Kategorie: Verstärker Röhrenverstärker

Einzeltest: Audio Research GSi75 mit USB-DAC


Vier vom fernen Stern

Röhrenverstärker Audio Research GSi75 mit USB-DAC im Test, Bild 1
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Audio Research steht schon seit den 1970er-Jahren als Synonym für High-End-Audio. Mit der G-Serie erkunden die Amerikaner nun ihre 45 Jahre HiFi-Vergangenheit, bleiben aber trotzdem auf der Höhe der Zeit.

Neben  den  beiden  separaten  Vor-  und  Endstufen  GSPre  und  GS150  bietet  die  G-Serie  nun  auch  den  Vollverstärker  GSi75.  Wie  man  es von Audio Research gewohnt ist,  wird hier natürlich auf einen Röhrenverstärker  gesetzt,  denn  schließlich  reden  wir  vom  ältesten  Hersteller,  der  seit seiner Gründung stets Röhren im  Programm  hatte.  Doch  die  Serie  soll  nicht nur in die Vergangenheit blicken,  sondern auch das bieten, was die heutige Musikwelt benötigt. Mit einem  vielseitigen D/A-Wandler will Audio Research  hier  die  Grenzen  der  Musikreproduktion verschieben, so wie Galileo Galilei einst die Grenzen des Sonnensystems verschob. Das G der Serie  steht nämlich als Hommage an genau  den Astronomen, der durch seine Erforschung  der  vier  Jupitermonde  die  Welt  veränderte.  Genauso  soll  es  mit  dem GSi75 auch geschehen.

