Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Sonus Faber Guarneri Tradition


Die Perfektion der Perfektion

Lautsprecher Stereo Sonus Faber Guarneri Tradition im Test, Bild 1
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Klar, auch aus einer rohen Spanplattenkiste heraus kann Musik toll klingen, fragen Sie mich als Redakteur einer Selbstbauzeitschrift. Ich muss aber neidlos anerkennen, dass es doch mehr Spaß macht, wenn auf dem Weg zum perfekten Klang jeder einzelne Schritt zelebriert wird

Im ersten Schritt steht man gezwungenermaßen ehrfürchtig vor zwei ziemlich großen Versandkartons, die einen am Inhalt zweifeln lassen: Hat jemand auf dem Transportweg die wertvolle Fracht durch Ziegelsteine ersetzt? Entwarnung: Alles ist ordnungsgemäß an seinem Platz: Ein Karton mit den Lautsprecherständern, einer mit den Boxen an sich. Die Ständer sind dabei nicht als Systemzubehör zu sehen, sondern gehören exakt zu den Guarneri Tradition und zu sonst keinem anderen Modell. Deswegen entspricht die wildlederbezogene Stellfläche im Grundriss auch exakt dem des Lautsprechers.

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Drei Vertiefungen zentrieren die Box beim Aufstellen automatisch. Am unteren Ende der Ständer wird je eine schwere Stahlplatte verschraubt – auch hier standesgemäß perfekte Passung und bombenfester Sitz. Unter die Platte werden vier aufwendige und höhenverstellbare Spikes geschraubt, die in ihrem Inneren ein dämpfendes Element montiert haben. Das geht in Ordnung, ist die Kombination aus Box und Ständer schwer genug, um nicht noch hart an eine größere Masse angekoppelt werden zu müssen. Sonus Faber nennt diese Art von Spike übrigens „Z.V.T.“ (Zero Vibration Transmission). Das Standbein selbst ist aus Kohlefaser gefertigt und somit ziemlich steif – Resonanzen werden also nicht hier gedämpft, sondern in die schwere Sockelplatte und dann in die Spikes geleitet. Besitzer empfindlicher Böden freuen sich über die beigelegten Pucks, in die man die Spitzen der Spikes stellen kann. Kommen wir aber nun zur wahren Augenweide, den – ich muss es an dieser Stelle nochmal ausschreiben – Sonus Faber Guarneri Tradition. Standesgemäß in einer Holzkiste verpackt, noch einmal eingeschlagen in einen Stoffbeutel mit noch einer Schutzfolie außenherum, ruhen die kompakten Kunstwerke und harren ihres Einsatzes. Schon die Guarneri Evolution, die ich vor sechs Jahren einmal testen durfte, waren die schwersten Kompaktlautsprecher, die ich jemals in den Händen hatte. Die Tradition stehen den Evolution fast nicht nach. Von außen kann man es nicht sehen – hier steht auch das Zelebrieren perfekter Tischler- und Sattler-Kunst im Vordergrund – aber wie bei der älteren Version besteht ein nicht unerheblicher Teil des inneren Aufbaus aus Aluminium und nicht aus Holz. Das steht für den Paradigmenwechsel bei Sonus Faber in den letzten Jahren. Propagierte man früher den Instrumentencharakter einer Box, die mit edlen Hölzern durchaus auch einen Eigenklang haben sollte, so hat man sich jetzt technisch auf den Lautsprecher als perfektes Reproduktionswerkzeug festgelegt. Die Guarneri Tradition besitzt ein Hybridgehäuse, das heißt, Deckel und Boden sowie die aufwendig ausgeformte Rückwand mit einem ausgeklügelten Reflexkanal, der aperiodisch bedämpft ist, sind aus Metall, während die Seitenwände und die Schallwand aus Holz bestehen. Das Kunsthandwerk verwirklicht sich jetzt im Finish der Guarneri mit ihren geschwungenen Holzseiten, ihren Intarsienarbeiten im Deckel und der lederbezogenen Front. Natürlich gibt es hier auch noch die an die namengebenden Saiteninstrumente gemahnenden Frontbespannungen. Auch in Sachen Technik gibt es nur das Feinste: Nach einer langen Tradition von Chassis, die von Edelzulieferern aus Skandinavien stammten, entwickelt man die Treiber inzwischen komplett in Eigenregie – Erfahrung ist im Hause Sonus Faber ja wahrlich genügend vorhanden. Der 28-Millimeter-Hochtöner besitzt eine Rückkammer aus Holz, in der sich durch eine raffinierte Schallführung Resonanzen totlaufen. Außerdem sorgt das zusätzliche Volumen für eine niedrigere Resonanzfrequenz des Hochtöners, wodurch er noch tiefer angekoppelt werden kann. Vorne und nicht zu übersehen gibt es ein Dämpfungselement auf die Mitte der Kalotte, wodurch der Hochtöner zum Ringstrahler wird. Erfahrungsgemäß haben diese ein etwas gleichmäßigeres Rundstrahlverhalten als reine Kalotten. Der Tiefmitteltöner ist ebenfalls ein Spezialist in seinem Gebiet: Mit einer Eineinhalbzoll-Schwingspule besitzt er einen für die Membrangröße recht kräftigen Antrieb, während eine aus Naturfasern verpresste Membran für einen sanften Roll-off am oberen Rand des Einsatzbereichs sorgt. Die beiden edlen und breitbandig einsetzbaren Treiber ermöglichen dann auch eine recht flache Filterung in der Weiche, die standesgemäß nur mit den besten Bauteilen bestückt ist. Wie schon die die Guarneri Evolution kann die Tradition so richtig zupacken. In Sachen Bass sollte man in einem großen Hörraum bei freier Aufstellung keine Erdbeben erwarten, dennoch funktioniert die Sache durch den sehr linearen Pegelabfall unterhalb von 200 Hertz mehr als beeindruckend. Diese clevere Abstimmung verdeutlicht die Souveränität der Ingenieure von Sonus Faber: Man geht nicht etwa her und sorgt mit einem Oberbassbuckel für vermeintliche Fülle, nein, man bleibt so linear, wie es nur irgendwie geht. Näher an einer Rückwand, etwa einen halben Meter, findet sich dann die optimale Balance zwischen Box und Raum – dann kann man förmlich spüren, dass die kleine Box wirklich fast schon abgrundtief abgestimmt ist. Und das geht sogar bei mehr als ordentlichen Lautstärken. Nach oben hinaus kann man sich aussuchen, ob die Guarneri Tradition auf den Hörplatz eingewinkelt eher luftig oder – gerade aufgestellt – neutral spielt. In jedem Fall ist es wieder einmal beeindruckend, was modernste Treibertechnologie in Verbindung mit einer perfekten Abstimmung an Detailfülle und Präzision offenbart. Und das Beste ist: Die Sonus Faber spielt bei all dieser Offenheit und Direktheit so sauber und entspannt, dass sie keinerlei Tricks benötigt, um uneingeschränkt stundenlangen Musikgenuss zu ermöglichen.

