Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Graham Audio Chartwell LS6


Mittendrin

Lautsprecher Stereo Graham Audio Chartwell LS6 im Test, Bild 1
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Graham Audio ist eines dieser Unternehmen, das sich die Bewahrung der großen britischen Monitortradition auf die Fahne geschrieben hat. Das Modell Chartwell LS 6 ist ein Musterbeispiel dafür, was diese Art Lautsprecher zu bauen ausmacht

Die Geschichte ist Legende, und wenn Sie sich für Lautsprecher dieser Machart interessieren, dann sind Sie bestimmt schon einmal über die legendären BBC-Monitore gestolpert: jene Lautsprecher, die von einer Handvoll britischer Hersteller in Lizenz der British Broadcasting Company hergestellt werden. Und natürlich auch, aber nicht nur an die BBC verkauft werden. Die Profis stellen besondere Anprüche an das akustische Verhalten ihrer Lautsprecher in unterschiedlichen Abhörsituationen, die bestehende Konstruktionen seinerzeit nicht erfüllen konnten, deshalb die international erfolgreichen Spezialkonstruktionen. Auch wenn das alles Jahrzehnte her ist, die drei klassischen BBC-Monitore LS 3/5, LS 5/9 und LS 5/8 in aufsteigender Größe erfreuen sich auch heute noch großer Beliebtheit. Unser heutiger Proband entspricht keinem der drei Klassiker, sondern ist zwischen der LS 3/5 und der LS 5/9 angesiedelt. Die Chartwell LS 6 verfügt über einen 6,5-Zoll-Tiefmitteltöner, genau zwischen dem Fünfzöller des kleineren und dem Achtzöller des größen Modells.

