Kategorie: Vor-Endstufenkombis Hifi

Einzeltest: Audio Research REF 6 / Reference 150 SE


Duo infernale

Vor-Endstufenkombis Hifi Audio Research REF 6 / Reference 150 SE im Test, Bild 1
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Tatsächlich ist es das erste Mal, dass Audio Research im Doppel zum Rapport bei uns antritt. Bislang gab‘s die Geräte immer nur einzeln zu verköstigen. Ein bedauerlicher Fehler

Der Versuch, die Kombi aus Vorverstärker REF 6 und Stereoendstufe Reference 150 SE per voluminösem Kombi nebst einiger Kleinigkeiten nach Duisburg zu schaffen, scheiterte. Was auch, aber nicht nur an der vorbildlichen Verpackung der Maschinen aus Plymouth, Minnesota liegt. Sondern daran, dass Audio-Research-Geräte einfach richtig ernstes Zeug sind. Gegen die Reference 150 SE wirkt die Accuphase A-47 optisch, obschon ein äußerst erwachsener Vertreter ihrer Zunft, ein bisschen niedlich. Für die dicke Stereo-Röhrenendstufe der Amis braucht‘s schon ein Rack mit Extratiefe. Und einen fünften Gehäusefuß mittig unter dem Gerät (damit sich das Bodenblech nicht durchbiegt). Und einen gesunden Rücken.

