Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Dr. Feickert Analogue Volare


Runde Sache

Plattenspieler Dr. Feickert Analogue Volare im Test, Bild 1
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Dr. Christian Feickert ist in der deutschen Analogszene bekannt für seine gründliche Entwicklungsarbeit, an deren Ende immer ein mehr als bemerkenswertes Produkt steht. So ist es auch dieses Mal beim Einsteigermodell Volare

Das ist ein uns ja schon gut bekanntes Phänomen: Nach dem Etablieren eines Produktportfolios in einem bestimmten Preissegment nimmt sich ein Hersteller vor, sein Sortiment zu erweitern. Das passiert sehr häufig in Form eines Topmodells, bei dem die Kosten keine Rolle spielen, was den Endkundenpreis und auch die Entwicklungskosten angeht. So etwas ist – auch wenn es auf den ersten Blick etwas absurd erscheint – relativ leicht. Sicher, es kann etwas dauern, bis man den eigenen Ansprüchen vollauf genügt hat, aber wenn die Kosten eben keine Rolle spielen, wird man irgendwann etwas Vorzeigbares auf die Beine gestellt haben. Deutlich schwerer wird es dagegen, wenn man etwas Günstigeres präsentieren möchte, das aber dennoch der Erwartungshaltung gerecht wird, die der Kunde bezüglich der etablierten Produkte automatisch hat.

