Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Einzeltest: Gruensch MSE II


Über den Wolken

Phono Vorstufen Gruensch MSE II im Test, Bild 1
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Auf den ersten Blick: martialisch. Tresorfraktion. Herkunft? Bestimmt amerikanisch. Weit gefehlt - diese exklusive Phonovorstufe entsteht im schwäbischen Mainhardt

Mitspieler

Tonabnehmer:

Lyra Atlas
Clearaudio Goldfinger Statement
Benz LP-S

Plattenspieler:

Transrotor Fat Bob / Reed 3P
Clearaudio Master Reference / Clearaudio Magnify / Clearaudio Universal

Vorstufen:

MalValve preamp four line

Endverstärker:

Audio Research Reference 250

Vollverstärker

Lindemann 885

Lautsprecher:

Klang + Ton "Nada"
Audio Physic Avantera

Zubehör:

Netzversorgung von PS Audio
NF-Kabel von van den Hul und Transparent
Phonokabel van den Hul
lUtsprecherkabel von Transparent
Plattenwaschmaschine von Clearaudio


Gegenspieler

Phonovorstufen:

Audionet PAM G2/ EPC
MalValve preamp three phono


Bemerkenswert. Und zugegebenermaßen war mir das vorher verborgen geblieben: Tatsächlich nämlich ist Gruensch Audiotechnik beinahe in der Nachbarschaft der Lautsprechermanufaktur Surrountec angesiedelt, die wir an anderer Stelle in diesem Heft portraitieren.

