Kategorie: Tonabnehmer

Einzeltest: van den Hul The Colibri Signature Stradivarius


Alte Meister

Tonabnehmer van den Hul The Colibri Signature Stradivarius im Test, Bild 1
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Der Legende nach hatten die alten Meister ihrer Zunft immer eine besondere Geheimzutat – der Maler ein besonderes Pigment, der Instrumentenbauer einen besonderen Lack. Da ist es nur recht und billig, wenn ein Altmeister der heutigen Zeit zu eben einem solchen Mittel greift

Aalt van den Hul – seit Jahrzehnten legendärer Tonabnehmerbauer, Inhaber einer renommierten Kabelfirma und schon seit jeher umtriebiger Forscher und Tüftler in allen Bereichen der Technik – wird im Jahr 2017 80 Jahre alt. Noch ist es nicht so weit, dass man schon gratulieren darf, aber ein besonderes Geschenk hat er sich schon gemacht: seinen bisher besten und auch teuersten Tonabnehmer, das Colibri Stradivarius. Der Name des kleinen Vogels steht bei van den Hul ja schon seit dem ersten Erscheinen für das System, das die qualitative Spitze ausmacht. Und wie wir es von ihm gewohnt sind, gibt’s natürlich auch vom Spitzenmodell unzählige Varianten: mit Kupfer-, Gold- oder sogar Platinspulen, unterschiedlichen Nadelträgerlängen, Nadelnachgiebigkeiten, Low-, Medium- und High-Output-Varianten und vieles mehr.

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Aus dem reichen Erfahrungsschatz dieses Variantenreichtums hat der Meister nun ein System „destilliert“, das seinen Vorstellungen vom idealen Tonabnehmer am nächsten kommt. Oder, wie man eigentlich sagen müsste, dem momentan machbaren Ideal – wie wir van den Hul kennen, wird das noch nicht das letzte Wort sein. Mit 80 Jahren ist man als Tonabnehmerbauer ja auch im besten Alter, fragen Sie mal die Japaner! Das Colibri Stradivarius kann eine gesunde Ausgangsspannung von 0,7 Millivolt abliefern – das ist für MC-Verhältnisse schon sehr ordentlich. Der Vorteil liegt hier klar auf der Hand: Bei einer so hohen Ausgangsspannung muss die nachgeschaltete Phonostufe weniger verstärken, damit spielen Nebengeräusche keine so große Rolle wie bei Systemen mit einer kleineren Ausgangsspannung. Die empfohlene Auflagekraft liegt bei etwa eineinhalb Gramm. Wie wir van den Hul kennen, ist die Compliance, die hier einen mittleren Wert hat, auf Bestellung in einem weiten Bereich verstellbar, so dass man sich hier einen Tonabnehmer passend zum eigenen Tonarm anfertigen lassen kann. Bei möglichen Werten für die Compliance bis hin zu 35 kann es dann an sehr leichten Tonarmen eingesetzt werden. Die offene Bauweise des Colibri Stradivarius lässt natürlich Einblicke zu. Im Gegensatz zu „kleineren“ Systemen haben die Colibris nur einen einteiligen Magneten, also kein Joch vor dem Spulenträger. Natürlich muss der verbliebene Magnet damit umso kräftiger sein. Der Nadelträger ist das bekannte Bor-Röhrchen, das recht weit vor das System ragt. Vorne sitzt ein traditionell sehr scharfer Diamant mit dem berühmten vdH-I-Schliff, der ja den Ruf Aalt van den Huls begründete und über den schon so viel Positives wie auch Unsinn berichtet wurde. Noch einmal in Kürze daher die Zusammenfassung: Ein sehr scharfer Nadelschliff hat genauso viel oder wenig Gefährdungspotenzial wie alle anderen auch, solange man auf eine saubere Justage und die korrekte Auflagekraft achtet. Ja, mit den scharfen Kanten (oder besser: kleinen Verrundungsradien) kann das System mehr Hochtoninformation abtasten. Nein, die Rille wird nicht mehr in Mitleidenschaft gezogen, als bei einer Rundnadel. Genau genommen ist die Kraft pro Fläche, die auf die Rillenflanke wirkt, sogar geringer, weil die Seiten des Diamanten über die Höhe eine deutlich größere Kontaktfläche zur Rille haben als der Rundschliff, der nur in zwei Punkten aufliegt. Eben wegen dieses tieferen Eintauchens ist allerdings Schmutz ein Problem – hier zeigt sich das Colibri wieder einmal tatsächlich von seiner gnadenlosen Seite: Dreck wird aus der Rille geholt, aber gründlich! Da wir davon ausgehen, dass diese Form der Plattenreinigung den meisten Leuten zu teuer und langwierig ist, setzen wir daher einfach mal voraus, dass Besitzer eines solchen Ausnahmesystems auch eine Plattenwaschmaschine haben und somit ihre Scheiben allesamt in einem vorbildlichen Zustand sind. Der Generator ist auf einem Träger aus einem recht harten afrikanischen Holz montiert, das – daher der Name – mit einem speziellen Lack beschichtet ist, so wie eben damals Stradivari seinen Instrumenten mit der geheimen Lackrezeptur jenen einzigartigen Klang verliehen hat, der sie heute zu so gesuchten Objekten macht. Im Hörtest bewahrheitet sich aber zunächst meine Prognose, dass die hohe Ausgangsspannung des Colibri Signature Stradivarius – so der vollständige Name – Gold wert ist: Jene spannungsgeladenen und atemberaubenden Momente zwischen dem Nadelaufsetzen und den ersten gespielten Tönen einer Klassik-Aufnahme geraten dem Referenz-vdH so magisch und zwingend, dass die danach folgenden Takte fast schon zur Nebensache werden. Das hat ganz große Klasse, wie das Colibri die bewusst nicht wahrnehmbaren Rauminformationen aus der Rille zu den Lautsprechern transportiert. Hat man dann einmal tief durchgeatmet, geht es gleich weiter mit viel Dynamik – denn auch in dieser Disziplin hilft natürlich die hohe Spannung. Würde man jetzt den Fehler machen, das Colibri Stradivarius einfach nur mit unveränderten Einstellungen am Verstärker gegen andere Systeme zu vergleichen, dann würde es einen K.O.-Sieg in der ersten Runde landen: Unser Gehör tendiert ja dazu, lautere Signale als „besser“ zu interpretieren. Ganz so einfach wollten wir es dem Vögelchen dann nicht machen. Aber auch mit angepasster Lautstärke konnte es den Gegnern im Ring zeigen, wo seine Stärken liegen: Überall. Das werden Sie vielleicht jetzt als etwas dümmlich-anbiedernde Aussage werten, ich meine es aber ernst: Die meisten anderen Tonabnehmer haben irgendwo, und seien sie noch so schwach ausgeprägt, eine oder mehrere Eigenschaften, die sie besonders betonen, sei es die Feinauflösung im Hochton (viele japanische Tonabnehmer folgen diesem Ideal) oder einen besonders kräftigen Bassbereich. Das Colibri Signature Stradivarius hält hier perfekt die Waage: Weder fisselt noch rumpelt es, um es mal salopp zu formulieren. Oder, mehr in HiFi-Sprech: „Über einem stabilen und profunden Bass entfaltet sich ein neutraler und klangfarbenstarker Mitteltonbereich mit präzisen und detailreichen Höhen.“ Ja, die alte Crux, Gehörtes in Geschriebenes umzuwandeln. Aber im Ernst: Das hat schon große Klasse, was Aalt van den Hul da auf die Füße gestellt hat: Ein wirklich fantastisch auflösendes System, dessen Feingeistigkeit und Detailtreue weder auf Kosten seiner Tieftondynamik gehen und das darüber hinaus auch mit elektrischen Werten glänzt, mit der die nachgeschaltete Phonostufe frei von Nebengeräuschen aufspielen kann.