Plattenspieler Dr. Feickert Analogue Volare im Test, Bild 2Plattenspieler Dr. Feickert Analogue Volare im Test, Bild 3Plattenspieler Dr. Feickert Analogue Volare im Test, Bild 4Plattenspieler Dr. Feickert Analogue Volare im Test, Bild 5Plattenspieler Dr. Feickert Analogue Volare im Test, Bild 6Plattenspieler Dr. Feickert Analogue Volare im Test, Bild 7Plattenspieler Dr. Feickert Analogue Volare im Test, Bild 8Plattenspieler Dr. Feickert Analogue Volare im Test, Bild 9Plattenspieler Dr. Feickert Analogue Volare im Test, Bild 10
Denn nun muss auf einmal mit sehr spitzer Feder kalkuliert werden, um einen bestimmten Preis zu halten und dennoch das Optimum zu präsentieren. Und genau das hat Christian Feickert mit dem neuen Volare geschafft. Dabei handelt es sich um einen Plattenspieler, der gerade noch unter der 3.000-Euro-Marke bleibt, wohlgemerkt inklusive Tonarm! Und dabei ist ein ausgesprochen hübscher Plattenspieler entstanden, wie ich finde, der sich in seiner Preisklasse wirklich sehen lassen kann. Er übernimmt die wesentlichen optischen Merkmale der größeren Modelle und setzt dennoch ganz eigene optische Akzente. Am besten gefällt mir dabei aber, dass es sich um einen ganz schlichten, sehr klassischen Plattenspieler handelt, also mit einer einteiligen Zarge mit allen Elementen an Bord, gefälligen Proportionen. Das moderne Design hält in Form großzügig verrundeter Ecken Einzug. In Sachen Farbgebung gibt es Schwarz und Aluminium, wahlweise komplett in Schwarz, wobei mir gerade der Kontrast zwischen den dunklen Flächen und den Metallteilen gut gefällt. Ein paar Abstriche musste man bei dem Preis dann doch machen. So gibt es die pfiffigen Verschiebebasen hier nicht, dafür lässt sich die in die Zarge eingelassene Basis aber schnell komplett ausbauen und bei einem gewünschten Tonarmwechsel durch ein anders gebohrtes Modell ersetzen. Genügend Montageabstand für einen Zehnzoll-Tonarm ist vorhanden. Wenn man übrigens meint, dass man den kompakten Volare mal eben unter den Arm klemmen kann, dann sieht man sich getäuscht. Verblüffende siebzehneinhalb Kilogramm bringt das Modell trotz aller Kompaktheit auf die Waage. Und die Masse ist ja auch sinnvoll: Sie sorgt für Ruhe, da wo bei einem Plattenspieler Ruhe angesagt ist: am Tellerlager. Dieses ist in eine dicke Stahlplatte eingebettet, die im Zentrum für die benötigte Massekonzentration sorgt. Der schwere Aluminiumteller dreht sich mit seinem Edelstahldorn in einem neu konstruierten Lager mit einer Buchse mit definierten Laufflächen und Taschen für das Ölreservoir. Optional kann man statt des Metalltellers einen aus POM ordern – was ich persönlich aus rein optischen Gründen nicht tun würde, aber hier ist jeder seines Glückes (Klang-)Schmied. Zum Lieferumfang gehört eine hochwertige Tellermatte aus dem Hause Oyiade, die dem Metallteil auch noch den letzten eventuell verbliebenen Rest an Resonanzneigung sicher austreibt. Angetrieben wird der Teller über einen Flachriemen über ein Motorpulley, das klein und bescheiden in der linken hintern Ecke aus der Zarge hervorlugt. Der Synchronmotor wird über eine „hausintern“ generierte Wechselspannung angesteuert, sodass Störungen aus dem Netz keine Rolle spielen. Man sieht also, der Doktor lässt sich auch bei seinem Einsteigermodell nicht lumpen. Die drei(!) Geschwindigkeiten lassen sich bequem von einem kleinen Tastenfeld aus direkt am Teller bequem anwählen. Betrachtet man die Unterseite der Zarge, erkennt man, dass auch in Sachen Verarbeitungsqualität keine halben Sachen gemacht wurden: Alle Teile sind mit Maschinenschrauben fest miteinander verbunden, da gibt es keine Toleranzen bei den Spaltmaßen, alles sitzt perfekt. Die Spike-Füße sind über Rändelräder einfach in der Höhe verstellbar, für die Stellfl äche darunter gibt es selbstverständlich entsprechende Gegenstücke, die die Spitzen aufnehmen. Als Tonarm ist ein optisch hervorragend zum Laufwerk passender Arm aus dem Hause Jelco montiert – und dabei handelt es sich durchaus nicht um ein Einsteigermodell, sondern um eine ausgereifte Konstruktion, die bei Einzelkauf durchaus mehr kostet als die 500 Euro Aufpreis, die Feickert gegenüber dem Laufwerkspreis aufruft. Montiert ist hier sogar ein massiveres als das Jelco-Standardheadshell – also kann man das Set durchaus auch in Hinsicht auf das Preis-Leistungs-Verhältnis klar empfehlen. Wir haben den Volare unter anderem für den recht ausgiebigen Test der neuen Audio- Technica-AT-VM95-Reihe verwendet und können also sagen, dass der Dreher ein paar Meilen in unserem Hörraum gelaufen ist. Und das sehe ich durchaus als Qualitätskriterium, denn ein für uns ganz neues Gerät in den Testablauf zu integrieren funktioniert nicht immer so gut wie beim Feickert-Plattenspieler. Aber „der Kleine“ hat uns eben von Anfang mit seinem neutralen Auftritt überzeugt – mehr Argumente braucht es auch erst einmal nicht, um als Plattform für den Test verschiedener Tonabnehmer eingesetzt zu werden. Schon mit den durchaus günstigen MM-Systemen zeigte der Volare, dass er sich zu Höherem berufen fühlt. Und das meine ich durchaus nicht im Sinne von „mit dem Billigzeugs klang es nicht gut“. Im Gegenteil: Ich finde es immer wieder überraschend, wie man durch die Kombination einer richtig günstigen Komponente mit einer richtig guten Komponente aus dem schwächsten Glied der Kette das Optimum herausholen kann. So auch bei den Audio-Technicas, deren Stärken und Schwächen und vor allem deren Klanghierarchie der Volare wunderbar herausarbeiten konnte. Und so hatte er sich auch die Krönung verdient: ein paar Runden mit dem wundervollen Ortofon SPU Century. Das war nun natürlich ein anderes Kaliber (übrigens auch in Sachen Masse – wir haben es gerade so ausbalanciert bekommen, dass wir mit den empfohlenen 40 Millinewton Auflagekraft arbeiten konnten) als die Audio- Technica-Systeme, obwohl zumindest die dortigen Microlinear- und Shibata-Varianten dem Altmeister SPU ein bisschen die Stirn bieten konnten. Aber auch mit anderen Spitzentonabnehmern zeigte der Feickert Volare, dass es gar nicht die riesigen Masselaufwerke braucht, um eine ordentliche Tieftondynamik zu zeigen – ein gutes Lager und ein sauberes Antriebskonzept reichen völlig, um auch den großen Platzhirschen zu trotzen. Tiefe Töne, auch solche elektronischer Machart, werden mit gebührender Schwärze umgesetzt und das definiert, klar und präzise. Der Bass fi ndet genau die richtige Balance zwischen „schlank“ und „wuchtig“, ohne in eine der beiden möglichen Verfärbungsarten zu verfallen. Diese Gangart behält der Plattenspieler auch in den höheren Lagen bei – eine Eigenschaft, die wir ja auch immer wieder den größeren Feickert-Laufwerken attestiert haben. Und auch, wenn man nicht gerade wie wir öfter Tonabnehmer testen muss, so macht sich diese unaufgeregte, in keinster Weise plakative Spielweise bezahlt: So stressfrei muss man Musikhören erst einmal hinbekommen! Und wenn die Klangbalance in sich korrekt ist und kein Bereich des hörbaren Spektrums den anderen überlagert, dann gibt es auch keine Probleme mit der räumlichen Abbildung. So auch hier: Die Dimensionen der Bühne – immer vorausgesetzt, der Aufnahmetechniker verstand sein Handwerk – werden glaubwürdig in Breite und Tiefe wiedergegeben. Die Positionen der Instrumente sind übersichtlich und klar definiert, Solisten und Sänger werden prominent, aber nicht aufdringlich präsentiert. Ein Plattenspieler, der komplett frei von Schwächen ist? Nun ich würde sagen, wenn man einen der größeren Feickert-Dreher neben den Volare stellt, dann könnte dieser sicherlich noch das eine oder andere ein bisschen besser. Aber als Gesamtpaket ist der Volare in seiner perfekten Ausgewogeneheit zu dem Preis kaum zu schlagen.

Fazit

Der Feickert Analogue Volare präsentiert sich durchaus bescheiden, entfaltet aber nach und nach ein grandioses Bouquet an Fähigkeiten: Das ist wahres High End zum fairen Preis!

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Produkt: Dr. Feickert Analogue Volare

Preis: um 2990 Euro

8/2019
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Feickert Analogue, March-Buchheim 
Telefon 07665 9413718 
Internet www.feickert.org 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Abmessungen 420 x 260 x 125 mm 
Gewicht (in Kg) 17,5 kg 
Unterm Strich ... » Der Feickert Analogue Volare präsentiert sich durchaus bescheiden, entfaltet aber nach und nach ein grandioses Bouquet an Fähigkeiten: Das ist wahres High End zum fairen Preis! 
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Thomas Schmidt
Autor Thomas Schmidt
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Datum 03.08.2019, 14:56 Uhr
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Topthema: Feurig
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High-End-Standbox mit ESS AMT

Mit diesen Chassis wollte ich schon immer mal etwas bauen. Dass ich sie allerdings jemals zusammen in einer Box haben würde, hätte ich dann doch wieder nicht erwartet – dass das Ganze so gut werden würde, dann schon eher.

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