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Aus genau diesem Grund will ich Galileos Beispiel folgen und eine ähnliche  Entdeckungsreise starten, aber auf  musikalische Art. Der GSi75 steht im  Hörraum und wird auf seine Reise vorbereitet. Dafür scheint er schon einmal  gut gerüstet, denn der enorme Verstärker wirkt alles andere als zerbrechlich.  Gerade  von  vorne  wirkt  der  GSi75  mit seiner fast 30 Zentimeter hohen  Frontabdeckung, selbst neben anderen  nicht gerade kleinen Endstufen, ziemlich  enorm. Dennoch wirkt  das  Gerät  alles  andere  als  plump,  denn  der  Rest  des  Verstärkers  ist  aufgrund  der  verwendeten Röhren recht offen gestaltet.  Direkt hinter der Front befinden  sich  sechs  Stück  unter  einem  Sicherungsgitter. Ganz vorne sitzen zwei 6H30 für  die Vorstufe, ergänzt durch die dahinter sitzenden KT150. Gleich vier dieser  riesigen Röhren werden vom GSi75 für  die  Endstufe  verwendet.  Diese  entwickeln, wie es bei einem Röhrenverstärker  ganz  normal  ist,  im  Betrieb  recht  viel Wärme, die aber aufgrund der offenen Abdeckung gut abgeleitet wird.  Erst die Stromversorgung am hinteren  Geräteteil  ist  dann  wieder  vollständig  abgedeckt und ist mit dem glänzenden  Wappen der G-Serie versehen. An der Rückseite angelangt, werden  dann die letzten Vorkehrungen für den  musikalischen Trip getroffen. Hier befinden sich sechs anstelle von nur vier  Lautsprecherklemmen, denn beim positiven  Anschluss  wird  zwischen  den  beiden möglichen Impedanzen unterschieden.  Je  eine  Klemme  wird  für  Lautsprecher mit 4-Ohm-Widerstand  genutzt, die andere für Boxen mit  8 Ohm. Ganz traditionell können hier  entweder  Kabellitzen  oder  Gabelschuhe  verbunden  werden,  die  durch  die  festen  Schraubklemmen  guten  Kontakt garantieren. Nachdem  die  Lautsprecher  verbunden sind, fehlt nur noch eine passende  Quelle, um endlich  zu  starten.  Gleich  vier Cinch-Eingänge stehen hier für  analoge Quellen zur  Verfügung, wobei einer der Anschlüsse für die Verwendung von Plattenspielern gedacht  ist. Das dazugehörige Phono-Modul  ist dabei sowohl für Moving-Coil wie  auch  für  Moving-Magnet-Systeme  geeignet. Besonders interessant sind jedoch die digitalen Eingänge, die beim  GSi75 den Weg in die Zukunft der  Musikwiedergabe darstellen. Ein koaxialer und ein optischer S/PDIF-Eingang dienen zum Anschluss von CD- Transports oder Streaming-Bridges,  doch ausgereizt wird der Wandler nur  über den USB-B Eingang. Hier kann ein passender Musikcomputer angeschlossen werden, um in  den vollen Genuss von echtem High-Res-Audio zu kommen. Während die  beiden anderen digitalen Eingänge  Dateien mit bis zu 96 kHz bei 24 Bit  verarbeiten können, ist bei der Übertragung  per  USB  noch  wesentlich  mehr machbar. Hier sind dann bis zu  384 kHz möglich, ebenso wie die Wiedergabe von Dateien im DSD- und sogar Doppel-DSD-Format. Doch auch  Alben, die nicht ganz so hoch aufgelöst  sind, spendiert der GSi75 auf Wunsch  nochmals ein Upsampling auf die maximal mögliche Abtastrate. Neben dem  optionalen Hochrechnen der Daten  kann außerdem das vom DAC verwendete Filter ausgesucht werden. Zur  Wahl stehen hier ein mit Fast bezeich- netes, steiles Filter sowie ein mit Slow  gekennzeichneter flacherer Modus. Es geht also endlich los. Mit einem  Druck auf den Power-Knopf erwacht  das monochrome Dot-Matrix-Dis- play an der Front zum Leben, und  der Verstärker wartet auf Arbeit. Eine  Aufwärmphase wird den Röhren anscheinend nicht gegönnt, denn lange warten muss man nicht. Auf dem  MacBook wird der GSi75 sofort als DAC erkannt, während  Windows-Nutzer, wie immer, zunächst den  Treiber herunterladen und installieren  sollten. Am linken Drehregler wird  USB als anliegende Quelle ausgewählt  und mit dem rechten Regler die Lautstärke langsam hochgefahren. In Anlehnung an Galileo sollen die  vier Jupitermonde hier als Inspiration  für die Reise dienen, mit dem ersten  Halt bei Ganymed. Ein Mond mit vielen  dunklen  und  hellen  Flecken,  hier  repräsentiert  von  den  oft  melancholischen, aber auch sehr lebendigen Stücken des Jazz. Darum schallt als Erstes  Cassandra Wilsons neues Album „Coming Forth By Day“ aus den Lautsprechern. Nach mehreren Minuten merkt  man deutlich, wie das Spiel des GSi75  weicher wird, je mehr sich die Röhren  ihrer Betriebstemperatur nähern. Die  charakteristische Stimme Wilsons mit  ihrem  leicht  rauen Touch  bleibt  aber  wunderbar  erhalten.  Untermalt  wird  sie dabei vom gut wiedergegebenen  Brummen des Kontrabasses, bei dem man meint, die einzelnen Fingerbewegungen der Musik heraushören zu  können. Auch das Klavier wirkt sehr  real, während die anfänglichen Spitzen  der Saiten langsam in ein melodisches  Schwingen übergehen. Ähnlich verhält  es  sich  auch  bei  José  James‘  Interpretation verschiedener Billie-Holiday- Klassiker. Die durchdringende Stimme  des  Interpreten  wird  gut  herausgetragen, während sich das Trio aus Bass,  Klavier und Schlagzeug im Hintergrund gut zusammenfügt. Mit einem  Druck auf den Upsampling-Knopf der  Fernbedienung  springt  die  angezeigte  Samplingrate auf dem Display von  96 auf 384. Daraufhin gelingt es dem  DAC-Chip,  noch  eine  Nuance  differenzierter zu spielen. Weiter geht die Reise zum zweiten  musikalischen Mond: Europa. Ein  Trabant, komplett bedeckt von weiten  Eisfeldern. Ein freier, heller Raum also,  der an das Klingen der vielen Trompeten  eines  Orchesters  erinnert.  Also  gibt es hier ein wenig Klassik, angefangen mit der 192-kHz-Aufnahme  von  „Quiet Winter Night“ des Hoff  Ensembles. Hier glänzt der GSi75 mit  Höhen, die klar wie Eis erscheinen. Zu  keinem Zeitpunkt scheint man an die  Verzerrungsgrenze zu stoßen, selbst bei  recht hohen Lautstärken. Hier macht  das Upsampling nur äußerst wenig  Unterschied zur bereits guten Qualität  der Originalaufnahme. Die DSD-Fähigkeiten des Wandlers soll hingegen  Tondheim Solistene mit „Souvenir Part  II“ zeigen. Auch hier werden die hohen  Frequenzen des Orchesters wunderbar  klar wiedergegeben und tragen so auch  zur guten Dynamik des Verstärkers bei.  Hier macht das Slow-Filter des Wandlers einen guten Eindruck und verhilft  den Streichersektionen zu geschmeidigem Klang. Wie es sich für ein Gerät  dieser Klasse gehört, ist der GSi75 also  in den eher audiophilen Genres der Musik  gut  aufgehoben.  Darum  folgt  der Versuch, ihn mit härteren Klängen  ein wenig aus der Reserve zu locken. Darum geht es weiter zu Io, dem dritten Mond unserer metaphorischen  Reise. Bunt und chaotisch geht es hier  dank unzähligen mächtigen Vulkanen zu.  Genau  richtig  für  Alternative- Rock, repräsentiert durch das Incubus- Album  „Light Grenades“. Hier zeigt  sich die gute Räumlichkeit des GSi75,  als man beim Titel „A Kiss to Send Us  Off “ immer wieder von den Wellen des  langsam in den Vordergrund tretenden  Schlagzeuges getroffen wird. Auch hier  zeigt sich der schöne Bass, der genau  mit dem richtigen  Timing trifft  und  nicht lange im Raum stehen bleibt.  Auch  Stimmen  bleiben  in  der  lebendigen Menge an Klängen verständlich.  Hier  hilft  erneut  ein  Upsampling  der  44,1-kHz-Aufnahme, ein wenig mehr  Definition in die verschiedenen Komponenten zu bringen. Die namensgebenden 75 Watt Leistung der Endstufe  sorgen hier für einen angemessenen  Schalldruck,  bei  dem  sogar  noch  Reserven nach oben da sind.    Zeit  für  den  vierten  Abstecher  unseres galiläischen Trips. Jupiters vierter Mond Kallisto ist überzogen von enormen  Flächen  erkalteter  Lava,  die  dem Trabanten ein besonders dunkles Antlitz verleihen, das nur  von winzigen hellen Flecken  aufgebrochen  wird.  Ähnlich  wie die punktuelle Beleuchtung in einem Club. Passend  dazu bekommt der GSi75 noch  ein  wenig  Dance-Musik  in  Form  der Jamiroquai-Compilation  „High  Times“. Hier gibt es satte Bässe, gepaart mit elektronischen Klängen, die  einmal quer über das Frequenzspektrum fliegen. Selbst hier gibt sich der  feingeistige  Verstärker keine Blöße.  Äußerst  lebendig  und  dicht  wirkt  das  klangliche Endprodukt der  Wiedergabe. Dabei bleibt aber stets die gute  Detailtreue des Wandlers erhalten. Am Ende der Reise hat der GSi75  wirklich gezeigt, dass er für alle Arten  von Musik und Stimmungen geeignet ist. Audiophiles erhält den nötigen Feinschliff , während eher wildere  Genres  nichts  von  ihrer  Lebendigkeit  einbüßen.  Leistungstechnisch  ist  der  Verstärker  gut  aufgestellt  und  zeigt  klar, was 45 Jahre Kompetenz in einem  Fachbereich ausmachen können. Doch  neben dem Blick in die Vergangenheit,  verschließt sich Audio Research nicht  der Zukunft, denn der D/A-Wandler ist eine hervorragende Ergänzung für  die G-Serie. Zwar ist das Upsampling  keine Offenbarung, doch in Anbetracht  der  guten  Leistungen  auch  bei  nativen Samplingraten spielt das keine  große Rolle. Mit dem GSi75 mag Au- dio  Research  vielleicht  nicht  die Welt  in  ihren  Grundfesten  erbeben  lassen,  aber sicherlich jeden Hörraum.