Phono Vorstufen Gruensch MSE II im Test, Bild 2Phono Vorstufen Gruensch MSE II im Test, Bild 3Phono Vorstufen Gruensch MSE II im Test, Bild 4Phono Vorstufen Gruensch MSE II im Test, Bild 5Phono Vorstufen Gruensch MSE II im Test, Bild 6
Beiden Unternehmen gemein ist der Anspruch, absolute Maßstäbe mit ihren HiFi- Produkten setzen zu wollen – diesbezüglich scheint Schwaben eine Hochburg zu sein. Und hüben wie drüben scheint die sprichwörtliche Sparsamkeit weiter unten auf der Prioritätenliste zu stehen: Die Phonovorstufe Gruensch MCS II, um die es hier gehen soll, schlägt mit 9500 Euro zu Buche. Gruensch Audiotechnik – das sind Vater Eckhardt und Sohn Oliver Gruensch, beides gestandene Ingenieure. Das Unternehmen ist in Szenekreisen schon länger bekannt, mir selbst sind Erbauer und ihre Produkte bereits 1998 zum ersten Mal begegnet. Damals hatte ich die hünenhaften Monoendstufen „MSE“ zur Begutachtung, die mit innovativer Technik und fantastischem Klang auf sich aufmerksam machten. Konstrukteur Eckhardt Gruensch schneiderte den Verstärkern damals ein Netzteil mit „Power Factor Corrector“ auf den Leib, und das zu einer Zeit, als noch niemand daran dachte, dass die EU vielleicht irgendwann auf die glorreiche Idee käme, die Netzstromaufnahme von Geräten in diese Richtung zu reglementieren. Was Gruensch zu derlei Dingen qualifiziert? Seine berufliche Vergangenheit. 25 Jahre Tätigkeit als Entwicklungsingenieur, zehn Jahre Grundlagenforschung, unter anderem in Sachen Netzteiltechnik. 40 Patente hat er dabei über die Jahre gesammelt. Ein profundes Wissen über Elektronik dürfen wir also getrost voraussetzen, in Kombination mit großer Begeisterung für die Musikreproduktion bei Vater und Sohn die Basis des Unternehmens. Komponenten von Gruensch waren und sind keine halben Sachen. Was die Herren anpacken, das machen sie richtig. Die neue Phonovorstufe MCS II macht da keine Ausnahme. Das zweiteilige Gerät gliedert sich in einen Signalverarbeitungs- und einen Stromversorgungsteil, die Verbindung zwischen beiden besorgt ein dickes Kabel mit schwergewichtigen Profi - Steckverbindern. Die Geräte haben nebeneinander gestellt etwa übliches HiFi-Format und sind in reichlich unbescheidene Mengen von gebürstetem und silbern eloxiertem Aluminium gehüllt – kein Wunder, bei einem Zentimeter Materialstärke für die Wände und derer zwei für die Fronten locker 22 Kilogramm Gewicht für das Doppel zu vermelden sind. Bedient wird von oben, durch eine der drei Deckelausfräsungen lugen zwei Drehknöpfe und zwei Kippschalter, die beiden anderen Durchbrüche bilden lediglich einen imposanten Rahmen fürs Firmenlogo. Ein Edelstahl - Drucktaster nimmt das Ensemble in Betrieb, nach einer gewissen Wartezeit signalisieren Leuchtdioden an beiden Geräten Betriebsbereitschaft. Die MCS II ist eine reine MC-Vorstufe. Schaltungstechnisch ist sie für Tonabnehmer mit niedriger Impedanz ausgelegt, was nur bei MCs und einigen MIs der Fall ist. Bei unserem Testgerät lässt sich die Eingangsimpedanz per besagtem Drehschalter in 14 Stufen zwischen 78 und 1000 Ohm variieren, die Verstärkung ebenfalls vierzehnstufig zwischen 53,4 und 73 Dezibel. Beides absolut praxisgerecht, und natürlich spielen wir hier in einer Liga, in der diesbezügliche Sonderwünsche kein Problem darstellen. Zum Paket gehört ein zweistufig schaltbares sanftes Rumpelfilter: Man kann zwischen einer Bassabsenkung von drei oder neun Dezibel bei zehn Hertz Wählen. Ebenfalls an Bord: ein Schalter, mit dem man die Ausgänge für Monowiedergabe zusammenschalten kann. Ein Blick auf die Rückseite offenbart vier Nobel-Cinchbuchsen und eine Flügelmutter für den Erdungsanschluss. Das reicht, eine symmetrische Signalführung ist bei der MCS II nicht vorgesehen. Wie seinerzeit schon bei den großen Monos ist die Stromversorgung auch hier ein zentrales Thema. Und selbstverständlich steckt hinter dem zweiteiligen Aufbau weit mehr als der übliche Wunsch, den Netztrafo von den hochverstärkenden Stufen zu separieren. Der Blick ins Versorgungsabteil offenbart zusätzlich zu den beiden gekapselten Ringkernumspannern (sicher – die könnten auch prima eine ausgewachsene Endstufe bedienen) noch reichlich Elektronik. Die Gleichrichtung erfolgt per schnell schaltender Einzeldioden, ordentlich Siebkapazität gibt’s auch. Die dicken Elkos sind übrigens mit Zinnfolienkondensatoren überbrückt – das ist mal luxuriös. An beiden Seitenwänden kühlen je zwei Leistungstransistoren ihr Mütchen, die von einer ganzen Menge Komponenten auf der Hauptplatine bedient werden. Hierbei handelt es sich um den ersten Teil der Regelschaltung für die Betriebsspannungen, und die ist Gruensch mit typischer Konsequenz angegangen: Im Netzteil werden nämlich keine Spannungen stabilisiert und an den Verstärker übergeben. Vielmehr kommen hier