Kategorie: Lautsprecherbausätze

Einzeltest: Mivoc K+T Unihorn


Unihorn, die Zweite

Selbstbauprojekt Mivoc K+T Unihorn im Test, Bild 1
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Nach dem furiosen Start des Unihorns in KLANG+TON 6/2010, bestückt mit dem edlen, aber auch kostspieligen SEAS-EXOTIC-Breitbänder geht es nun mit einer überaus erschwinglichen Bestückung in die spannende zweite Runde.

Das Unihorn geht mit einer Vielzahl von Treibern eine Symbiose ein. Bei den Simulationen mit AJHorn 6.0 hat sich ein Tieftöner allerdings besonders positiv hervorgetan: der XAW 210 HC von Mivoc. Somit stand ziemlich schnell fest, dass es eine Kombination Unihorn + XAW 210 HC geben wird.

Bestückung


Nun würde man diesen Tieftöner spontan nicht als den typischen Horntreiber einstufen, aber dennoch ist er mit seinem Aufbau und Parametersatz perfekt für das Unihorn geeignet. Die etwas höhere bewegte Masse und die härtere Einspannung lassen ihn in Gehäusegrößen spielen, für die sonst 7-Zoll-Tieftöner Verwendung finden würden.

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Das niedrige VAS (härtere Einspannung) hat auch noch einen weiteren Nutzen: Der Hub steigt unterhalb der Bedämpfung durch das Horn nur langsam an, was zur Erhöhung der Pegelfestigkeit beiträgt und den Klirrfaktor verringert. Die Resonanzfrequenz liegt optimal für tief reichende Basswiedergabe und der kräftige Antrieb sorgt für eine horntypische Güte. Die hohe Induktivität der Schwingspule bringt eine Filterwirkung oberhalb von 300 Hz mit sich und erleichtert der Tieftonweiche die Arbeit. Nun galt es noch die passenden Spielkollegen für den Bass- Kandidaten zu finden. Die Tieftonabteilung erlaubt eine Trennfrequenz zum Mitteltöner von maximal 400 Hz und der Wirkungsgrad sollte mindestens 91 dB betragen. Auch hier wurden wir bei Mivoc fündig: Der Tiefmitteltöner XAW 110 HC ist nicht nur ein Glanzlicht im Sortiment von Speaker Trade, sondern bringt im Doppelpack auch die geforderte Eignung mit. Der dazu passende Hochtöner sollte pegelfest sein, ein zum Mitteltöner passendes Abstrahlverhalten mitbringen und bei substanzieller Wiedergabe gut auflösen. Auch dieser Part ließ sich passend von Mivoc besetzen: Der Folienhochtöner KFT 130 M löst aufgrund seiner magnetostatischen Bauart sehr gut auf. Bei dieser Bauweise wird  eine Leiterbahn auf die Membranfolie aufgedruckt; dadurch werden Schwingspule und Membran zu einer besonders leichten Einheit. Das klangliche Ergebnis ist mit einem Bändchenhochtöner vergleichbar, es wird aber kein Übertrager benötigt und somit ist die Fertigung erheblich kostengünstiger zu realisieren. Der KFT 130 M weist zudem ein Kurzhorn auf, mit dem er ganz vorzüglich harmoniert: Der minimal wellige Frequenzgang weist bereits ab 1 kHz hervorragende 94 dB bei einem Watt aus. Das Abstrahlverhalten ist unter allen Winkeln ausgeglichen und das Ausschwingverhalten ist blitzsauber. Die auffälligenweißen Membranen von Tief- und Mitteltöner weisen eine sehr hochwertige, dreischichtige Struktur auf: Zwischen zwei Lagen Glasfasergewebe befindet sich eine Schicht mit Wabenstruktur, die die beiden äußeren Schichten auf Abstand hält. Dieser Aufbau ergibt eine sehr biegefeste und dennoch resonanzarme Membran: Erste Partialschwingungen zeigt der Tieftöner erst jenseits von 2,5 kHz und der Mitteltöner sogar erst bei 8 kHz, beide zudem hervorragend bedämpft. Der XAW 210 HC verfügt über einen komfortabel großen linearen Hub von 7,8 Millimetern in beide Richtungen, und die ausgeformte hintere Polplatte sorgt für zusätzlichen Platz für die Schwingspule. Die Vernähung von Membran und Sicke sichert auch an dieser Stelle eine hohe Belastbarkeit. Somit ist auch der mögliche Hub beachtlich und ungewöhnliche Pegelfestigkeit gegeben. Eine Besonderheit des Magnetsystems ist der segmentierte Ferritring. Dieser besteht aus vier Teilen, zwischen denen die von der Schwingspule erhitzte Luft ungehindert zirkulieren und abtransportiert werden kann. Die Polklemmen sind leider suboptimal, da sehr klein und auch nur für dünne Kabel geeignet; hier wäre Verbesserungspotenzial. Der solide Korb aus Aluminiumdruckguss wird auf einer Drehbank nachbearbeitet; das sieht nicht nur sehr sauber aus, sondern gewährleistet auch eine sehr plane Auflagefläche. Die drei Chassis sind das Beste, was Mivoc in der jeweiligen Größe anzubieten hat, und bei der hier gebotenen Chassisqualität lässt einen der dafür aufgerufene Preis durchaus aufhorchen.

