Kategorie: Vollverstärker

Einzeltest: PS Audio Sprout 100


Es sprießt

Vollverstärker PS Audio Sprout 100 im Test, Bild 1
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Haben Sie das nicht auch ab und zu? Die leise Sehnsucht, HiFi nicht mehr in Kubikmetergebinden ins Wohnzimmer wuchten zu müssen? Sondern mit einem netten, kleinen Setup spielen zu können, für dass man vielleicht auch mal ohne Spezialmöbel auskommt?

Ja. Klar. Irgendwie wollen wir das, wir Vollnerds: die dicken Kisten, die vierteiligen Monoendstufen, den Kompressor fürs Plattenspieler-Luftlager im Nebenraum. Gerüchten zurfolge aber lebt der eine oder andere von uns nicht in paradiesischen Platzverhältnissen und muss – Hilfe – die Nutzung der zur Verfügung stehenden Quadratmeter noch mit anderen Familienmitgliedern abstimmen. Dann wär‘s doch toll, wenn‘s HiFi auch mal in klein, aber in vernünftiger Klangqualität gäbe? PS-Audio-Boss Paul McGowan hat zwar gut reden, er lebt immerhin mit einem hünenhaften Satz Infinity-Reference-Standard- Lautsprechern – das sind pro Seite rund zwei Meter hohe Türme. Aber: Dem altgedienten Profi ist diese Art von Real- World-Problemen natürlich nicht fremd.
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Deshalb gibt‘s jetzt PS Audios zweite Inkarnation des „Sprout“-Konzeptes, den Sprout 100. Das ist ein hochmoderner, extrem kompakter (15,5 Zentimeter breit) und mit allen Wassern (D/A-Wandler, Phonovorstufe) gewaschener Vollverstärker, der 100 Watt pro Kanal an Vier-Ohm- Lasten aus den Bananenbuchsen drücken will. Für 720 Euro.


Neugierig? Kann ich verstehen. Der Sprout 100 und sein Vorgänger, der Sprout, sind Entwicklungen von Paul Mc- Gowans Sohn Scott. Natürlich hat man eine schöne Geschichte um das Produkt gestrickt, nach der der Sohnemann mit den riesigen Kisten des Papas nicht richtig etwas anfangen kann und außerdem auch keinen Pilotenschein zur Bedienung des ganzen Ensembles machen will. Also setzt sich der Firmenerbe hin und entwickelt eine moderne HiFi-Komponente nach seinen Vorstellungen: kompakt, schlicht, technisch auf der Höhe der Zeit und gestalterisch attraktiv. Nach rund zwei Jahren geht der „Spross“ in seine zweite Runde und glänzt mit einer ganzen Reihe technische Verbesserungen. Zunächst wuchtet der nur 1,3 Kilogramm schwere Zwerg satte 100 Watt Dauerleistung pro Kanal an Vier-Ohm-Lasten – daher die „100“ hinten an der Typenbezeichnung. Das sind keine „Prospekt-Watt“, die kommen tatsächlich da hinten raus aus dem niedlichen Kästchen. Durchaus originell finde ich auch den echtholzfurnierten Deckel des Gerätes, das ansonsten zeitgemäß rundum in silbernes Aluminium gewandet ist. Jetzt nicht in piekfeines aus dem Vollen gefrästes 7075, sondern in Fernost-Alu. Da Chinesen das aber durchaus können, wenn man ihnen genug Geld dafür gibt, ist das nix Schlimmes, wie hier deutlich zu sehen.


Die Anzahl der Bedienelemente hält sich in erfreulich engen Grenzen, es sind nämlich derer exakt zwei – es gibt noch nicht einmal einen Ein-/Ausschalter. Den Job erledigt ein Tastkontakt hinter dem rechten der beiden Drehknöpfe, der normalerweise fürs Einstellen der Lautstärke bezahlt wird. Sein weiter links angeordneter Kumpel ist dafür zuständig, einen von vier Eingängen auszuwählen. Davon gibt‘s eigentlich fünf, weil der Digitalfraktion sowohl per optischem S/PDIF-Anschluss als auch per USB-Buchse Einlass gewährt wird. Der Sprout 100 versteht auf diesem Wege alles Mögliche an aktueller Signalkost: PCMSignale bis 384 Kilohertz und 24 Bit, DSDcodiertes Material bis DSD 128. Das reicht für alle Lebenslagen. Wem das noch nicht genug Digitalkram ist, der darf den Sprout 100 auch drahtlos per Bluetooth bedienen. Hinzu gesellt sich ein ganz gewöhnlicher Stereo-Analogeingang in Gestalt zweier Cinchbuchsen und ein zweiter, nicht ganz so gewöhnlicher: Jawohl, die Herren Mc- Gowan haben auch die Phonofreunde bedacht und dem Kleinen eine erstaunlich gut funktionierende Phonovorstufe verpasst. Nichts Exotisches, aber einen grundsoliden MM-Eingang. Mit Erdungsklemme – sehr löblich. Zu parametrieren gibt‘s hier nix, Systeme werden mit 47 Kiloohm und 100 Picofarad abgeschlossen. Das passt für so ziemlich jedes MM auf diesem Planeten. Vier Schrauben später liegt das Bodenblech neben dem Verstärker und der Blick schweift über ein topmodernes Elektronikkonzept. Selbstverständlich arbeitet der Sprout 100 mit schaltenden Endverstärkern, anders wären so große Leistungen auf so kleinem Raum auch nicht ansatzweise zu realisieren gewesen. Gleiches gilt für die Stromversorgung, Platz für den berüchtigten dicken Ringkerntrafo ist hier mal so gar nicht. Dafür gibt‘s ein paar eher unspektakuläre Spulen, ebenfalls wenig beeindruckende Schalttransistoren auf kleinen Kühlkörpern und schlaue Chips, die das Ensemble mit hoher Frequenz Ströme „zerhacken“ lassen.