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Mit der Bezeichnung „Chartwell“ verziert Graham Audio übrigens alle Monitorkonstruktionen. Ursprünglich war Chartwell ein eigenständiger Lautsprecherhersteller mit ebenfalls reicher Tradition in Sachen Monitore, ist aber mittlerweile in Graham Audio aufgegangen. Die Graham-Monitore, gleich welchen Typs, werden in Handarbeit im britischen Südwesten gebaut. Jedes Paar von einem Mitarbeiter, der bis zur Verpackung hin dafür sorgt, dass den Preziosen ein gelungener Start ins Lautsprecherleben zuteil wird. Was genau dort zusammengeschraubt wird, dafür zeichnet ein Mann verantwortlich, dessen Name in der Lautsprecherwelt Legende ist: Derek Hughes. Der Sohn von Spendor-Gründer Spencer Hughes war Teil des Teams, das die originalen BBC-Monitore entwickelte. Kompetenz in diesen Dingen sollte also bis zum Abwinken vorhanden sein. Die Chartwell LS 6 ist ein relativ leichtgewichtiger Zweiwegelautsprecher mit einem Nettovolumen von 17 Litern, der für 2.600 Euro pro Paar in Kirschfurnier zu erstehen ist. Für 300 Euro Aufpreis gibt‘s ein Rosenholzfurnier, 700 Euro kostet ein genau auf diese Lautsprecher zugeschnittenes Paar Ständer. Alternativ gibt‘s auch eine Standboxenvariante namens Chartwell LS 6f, die ist ab 3.500 Euro Paarpreis zu erstehen. Das relativ geringe Gewicht kommt durch die gering ausgeführte Wandstärke des Gehäuses zustande. Man nimmt Schwingungen bewusst in Kauf, die Bauweise sorgt aber dafür, dass die Wände deutlich unterhalb des diesbezüglich kritischen Mitteltonbereichs mitschwingen. Die Gehäusedämmung besorgt Mineralwolle, die von einer Lage Stoff an Ort und Stelle gehalten wird. Treiber kauft man bei Graham Audio nicht von der Stange, sondern lässt sie sich auf Maß schneidern. Natürlich nicht irgendwo, sondern ebenfalls auf der Insel beim Spezialisten Volt. Dieser kleine, aber feine Hersteller produziert Schallwandler ganz ausgezeichneter Qualität, genießt aber außerhalb des Vereinigten Königreiches erstaunlicherweise einen relativ geringen Bekanntheitsgrad. Für die Chartwell LS 6 bestellte Derek Hughes einen besonders langhubigen Sehseinhalbzöller, der über exzellente Mitteltonfähigkeiten verfügt und außerdem in der Lage ist, mithilfe des rückwärtig angeordneten, relativ großvolumigen Bassreflexrohres nennenswerte Mengen von tiefen Tönen zu produzieren. Das war einer der Hauptaspekte bei der Konstruktion der LS 6: Signifikant mehr Volumen als die kleine LS 3/5 zu generieren, ohne gleich so ausladend zu geraten wie die LS 5/9. In der Realität schafft die LS 6 eine sinnvolle untere Grenzfrequenz von 60 Hertz, was mehr als respektabel für einen Lautsprecher dieser Größe ist; stellt man die relativ nahe an die Wand, dann gehr‘s auch nicht ein Stück tiefer. Das Prachtstück von Tiefmtteltöner, standesgemäß mit einer akustisch gutmütigen Polypropylenmmembran ausgestattet, steckt in einem modernen Gusskorb und wird von einer Anderthalbzoll-Schwingspule angetrieben. Ihm zur Seite steht eine 19 Millimeter durchmessende Kalotte, die dem Anschein nach mit einer Metallmembran arbeitet. Die kleine Kalotte hat Vorteile bei der Linearität und dem Abstrahlverhalten bei hohen Frequenzen, kann aber nicht so tief herunter und muss deshalb mit einem guten Tiefmitteltöner ergänzt werden – was hier zweifellos der Fall ist. Anders als bei den BBC-Monitoren gibt‘s bei der LS 6 keine Schrauben auf der Front, sie sieht dadurch etwas weniger sperrig aus. Somit fällt es leichter, sie auch ohne die perfekt eingepasste Bespannung zu betreiben, akustisch sind die Unterschiede vernachlässigbar gering. Unterm Strich also ein sehr feiner, offensichtlich mit Liebe zum Detail und Sachverstand entwickelter Lautsprecher, der funktioniert. Ganz ausgezeichnet sogar. Ohne Wenn und Aber. Die LS 6 wanderte bei uns auf einen guten 60 Zentimeter hohen Ständer, wurde leicht auf den Hörplatz eingewinkelt und legte los. Der Schalter für die Hochtonabsenkung stand in der Neutralposition, die Ehre der „ersten Platte“ hatten wieder einmal Mark Knopfler und seine Mannen mit ihrem zweiten Album „CommuinquĂ©â€œ von 1979 – eine wirklich exzellente Einspielung mit genau der Wärme und Würze, die eine analoge Produktion ausmachen. Genau das Richtige für die britische Kompaktbox: Die tiefen lagen produziert sie wunderbar somor und bestens definiert. Beim zweiten Titel „News“ beweist sie exzellente Sprinterqualitäten, was für eine sehr gefühlvolle Abstimmung des Reflexsystems spricht. Die kernigen Bassdrum-Schläge tönen so trocken und ansatzlos, dass man fast auf eine geschlossene Konstruktion tippen könnte. Weiter geht‘s mit „Where Do You Think You‘re Going“, bei dem besonders der Hochtöner der Chartwell LS 6 sein Potenzial zeigt: geschmeidig und flüssig bei der Stimmenwiedergabe, sehr fein und mit dem genau richtigen Maß an Energie ausgestattet bei Schlagzeugbecken und Rhythmusgitarre. Passt ausgezeichnet. Bemühen wir die texanischste aller Bands in Gestalt von ZZ Top. Ihr staubtrockener 1975er „Blue Jean Blues“ ist via Graham genau das: staubtrocken eben. Zudem überzeugt die Box mit einer großartig weiträumigen Abbildung – Dusty Hills Bass spielt tatsächlich ganz weit links draußen, während Mr. Gibbons himself die Mitte des Geschehens ganz eindeutig für sich beansprucht. Erstaunlich, dass so etwas ausgerechnet auf einem ZZ-Top-Album drauf ist, die Graham lässt da keinerlei Zweifel aufkommen. Das Timing ist super: Es klingt perfekt schleppend, aber nicht verschleppt. Etwas aus der Jazz-Ecke gefällig? Das Live- Album „Small Town“ von Bill Frisell und dem Bassisten Thomas Morgan kombiniert eine extrem ruhige und entspannte Atmosphäre mit Druck und Durchsetzungsvermögen. Die kleine Britin belässt beiden Künstlern ihre ganz individuelle Klangwelt, sie lässt den Gitarristen im mittleren und oberen Bereich strahlen und stellt den Bass als volles, über das ganze Spektrum aktives Instrument dar. Klasse Album übrigens, die gelegentlichen Geräusche aus dem ansonsten vorbildlich stillen Publikum sind das Salz in der Suppe. Die Chartwell S6 schafft es immer und jederzeit, eine verbindliche und angenehme Atmosphäre zu schaffen und sich in Sachen Eigenklang fast völlig herauszuhalten. Toller Lautsprecher!

Fazit

Ein in allen Belangen erwachsener und sehr neutraler Monitor, der trotzdem auch Spaß am Musikhören vermittelt

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Graham Audio Chartwell LS6

Preis: um 2600 Euro

7/2018
Ausstattung & technische Daten 
Paarpreis ab 2.600 Euro 
Vertrieb Audio Offensive, Falkensee 
Telefon 03322 2131655 
Internet www.audio-offensive.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
B x H x T (in mm) 240/370/260 
Gewicht (in Kg) 9,5 kg 
Ausführungen Kirsche, Roewood 
Fazit Ein in allen Belangen erwachsener und sehr neutraler Monitor, der trotzdem auch Spaß am Musikhören vermittelt 
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Autor Holger Barske
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