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Und eine gewisse Toleranz gegenüber Forderungen des örtlichen Energieversorgers, aber dazu kommen wir noch. Die REF 6 ist der neueste Spross der Audio Research-Vorstufenfamilie und das größte einteilige Gerät und kostet 17.000 Euro. Darüber in der Hierarchie gibt’s noch die fantastische Reference 10 mit Touchscreen und externem Doppelmono-Netzteil, die ich ebenfalls eine Zeitlang genießen durfte (und die rein klanglich für mich persönlich das absolute Nirvana darstellt, nur so nebenbei). Es handelt sich um eine reine Hochpegelvorstufe; wer Phono will, der darf sich gerne mit der Reference Phono 3 beschäftigen, die gehört in Sachen Hierarchie und Gestaltung zur REF 6. Warum die Typenbezeichnung nur bei diesem Gerät abgekürzt und versal geschrieben wird, entzieht sich übrigens meiner Kenntnis. In Sachen Design versucht man einen Spagat zwischen dem klassischen Audio Research-Messgeräte-Look und der mir immer noch etwas suspekten Aufmachung der „Galileo“-Geräte. Es gibt noch ordentliche Gerätegriffe, das ist doch schon mal was. Und: der Lautstärkesteller, das ist der rechte der beiden Knöpfe, ist tatsächlich ein Drehknopf. Und keine zwei Taster, die man mit einem Drehdings betätigen muss. Welch ein Glück – ich mag die Pseudo- Drehknopflösung der kleineren Modelle überhaupt nicht. Links sitzt der Eingangswahlschalter, der natürlich nur ein Drehimpulsgeber ist und bei dessen Betätigung es mächtig klackert im Geräteinneren: Relais schalten zwischen den vier symmetrischen und vier unsymmetrischen Eingängen um. Weil wir da gerade sind: Zu den Eingängen gesellen sich ein Aufnahmeausgang und zwei Hauptausgänge, jeweils sowohl im Cinch- als auch im XLR-Format. Beim Dreh am Lautstärkesteller klackert nichts, der funktioniert nämlich geräuschlos- elektronisch – das macht Audio Research schon länger so. Die Chips des Pegelstellers – im Wesentlichen sind‘s nur integrierte Widerstände, die sich hier in den Signalweg drängeln – sind übrigens das Erste, was das ankommende Signal nach der Eingangswahl sieht. Das Pegelstellermodul scheint neu zu sein und erlaubt die Variation des Pegels in 104 Stufen. Das hübsche grüne Display gibt mit großen Ziffern Auskunft über die Einstellung und, wesentlich kleiner, über den gewählten Eingang, die Aktivierung der Mute- oder Mono- oder Phasenumkehrfunktion. Zudem kann man im Menü die Eingänge mit Namen belegen, die automatische Ausschaltfunktion konfigurieren (oder abschalten, was gerade in der Einspielphase sehr hilfreich ist), den Betriebsstundenzähler für die Röhren auslesen oder zurückstellen und die Durchschleiffunktion für den Heimkinobetrieb aktivieren. Das Gerät ist außerdem so schlau und merkt sich zu jedem Eingang automatisch die gewählte Konfiguration – inklusive der eingestellten Lautstärke, was unter Umständen nach hinten losgehen könnte: Man hört zum Beispiel spät nachts noch Musik und bewegt sich im sehr leisen Bereich, dann wechselt man zu einer Quelle, mit der man tagsüber noch AC/DC mit Originallautstärke hatte: Wählt man jetzt diese Quelle an, dann schmeißt‘s einen durch die Wand. Also immer schön leise drehen, bevor man den Eingang wechselt. Schaltungstechnisch sind die Audio-Research-Vorstufen seit einiger Zeit ziemlich auf die Spitze getriebene Variationen eines eigentlich simplen Konzeptes: Nach dem Pegelsteller folgt eine Kathodenbasisstufe, danach ein Kathodenfolger. In seiner einfachsten Form sind das gerade einmal zwei Triodensysteme pro Kanal, also eine Röhre. Wir haben hier drei Doppeltrioden pro Seite und das erklärt sich so: Beide Stufen sind symmetrisch ausgeführt, das verdoppelt die Anzahl der Systeme. Beim Kathodenfolger sind zudem zwei Triodensysteme parallelgeschaltet, also brauchen wir dort noch mal das Doppelte. Macht sechs Systeme oder drei Doppeltrioden vom Typ 6H30P pro Kanal, sechs für Stereobetrieb. Jede der russischen Nobelröhren – tatsächlich zählen diese Typen zu den kräftigsten Doppeltrioden am Markt – wird mit Dämpfungsgummis beruhigt; Mikrofonieempfindlichkeit ist beim REF 6 so gut wie nicht festzustellen. Ein paar kleine Halbleiterchen dienen als Stromquelle für die Kathodenfolger, im Großen und Ganzen verstärken hier aber nur Felder im Vakuum – fast die reine Lehre. Die Hochvoltersorgung übernimmt ein weiteres Mal die schon bekannte Kombi aus einer 6H30P und einer dicken Pentode vom Typ 6550. Theoretisch würde diese Röhre auch der Endstufe Reference 150 gut zu Gesicht stehen, wenn‘s nicht mittlerweile zwei Modelle jenseits des Klassikers geben würde: Während sich Audio Research in den letzten Jahren auf die KT120 für die Leistungsverstärkerjobs verließ, heißt das Mittel der Wahl mittlerweile KT150. Da kommen wir gleich zu, erst freuen wir uns noch über die beiden zünftigen Trafos der Vorstufe (ein Ringkern, ein R-Core-Modell für die Hochspannung) und notieren eine ziemlich gewaltige Menge von Siebkapazität. Die dicken Elkos auf der Platine an der Seitenwand sind allesamt mit Folienkondensatoren überbrückt; hier ging‘s beim Vorgänger, wenn ich mich recht erinnere, noch deutlich sparsamer zu. Der Aufbau einer Audio-Research-Vorstufe ist mittlerweile sehr gereift und im Detail optimiertes Terrain; technologische Sensationen sucht man hier vergeblich, das Gerät ist eine behutsame Weiterentwicklung