Gehäuse


Von den am Mitteltongehäuse angebrachten Fasen mit 45 Grad haben nur die beiden seitlich der Schallwand einen akustischen Nutzen, die übrigen dienen lediglich einer schlüssigen Optik. Auf Versteifungen wurde verzichtet, da dies im Mitteltonbereich eher kontraproduktiv ist. Ebenso entbehrlich ist ein Einsenken der Chassis: Tief- und Mitteltöner sind ohnehin nicht dafür vorgesehen und der Hochtöner hat dank seines Hornvorsatzes keinen Nutzen davon. Die Weichen für Mittel- und Hochtöner können in ihrem Gehäuse auf der Rückwand untergebracht werden. Man kann sie aber auch prima auslagern und zum Beispiel unterhalb des Aufsatzgehäuses zur Schau stellen. Die Beschreibung des Unihorns selbst erfolgte bereits detailliert in KLANG+TON 6/2010, weshalb hier nur auf die Anpassungen eingegangen wird.
1. Der Helmholtzabsorber unterhalb des Hornverlaufs wird verschlossen, da er in dieser Anwendung nicht benötigt wird. Man kann diese Kammer für die Tieftonweiche nutzen.
2. Die drei Teiler mit der Nummer 3 bilden zusammen die Aufnahme für das Magnetsystem. Jene hat einen Durchmesser von 144 Millimetern und passt somit genau für den Magneten des XAW 210 HC.

Frequenzweiche


Die Weiche ist recht aufwendig und nicht zuletzt durch ihre Bauteilewerte ein nicht ganz unerheblicher Kostenfaktor. Bei Verwendung der angegebenen Bauteile sind die Kosten für die Frequenzweichen vergleichbar mit denen der Chassis. Bei den klanglich wichtigsten Faktoren und bei der Belastbarkeit wurden keine Kompromisse eingegangen: Das betrifft insbesondere sämtliche Spulen und die Kondensatoren für den Hochtöner, bei denen keine vernünftige qualitative Steigerung mehr möglich ist. Sämtliche anderen Kondensatoren sind als Elko glatt ausgeführt. Hier könnte man ansetzen, muss es aber nicht. Zum einen würde der Einsatz von MKT- oder MKP-Kondensatoren den Preis explodieren lassen, zum anderen erfolgte auch der KLANG+TON- Aufbau mit Elkos. Die Wiedergabe ist dennoch über jeden Zweifel erhaben, dazu aber im Hörbericht mehr. Sämtliche Filter haben 18 dB Flankensteilheit. Der Tieftöner benötigt zusätzlich einen Sperrkreis, der den vorwitzigen Bereich um 200 Hz glattbügelt. Dies sollte zunächst über den eingebauten Helmholtzabsorber erfolgen, das Ergebnis mit dem Sperrkreis war aber definitiv besser. Das Mittelhochtongehäuse sollte sich etwa acht Zentimeter hinter der Vorderkante des Unihorns befinden, dann ist die Phasenlage und somit auch die Summenbildung optimal. Aber keine Angst: Ein paar Zentimeter mehr oder weniger spielen keine große Rolle.  Messungen Der Frequenzgang ist unter allen Winkeln ausgewogen und im Bassbereich leicht wellig, was aber im Hörraum keinerlei Bedeutung mehr hat. Das verspricht eine energiereiche Reproduktion bei allen Frequenzen. Der gesamte Lautsprecher schwingt sehr schnell aus und zeigt keinerlei Resonanzen. Der Impedanzverlauf ist allerdings nicht gänzlich unkritisch: Zum einen schwankt er stark und zum anderen zeigt er ein Minimum von 2,6 Ohm bei 800 Hz. Das stellt kaum einen Transistor vor Probleme, aber Röhrenverstärker sind da nicht besonders scharf drauf. Es sollte also besser einer von der „stabilen“ Sorte sein und keine Mimose. Beim Klirrfaktordiagramm gibt es dann wieder nur Sonnenschein: Über dem gesamten Übertragungsbereich bleibt der Klirr sehr niedrig und steigt auch bei wachsendem Pegel nur leicht an: Das verspricht einen Hörtest, bei dem auch der Spaßfaktor nicht zu kurz kommt.

