 160 Tonarm ein echtes Statement ab. Die Konkurrenz muss sich warm anziehen.

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: Thorens TD 1601

Preis: um 3999 Euro (TD 1601) / 3.499 Euro (TD 1600) / TAS 1600: 1.199 Euro

11/2023

Thorens gibt mit dem bekannten TD 1600 / 1601 und dem neuen TP 160 Tonarm ein echtes Statement ab.

Thorens TD 1601

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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Thorens, Bergisch Gladbach 
Telefon 02204 8677720 
Internet www.thorens.com/de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Abmessungen 454 x 180 x 369 mm 
Gewicht (in Kg) ca. 11 kg 
Unterm Strich ... Thorens gibt mit dem bekannten TD 1600 / 1601 und dem neuen TP 160 Tonarm ein echtes Statement ab. Die Konkurrenz muss sich warm anziehen. 
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Christian Bayer
Autor Christian Bayer
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Datum 05.11.2023, 10:00 Uhr
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Mit diesen Chassis wollte ich schon immer mal etwas bauen. Dass ich sie allerdings jemals zusammen in einer Box haben würde, hätte ich dann doch wieder nicht erwartet – dass das Ganze so gut werden würde, dann schon eher.

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