der Reference 5 SE. In Anbetracht der schon seit Langem vorhandenen Reife der Konstruktionen aus Minnesota wäre alles andere auch keine so gute Idee. Das „SE“ in der Typenbezeichnung der Endstufe steht für das seit etwa einem Jahr erhältliche Update der Reference 150. Im Wesentlichen ging‘s dabei um besagten Wechsel auf die neuen Endröhren und eine entsprechende Ausweitung der Netzteilkapazität – die KT 150 kann nämlich deutlich mehr Leistung „schieben“ als der Vorgänger. Die Reference 150 (SE) scheint mir immer etwas unter dem Radar zu fl iegen, alle anderen Endstufen der Reihe – auch die kleinere Reference 75 (SE) – prahlen nämlich mit fetten Zeigerinstrumenten, während die Front des großen Stereomodells weitgehend leer ist. Was aber nichts daran ändert, dass sie mit ihren nominellen 150 Watt pro Kanal weder Tod noch Teufel in Sachen Lautsprecher fürchten muss und bei einem Verkaufspreis von 17.900 Euro eine überlegenswerte Alternative zu den Monos Reference 250 SE darstellen kann, die wollen nämlich erst einmal untergebracht werden. Da ist‘s doch toll, wenn ein knapp 35 Kilo schweres und nur halbmetertiefes Gerätchen das alles alleine zu können verspricht. Wie der Vorgänger ist auch die „SE“ mit 150 Watt Leistung pro Kanal spezifi ziert, was der gemessenen Realität ziemlich nahe kommt. Damit sind die zwei Paar Endröhren pro Kanal angemessen beschäftigt, laufen aber keinesfalls am Limit. Das ist gut, beim etwaigen Röhrentausch gilt es nämlich immer fein säuberlich gematchte Paare einzusetzen, was die Sache nicht preiswerter macht. Den Antrieb der Quartette übernehmen abermals 6H30P, und zware derer zwei pro Kanal. Mittig im Gerät sind drei Gewichtsprobleme in Gestalt des Netztrafos und der beiden Ausgangsübertrager angeordnet. Audio Research wählt eine spezielle Betriebsart der Verschaltung von Endröhren und Ausgangsübertragern, die irgendwo zwischen Ultralinearbetrieb und Kathodenkopplung angesiedelt ist und dafür braucht‘s ganz spezielle Trafos. Das Energiespeichervermögen des Netzteils ist gegenüber dem Vorgängermodell auf das Doppelte gewachsen und deshalb gibt‘s nicht mehr viele Ecken in dem Gerät, die nicht mit Kondensatorbatterien zugepflastert sind. Es gibt jede Menge Spannungsregler – diesmal in Halbleitertechnik – die diverse Versorgungen regeln und neue, ziemlich geheimnisvolle Koppelkondensatoren, die schon in der Vorstufe aufgefallen sind. Die Einstellung der Ruheströme für die Endröhren erfolgt paarweise über Trimmpotis. Dazu muss ein Multimeter an die entsprechenden Buchsen auf der Platine gesteckt werden. Bei den Maschinen mit Anzeigeinstrumenten geht das komfortabler, aber man muss das ja auch nur ziemlich selten tun. Die beiden Lüfter auf der Geräterückseite machen einen erfreulich leisen Job und stören beim Musikhören praktisch nicht. Das ist auch für jegliches denkbare klangliche Ungemach zutreffend – es gibt nämlich keins. Ich wage zu behaupten, dass gerade bei dieser Kombi das Ganze größer ist als die Summer ihrer Teile, die beiden Amerikanerinnen treffen meinen klanglichen Nerv nämlich auf den Punkt. Nein, sie sind nicht die neutralsten Verstärker überhaupt, aber ganz eindeutig die emotionalsten. Jeder Ton, jeder Anschlag, jeder Ausschwingvorgang ist ein bisschen ungezügelter, bunter und energischer als bei so ziemlich allem, was mir so in den Sinn kommt. Damit lässt sich sogar einem bis zur Unspielbarkeit überstrapazierten Album wie Patrica Barbers „Companion“ Positives abgewinnen. „And the Beat Goes On“ treibt mich eigentlich sicher aus jedem Hörraum aber das hier, das hat was: Die Nummer swingt einfach erheblich besser als sonst. Die Orgel steht frei im Raum, jeder Ton haut einem nur so um die Ohren, sogar die sonst so fade Bassbegleitung federt mit nie dagewesener Leichtigkeit und Differenzierung. Ich staune. Frau Barbers Stimme setzt dem Ganzen die Krone auf: unangestrengt, rhythmisch bestens eingebunden – läuft. Das exakte Gegenteil dazu dürfte das 2012er-Album „Dopesmoker“ der amerikanischen Band „Sleep“ sein, so etwas wie der heilige Gral des Stoner Rocks. Die ultratiefen Riffs bohren sich mit ungeheurer Energie in Gehörgang und Magen, wo‘s andernorts einfach nur öde und monoton klingt. Große Klasse. So, ganz genau so hört sich für mich Spaß beim Musikhören an. Diese beiden auseinanderreißen? Niemals. Audio Research versteht es bravourös, seinen Verstärkern Klangfarbe, Dynamik und Spaß pur anzuerziehen: Das geht wie die sprichwörtliche Hölle.

Kategorie: Vor-Endstufenkombis Hifi

Produkt: Audio Research REF 6 / Reference 150 SE

Preis: um 17000 Euro

5/2017
Ausstattung & technische Daten 
Kategorie Vor-/Endstufe Kombi 
Vertrieb Audio Reference, Hamburg 
Telefon 040 53320359 
Internet www.audio-reference.de 
Garantie (in Jahre)
Abmessungen (B x H x T in mm) 480/198/419 
Abmessungen 2 (B x H x T in mm) 483/222/495 
Gewicht (in Kg) ca. 17 / 34 kg 
Unterm Strich... Diese beiden auseinanderreißen? Niemals. Audio Research versteht es bravourös, seinen Verstärkern Klangfarbe, Dynamik und Spaß pur anzuerziehen: Das geht wie die sprichwörtliche Hölle. 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 12.05.2017, 15:02 Uhr
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Interessante Links:
  • www.hausgeraete-test.de
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