Die Technologie ist weit gekommen, wie dieses Gerät eindrucksvoll beweist. Die kaum zwei Briefmarken große Phonovorstufe arbeitet mit integrierten Operationsverstärkern der besseren Art, die Entzerrung erfolgt passiv zwischen zwei Verstärkerstufen. Als D/AWandler kommt einer der berühmten „Sabre“-Chips des Herstellers ESS zum Einsatz, ebenfalls eine Wahl ohne Fehl und Tadel. Ansonsten bleibt nicht viel mehr zu tun als darüber zu staunen, dass man potente Leistungselektronik und Verstärker für winzige Tonabnehmersignale so dicht gedrängt zusammenpferchen kann, ohne dass es nennenswerte Störungen gibt. Das funktioniert hier, mein Kompliment fürs Engineering. Der Hörtest des Sprout 100 verlief etwas anders als gewohnt und musste sich in der wirklichen Welt abseits aller highendigen Ambitionen beweisen. Und so zauberte ich den Kleinen eines Tages in der Gartenlaube meines Ex-Nachbarn aus dem Rucksack und übertrug ihm die überaus wichtige Aufgabe, für die überaus wichtige Beschallung unseres Abends zu sorgen. Als Zuspieler fungierten eine nicht mehr ganz taugliche Squeezebox Touch und, für Leser dieses Magazins sicher wichtiger, ein grundsolider (und quietschgrüner) Rega- Plattenspieler. Und weil mein Ex-Nachbar großer Fan des Mannes ist, habe ich auch die ganze „American-Recordings“-Box von Johnny Cash mitgebracht. Da zum „Beschallungskonzept“ der Laube auch ein Subwoofer gehört, kam mir die entsprechende Buchse am Sprout 100 gerade recht. Um‘s kurz zu machen: Wir haben einen höchst vergnüglichen Abend verlebt. Und, Freunde aller 30–40 Jahre alten Yamaha-, Denon-, NAD- und Sonstige- Vollverstärker, ihr müsst jetzt ganz stark sein: Der kleine PS Audio nagelt eure Lieblinge an die Wand.


Er spielt überaus kernig, druckvoll, nervt nicht, zickt nicht, sirrt und säuselt nicht, hat das Ruder fest in der Hand und zeigt mit Nachdruck, dass der olle Rega mit dem unverwüstlichen AT-95 einfach besser spielt als Internetradio. Und mitunter auch deutlich besser als das, was Streamingdienste so im Angebot haben. Ja klar, ich bin das Cash-Spätwerk auch ziemlich leid. De facto aber tönt‘s hier beschwingt, lebendig, detailliert und aufgeräumt. Wahrscheinlich leistet so ein Setup mehr Überzeugungsarbeit bei „Nicht-Infizierten“ als das schwere Geschütz im heimischen Wohnzimmer, das Besucher gerne mal kopfschüttelnd zurücklässt. Ach ja: Der Sound der Squeezebox lässt sich übrigens erstaunlich deutlich aufwerten, wenn man sie nicht per Cinchkabel an unseren Probanden stöpselt, sondern den PS-Audio-D/A-Wandler den Job machen lässt. Jetzt sehe mich doch tatsächlich genötigt, dem Rega einen Tonabnehmer oberhalb der 25-Euro-Klasse zu spendieren.

Fazit

Erstaunlich, wie weit die Miniaturisierung von HiFi-Komponenten gekommen ist: Der Sprout 100 ist weit entfernt von einem niedlichen Spielzeugverstärker, er ist eine ernsthafte Komponente zum seriösen Musikhören.

Kategorie: Vollverstärker

Produkt: PS Audio Sprout 100

Preis: um 720 Euro

12/2018
 
Ausstattung & technische Daten 
Preis: 720 Euro 
Vertrieb: hifi2die4, Leinzell 
Telefon: 07175 909032 
Internet: www.hifi2die4.de 
Garantie: 2 Jahre 
B x H x T: 155/45/205 
Gewicht (in kg): 1.3 
Unterm Strich … Erstaunlich, wie weit die Miniaturisierung von HiFi-Komponenten gekommen ist: Der Sprout 100 ist weit entfernt von einem niedlichen Spielzeugverstärker, er ist eine ernsthafte Komponente zum seriösen Musikhören. 
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