Konstantstromquellen zum Zuge, die, wie der Name schon sagt, unveränderliche Ströme bereitstellt. Das hat ein paar Vorteile: Erst einmal ist es dem konstanten Strom egal, wie die Verbindung zu den weiteren Schaltungsteilen aussieht, er interessiert sich für keinerlei Kabeleinflüsse und ist auch durch Störungen von außen kaum aus der Ruhe zu bringen. Zum zweiten bieten die Stromquellen eine optimale Isolation von Schwankungen im Stromnetz. Im Verstärkerteil speisen die angelieferten Ströme ganz besonderen Spannungsregler: Die so genannten Shunt-Regler leiten Teile der (Konstant-) ströme nach Masse ab, die verbleibende Anteile bilden die gewünschten Betriebsspannungen. Diese Regler arbeiten parallel zum Verbraucher (weshalb man sie auch Parallelregler nennt), es gibt kein zusätzliches Bauteil im Versorgungspfad. Ich erspare Ihnen weitere Ausführungen zum Thema, erwiesenermaßen funktioniert das Prinzip exzellent und wird meiner Meinung nach viel zu selten eingesetzt. Womit wir einen nennenswerten Teil der Bestückung der Platine im Verstärkerteil bereits erledigt hätten. Derart edel und natürlich strikt kanalgetrennt mit Strom versorgt, darf eine gleichsam kompromisslose Verstärkertechnik in Aktion treten: Gruensch setzt auf stromgegengekoppelte Schaltungen mit JFets. Diese spezielle Transistor-Bauart wird leider immer seltener, ist jedoch optimal für die Realisierung von sehr linearen Verstärkern mit hoher Verstärkung geeignet. Die spezielle Schaltungstechnik der beiden Verstärker nennt der Hersteller gegenkopplungsfei, worüber man allerdings geteilter Meinung sei kann. Unstrittig ist jedenfalls, dass die spezielle Topologie in Verbindung mit hohen Ruheströmen (A-Betrieb) das Destillat aus langjährigen Versuchen darstellt – nur so bekommt er das Klangbild zustande, dass er erzielen wollte. Da technische Spitzenwerte für besten Klang laut Gruensch eine unabdingbare Voraussetzung darstellen, dürfen sich seine Aufbauten auch exzellenter Messdaten rühmen: Die Verstärkerschaltungen glänzen mit Verzerrungsarmut, Breitbandigkeit und Linearität. Die MCS II ist zweistufig aufgebaut, zwischen den beiden Verstärkerzügen sitzt ein passives Entzerrernetzwerk. Jene Entzerrung gelingt übrigens mit beeindruckender Präzision: Die Abweichungen von der RIAA-Kurve sind so niedrig, dass man damit Messgeräte eichen könnte. Selbstverständlich sind die Verstärker komplett diskret aufgebaut, Operationsverstärker dürfen hier nur Peripheres tun. Auch wenn’s auf der Hauptplatine eine ganze Menge Relais gibt: Im Bereich sehr kleiner Pegel sind elektromechanische Schalter kein geeignetes Mittel, und so werden zum Beispiel die Eingangswiderstände in der MCS II elektronisch geschaltet. Das und das Umschalten der Verstärkung sollte man übrigens auf gar keinen Fall bei eingeschaltetem Gerät tun, wie die Bedienungsanleitung nachdrücklich nahelegt. Auch sonst darf die Bestückung des Gerätes als ziemlich lecker gelten: Zinnfolien von Mundorf und Wimas der besseren Sorte sind an vielen Stellen die Kondensatoren der Wahl, bei Widerständen setzt man an neuralgischen Stellen auf besonders präzise und rauscharme Vishay/Dale-Typen. Im Lauf der klanglichen Beschäftigung mit dem Gerät habe ich mit mal die Frage gestellt, wie man die beiden Komponenten eigentlich aufstellen soll; eigentlich macht’s ja kaum Sinn, einen Teil der Stromversorgung aufwändig auszulagern nur um sie im Anschluss wider neben den Verstärker zu stellen. Ich darf Ihnen versichern: Man darf das tun. Ich war beim besten Willen nicht in der Lage, irgendwelche Unterschiede zwischen einer dieser Anordnung und einer maximal weit entfernt aufgestellten Versorgungseinheit zu hören. Was mich ebenfalls etwas verwundert hat: Das Gerät braucht keine allzu lange Aufwärmzeit. Nach vielleicht zehn Minuten ist der Klang da, wo er hin soll und verändert sich ab dann kaum noch. Bei betriebswarmem Gerät – das ist übrigens wörtlich zu nehmen, die Maschine genehmigt sich satte 40 Watt und heizt sich dementsprechend auf – geht’s noch erheblich schneller. Was ein großer Vorteil ist, sonst würde das Anpassen und Eingangsimpedanz und Verstärung eine zähe Angelegenheit.

Fazit

Die Gruensch MCS II holt das Beste aus der Rille, was die Schallplatte zu bieten hat: Mit ihrer sanften, und präzisen Art macht Sie Musikhören zu einem komplett untechnischen Genuss allererster Güte.

Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Produkt: Gruensch MSE II

Preis: um 9500 Euro

8/2012
Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Gruensch Audiotechnik, Mainhardt 
Telefon 07903 941160 
Internet www.gruensch.de 
Garantie (in Jahren)
B x H x T (in mm) 234/138/413 
Gewicht (in Kg) 22 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 01.08.2012, 15:26 Uhr
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