Klang


Während der Planung zu diesem Projekt hatte ich große Erwartungen, weil die Simulation wirklich Großartiges verhieß. Aber auch etwas „Angst“ davor, dass die Realität nicht das halten würde, was die Simulation vorgab, und sich der geringe Preis der Komponenten irgendwie rächen würde. Nun sitze ich hier, höre die ersten Töne und ein Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht: O ja, ein Glück, die Erwartungen wurden erfüllt. Vor mir steht ein Lautsprecher, der mich mit einer unerhört erwachsenen Spielweise fesselt. Da wäre zunächst diese ungemein leuchtende Stimmenreproduktion. Sie wundern sich, dass ich nicht mit dem Bass anfange? Das liegt daran, dass ich von ihm am meisten erwartet habe und vom Mittelton am meisten überrascht wurde. Also zurück zu den Stimmen. Diese haben eine geradezu unheimliche Intensität: Kari Bremnes‘ Stimme klingt berückend schön. Bei Hochtönern spricht man häufig von „Auflösung“, bei Mitteltönern nutzt man dieses Adjektiv schon seltener und bei Bässen eigentlich gar nicht. Aber hier komme ich nicht umhin, insbesondere dem Mitten- und Bassbereich ein famoses Auflösungsvermögen zu attestieren. Bassläufe werden akribisch nachgebildet und reichen abgrundtief. Schlagzeug wird mit Saft und Kraft in den Hörraum gestellt: Die Bassdrum drückt vehement in die Magengegend und die Snare knallt, als gäbe es kein Morgen mehr. Es macht einen ungeheuren Spaß, wenn bei großen und schnell geschlagenen Pauken der Bass mit ganz genauer Kontur über den Boden rollt: Ganz großes Kino. Sehr viel Freude machen auch Tutti. Mit dem Unihorn- M kommen sie so ansatzlos und mit einer Leichtigkeit, dass man jedesmal zusammenzuckt. Seine Fähigkeit, Dynamiksprünge enorm realistisch darzustellen drängt Unihorn-M nicht auf, sie ist einfach lässig da. Die Raumdarstellung ist realistisch und punktgenau; manchmal vielleicht ein bisschen groß, aber Unihorn-M ist nun einmal kein kleiner Lautsprecher.

Aufbauanleitung


Zusammenbau Mittelhochtonaufsatz: Der Zusammenbau beginnt auf einer der Seitenwände, auf der die Schallwand, Rückwand, der Deckel und der Boden aufgeleimt werden. Bevor die zweite Seitenwand die Box verschließt wird das Damping10 eingeklebt. Dafür wird die Matte der Länge nach halbiert, in passende Abschnitte zerteilt und auf Deckel, Boden, Seitenwände und Rückwand geklebt. In die Schallwand und Rückwand werden alle Ausschnitte vorgenommen und die Kantenfräsungen vorgenommen. Die Bohrungen für die Rampamuffen zur Befestigung der Aufstellwände erfolgen exakt mittig der Seitenwände. Zum Schluss die Verkabelung einbringen, das Anschlussterminal befestigen, zwei Lagen Sonofil auf die Rückwand legen und die Chassis montieren. Die Fasen an den seitlichen Aufstellwänden kann man gut mit einer Kreissäge anbringen. Für die Befestigung am Mittelhochtongehäuse haben wir Innensechskantschrauben mit Gewinde M8 und Unterlegscheiben 8 x 25 verwendet.

Zubehör


Mittelhochtonaufsatz pro Box

 Terminal T122/96/D
 Dämmung 1/2 x Sonofil 1 x DAMPING10
 Schrauben IKS25 (Verpackungseinheit 25 Stück, ausreichend für 2 Lautsprecher)
 Kabel 2 m SC225/1
 Rampamuffen und Innensechskantschrauben M8, Unterlegscheiben 8x25

Lieferant: Intertechnik, Kerpen 

Holzliste


Holzstückliste Mittelhochtonaufsatz pro Box
Multiplex 15 mm

2 x 440 x 270 mm Seitenteile
2 x 410 x 150 mm Schallwand + Rückwand
2 x 270 x 150 mm Deckel + Boden

Multiplex 30 mm

2 x 450 x 420 mm Halterung

Fazit

Die eigenen Kinder sind sowieso immer die hübschesten und klügsten. Daher ist es nicht ganz leicht, objektiv über eigene Lautsprecher zu schreiben, vielleicht sogar unmöglich. Superlative sind sowieso problematisch, denn was schreibt man, wenn ein Lautsprecher auftaucht, der es noch deutlich besser macht? Wie auch immer, vielleicht muss man diesen Lautsprecher gehört haben, um zu glauben, was er kann.

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Kategorie: Lautsprecherbausätze

Produkt: Mivoc K+T Unihorn

Preis: um 400 Euro

1/2014
 
Ausstattung & technische Daten 
Technische Daten Unihorn-14 
Chassishersteller: speaker trade, Solingen 
Vertrieb: speaker trade, Solingen 
Konstruktion Ronald Waßen 
Chassisparameter K+T-Messung
Funktionsprinzip: Back loaded horn 
Bestückung: 1 x Mivoc XAW 210 HC, 1 x Mivoc XAW 110 HC, 1 x Mivoc KFT 130 M 
Nennimpedanz in Ohm:
Kennschalldruckpegel 2,83V/1m 91 dB / 2,83 Volt / 1 m 
Abmessungen (B / H / T in cm): 35.6/150/55,7 
Kosten pro Box (zzgl. Gehäuse): 400 
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Autor Ronald Waßen
Kontakt E-Mail
Datum 30.01.2014, 12:25 Uhr
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