Fazit

Der GSi75 ist ein wunderbarer Verstärker, der sich in allen Genres der Musik zu  Hause fühlt. Technisch auf der Höhe der  Zeit und klanglich auf absolutem Top-Niveau. Audio Researchs G-Serie hat einen  neuen König.

Kategorie: Verstärker Röhrenverstärker

Produkt: Audio Research GSi75 mit USB-DAC

Preis: um 20000 Euro

2/2016

Audio Researchs G-Serie hat einen neuen König.

Audio Research GSi75 mit USB-DAC

Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Audio Reference, Hamburg 
Telefon 040 53320359 
Internet www.audio-reference.de 
B x H x T (in mm) 483/263/518 
Eingänge: 1 x USB-B, 1 x S/PDIF koaxial, 1 x Toslink optisch, 4 x RCA Stereo (davon 1 x Phono) 
Unterstützte Abtastraten: koaxial und optisch: Bis 96 kHz, 24 Bit / USB: PCM bis 384 kHz, 24 Bit; DSD bis DSD128 5,6448 MHz, 1 Bit 
Ausgänge 2 x Lautsprecher Stereo (je 1 x 4 Ohm, 1 x 8 Ohm), 1 x 6,3-mm-Kopfhöreranschluss (Seite) 
Leistung 63 Watt an 4 Ohm / 72 Watt an 8 Ohm 
Unterm Strich... „Der GSi75 ist ein wunderbarer Verstärker, der sich in allen Genres der Musik zu Hause fühlt. Technisch auf der Höhe der Zeit und klanglich auf absolutem Top-Niveau. Audio Researchs G-Serie hat einen neuen König.“ 
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Philipp Schneckenburger
Autor Philipp Schneckenburger
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Datum 24.02.2016, 14:56 Uhr
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Topthema: Die ewige Legende
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Harwood Acoustics LS3/5A

Es gibt Lautsprecher und dann gibt es noch die LS3/5A. Sie spaltet sowohl ihre Hörer, als auch die, die sie gar nicht kennen. Warum das so ist? Nun, dafür muss man sich vor allem anschauen und natürlich hören, was sie kann und nicht, was sie nicht kann.

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