Man kann nicht sagen, dass der Mann die Hände im Schoß liegen hat: Wenn er nicht gerade damit beschäftigt ist, die Welt mit hervorragenden Plattenspielern zu versorgen, dann entwickelt Tom Woschnick eben RöhrenelektronikIch kann Ihnen versicheren, dass der Chef der Herner Manufaktur TW Acustic das erstens sehr gut kann und dass dabei außerdem höchst spannende Kreationen entstehen. Die allermeisten davon – wie eine superfeine Endstufe mit der nur gegen ernsthaftes Barvermögen eintauschbare Triode EC8020 – erblicken nie das Licht einer breiteren Öffentlichkeit und werden, wenn man wirklich gut mit dem Manne befreundet ist und garantiert keiner guckt, bei seltenen Gelegenheiten am hauseigenen Riesen-Hornsystem von Cessaro vorgeführt.
Da passt das mit den homöopathischen Leistungen perfekt, wovon ich mich schon selbst überzeugen durfte. Und bevor Sie fragen: Nein, solcherlei in Massiv-Alu gegossene Exotik kann man nicht kaufen. Durchaus zum Verkauf hingegen steht die brandneue Phonovorstufe RPS 100. Die Typenbezeichnung dürfte so etwas wie „Reference Phono Stage“ (oder, in Anlehnung an die hauseigenen Laufwerke, „Raven Phono Stage“) bedeuten, mit den dazugehörigen Konsequenzen beim Preis: Das gute Stück will mit 15.900 Euro bezahlt werden. Dafür gibt’s eine sehr komfortable Luxusmaschine mit drei Eingängen, fünf umschaltbaren Entzerrerkurven, separatem Netzteil, „Schläue“ in Form eines steuernden Mikrocontrollers mit dazugehörigem Display und einem Panzerschrankgehäuse in herausragender Anfassqualität, wie man es von den TW Acustic-Plattenspielern gewohnt ist.
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ELAC Solano Serie: Dein Style, deine Lautsprecher, deine Musik
Das größere der beiden Abteile beinhaltet den Verstärkerpart. Rückseitig ist unser Testmuster mit Neutrik-Cinchbuchsen mit Universalflansch bestückt; alternativ sind XLR-Verbinder machbar, die passen dort nämlich genauso gut. Drei Eingänge – insbesondere bei den mit reichlich Tonarmen bestückbaren hauseigenen Laufwerken ist das nicht frei von Sinn, und in der Tat wurden auch schon zahlreiche voll ausgebaute Raben in freier Wildbahn gesichtet. Sinn macht so etwas bei einer Phonovorstufe nur dann, wenn sich für jeden Eingang ein eigener Parametersatz für den dort angeschlossenen Tonabnehmer festlegen lässt. Bei der RPS 100 ist das natürlich der Fall. Dabei helfen das blau hinterleuchtete Display und sechs links und rechts davon angeordnete Taster. Mit dem ersten lässt sich zwischen den drei Eingängen wählen, Nummer zwei bestimmt die Betriebsverstärkung: MC und MM gipfeln in Verstärkungen von 68 und 40 Dezibel. Ersteres ist erfreulich viel, somit eignet sich die RPS 100 auch für MCs mit wenig Ausgangsspannung. Übersteuerung bei diesbezüglich potenteren Systemen ist nicht zu befürchten, der Einsatz von Röhren sorgt für reichlich Reserven. Knopf Nummer drei schaltet zwischen fünf möglichen Abschlusswiderständen um; serienmäßig gibt’s 50, 100, 250, 500 und 1000 Ohm, im MM-Betrieb sind 47 Kiloohm fix.