Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Soulines Dostoyevsky DCX


Punkt vor Strich

Plattenspieler Soulines Dostoyevsky DCX im Test, Bild 1
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Ein sehr schönes Paket hat uns Stefan Becker vom BT-Vertrieb da geschnürt: Das hübsche Laufwerk „Dostoyevsky“ von Soulines, einen Tonabnehmerklassiker von van den Hul und den brandneuen Einpunkt-Tonarm von Edwards Audio – das kann nur gut werden

Bereits im letzten Test eines Soulines- Plattenspielers haben wir es ja schon erwähnt: Die serbischen Laufwerke entstehen zunächst in einer aufwendigen Simulation auf dem Rechner. Das bedeutet, nicht nur die Konstruktionszeichnungen an sich, sondern auch die Berechnung der Masseverhältnisse in einem Laufwerk und sogar die Materialstruktur. Das ist bei unserem Testgerät nicht ganz trivial, besteht doch der Hauptanteil der klassischen rechteckigen Zarge aus Multiplex. Um hier Unwägbarkeiten zumindest weitgehend zu minimieren, verwendet man bei Soulines Multiplexplatten aus extrem langsam wachsender baltischer Birke, die dann auch noch in drei Schichten verleimt werden: Homogener kann eine Zarge aus Holz nicht sein.