Fazit

… macht das Colibri Signature Stradivarius seinem Namen alle Ehre. Es vereint alle Eigenschaften, die ein sehr guter Tonabnehmer haben muss, in einem System – und das ohne Wenn und Aber. Ein Meisterwerk eben.

Kategorie: Tonabnehmer

Produkt: van den Hul The Colibri Signature Stradivarius

Preis: um 6900 Euro

12/2017
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Weitere Informationen Tonabnehmer
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb BT Vertrieb, Erkrath 
Telefon 02104 175560 
Internet www.bt-vertrieb.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Gewicht (in g)
Ausgangsspannung 0,7 mV (1 kHz, 5 cm/sek) 
Übertragungsbereich 5Hz – 55 kHz 
Kanalabweichung bei 1kHz < 0,3 dB 
Kanaltrennung bei 1 kHz: > 35 dB (1 kHz) 
Nadelschliff VdH – I (2x85 Mikrometer Verrundungsradius) 
Nadelnachgiebigkeit 35 Mikrometer/Millinewton 
Empfohlende Auflagekraft 15 mN (13,5 - 15 mN) 
Abschlussimpedanz (in Ohm) 50 Ohm (50 Ohm bis 600 Ohm) 
Einspielzeit (ca in Stunden) 50 
Unterm Strich... … macht das Colibri Signature Stradivarius seinem Namen alle Ehre. Es vereint alle Eigenschaften, die ein sehr guter Tonabnehmer haben muss, in einem System – und das ohne Wenn und Aber. Ein Meisterwerk eben. 
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