Fazit

Mit der Sonus Faber Guarneri Tradition hat der italienische Hersteller wieder einmal einen neuen Maßstab in Sachen Kompaktbox geschaffen, an dem alle anderen erst einmal vorbeimüssen. Und das wird sehr, sehr schwer.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Sonus Faber Guarneri Tradition

5/2018
 
Ausstattung & technische Daten 
Paarpreis 15.900 Euro (inklusive Ständer) 
Vertrieb Audio Reference, Hamburg 
Telefon 040 53320359 
Internet www.audio-reference.de 
Garantie 5 Jahre 
B x H x T 239 x 377 x 375 mm; 260 x 1134 x 375 mm (inklusive Ständer) 
Gewicht: 16 kg; 32 kg (inklusive Ständer) 
Unterm Strich... Mit der Sonus Faber Guarneri Tradition hat der italienische Hersteller wieder einmal einen neuen Maßstab in Sachen Kompaktbox geschaffen, an dem alle anderen erst einmal vorbeimüssen. Und das wird sehr, sehr schwer. 
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Autor Thomas Schmidt
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Datum 29.05.2018, 09:55 Uhr
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High-End-Standbox mit ESS AMT

Mit diesen Chassis wollte ich schon immer mal etwas bauen. Dass ich sie allerdings jemals zusammen in einer Box haben würde, hätte ich dann doch wieder nicht erwartet – dass das Ganze so gut werden würde, dann schon eher.

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