Plattenspieler Soulines Dostoyevsky DCX im Test, Bild 2Plattenspieler Soulines Dostoyevsky DCX im Test, Bild 3Plattenspieler Soulines Dostoyevsky DCX im Test, Bild 4Plattenspieler Soulines Dostoyevsky DCX im Test, Bild 5Plattenspieler Soulines Dostoyevsky DCX im Test, Bild 6Plattenspieler Soulines Dostoyevsky DCX im Test, Bild 7Plattenspieler Soulines Dostoyevsky DCX im Test, Bild 8Plattenspieler Soulines Dostoyevsky DCX im Test, Bild 9
Außerdem soll baltische Birke klanglich auch sehr gut sein – angesichts zahlreicher Laufwerke mit diesem Zargenmaterial wollen wir das mal hinnehmen. Der Dostoyevsky ist übrigens mit einem Verkaufspreis von 2.490 Euro nur 500 Euro teurer als der zuletzt getestete Satie – und dafür gibt es zumindest ein deutliches Plus an Masse. Nun mag einem Interessenten auf den ersten Blick der Gedanke durch den Kopf schießen, dass so ein „einfacher Holzklotz“ deutlich schlichter in der Ausführung sei als der doch recht aufwendig gebaut Satie. Doch weit gefehlt: Die konstruktiven Details sind bei unserem Testgerät einfach nur hübsch verkleidet. So ist zum Beispiel der möglichst nahe an der Tellerachse liegende Schwerpunkt durch genau berechnete Einfräsungen in der Multiplexzarge realisiert worden. Die beim Satie offen liegende „Brücke“ – ein Träger aus einer sehr harten Aluminiumlegierung, der sowohl das invertierte Tellerlager als auch die Armbasis trägt – ist hier einfach in die Zarge eingelassen und verschraubt, aber eben auch hier nicht fest, sondern mit einer elastischen Verbindung aus Kork und Kautschuk. Damit handelt es sich beim Träger von Tonarm und Teller um ein minimal schwingendes Subchassis, das schädliche Resonanzen minimiert. Das Tellerlager besitzt eine stehende Edelstahlachse mit eingepresster Kugel. Der Träger der Achse und die Lagerbuchse bestehen aus Messing. In der Achse wie in der Buchse sind Taschen eingeschliffen, die ein Reservoir für das Lageröl bilden und somit für eine permanente und konstante Schmierung sorgen. Der 2,6 Kilogramm schwere und 30 Millimeter starke Acrylteller wird wie bei allen Modellen zusammen mit dem Tellerlager gedreht – die Passung ist also individuell perfekt. Der Teller wird am Außenrand über einen recht weichen Rundriemen angetrieben. Der Antrieb selbst erfolgt mit einem 12-Volt-Gleichstrommotor, der mit seiner Steuerung in einer eigenen Kammer in der Zarge sitzt, die von einer hübschen gefrästen Aluminiumblende abgedeckt wird. Trimmpotis für die beiden Geschwindigkeiten sind von oben mit einem feinen Schraubdreher problemlos erreichbar. Das Pulley ist präzise gefertigt und relativ klein – entsprechend dem recht schnell drehenden Motor. Zum Lieferumfang gehören neben dem Laufwerk die sehr gute Kautschuk-Kork- Matte, eine Einstellschablone mit allen gängigen Geometrien und drei vorgefräste Tonarmbasen nach SME-, Rega- und Jelco-Standard. Zusätzliche, nach Kundenwunsch gefräste Acrylbasen kosten 119 Euro bei Einzelbestellung. Der Aufbau des Soulines erfolgt rasant: Aufstellen, in die Waagerechte bringen, Riemen auflegen, fertig. Die schnell einstellbaren und sehr massiven Aluminiumfüße sorgen für eine rasche Einstellbarkeit und einen sehr soliden Stand. Der neue Edwards-Audio-Einpunkt-Tonarm hat seit seiner Vorstellung auf der letztjährigen High End noch eine ganze Reihe von Verbesserungen erfahren und ist nun ganz kurz vor der Serienauslieferung. Grundsätzlich gibt es Versionen, die fest auf den hauseigenen Laufwerken montiert werden, und die hier gezeigte Variante mit einem fest montierten Phonokabel. Beim Arm handelt es sich um einen klassischen Einpunkter mit einem stehenden Dorn und entsprechender Lagerpfanne. Der Arm ist aber im Lagerpunkt so eng geführt, dass man keine Sorgen um die Nadel haben muss, selbst wenn man wirklich heftig gegen den Plattenspieler stoßen würde. Ausbalanciert wird der Arm wie üblich durch die Position des Gegengewichts. Das Antiskating wird nicht über Gewicht und Faden, sondern über einen Ausleger mit Stange und Hebel realisiert – bei Bedarf kann man die Stange auch wegklappen und arbeitet ohne Antiskating. In einer Acrylplatte sind Lift und die Klemmung des Arms eingelassen, der an dieser Stelle auch in der Höhe verstellt werden kann. Das Kohlefaser-Armrohr mündet in einem Headshell aus Acryl mit einer Halterung aus Metall für mehr Stabilität. Und in der Headshell ist ein Van den Hul MC One montiert, der das Set so richtig abrundet. Die Summe der Einzelteile unseres „Testaufbaus“ beläuft sich auf knapp 4.800 Euro – im Set kostet das Ganze dann 4.490, wie wir finden, eine faire Sache. In Sachen Klangqualität bringt es das Set auf den Punkt. Das Laufwerk macht einen äußerst stabilen und ruhigen Eindruck und lässt sich auch von dynamischen Attacken nicht aus dem Konzept bringen: Stoisch dreht der Teller des Soulines seine Runden. Ein klanglicher Ansatzpunkt ist an dieser Stelle die Entscheidung für oder gegen die Kork-Kautschuk-Matte – mit klingt es ein bisschen runder und verbindlicher, ohne noch eine Spur knackiger und definierter. Ich enthalte mich hier meiner Stimme – beide „Abstimmungen“ haben ihre Berechtigung, finde ich. Insgesamt gesehen wirkt der Soulines wie ein deutlich größeres Laufwerk – massiv und „mit Kante“ im Bass – darüber hinaus ausgewogen und mit einem stoischen Gesamtbild, das auch einem großen Masselaufwerk gut zu Gesicht stehen würde. Beim Tonarm zunächst ein Wort zum Handling: Wenn er einmal korrekt eingestellt ist, lässt sich der Edwards-Einpunkter wie ein normaler kardanischer Arm einsetzen – also keine Angst vor dem vermeintlich wackeligen Konzept! In Sachen Klang kann er dann aber doch den seiner Bauart ganz eigenen Charme entfalten: Überraschend stabil im Bass, punktet er vor allem im Mitteltonbereich, wo er mit überragender Feindynamik und Präzision zu Werke geht. Die Kombination mit dem MC One ist ohnehin eine glückliche: Arm und System haben sich trotz der leicht „schrägen“ Preisrelation gesucht und gefunden – ab dem Grundtonbereich machen die beiden alles richtig, nur im Bass habe ich schon mal etwas mehr Durchsetzungskraft gehört, aber das ist in Ordnung so. Bei einer relativ „aufgeräumten“ Platte, wie der „Famous Blue Raincoat“ fasziniert vor allem die Stimme Jennifer Warnes’, die immer wieder Gänsehaut erzeugt, so lebensecht und emotional wird sie wiedergegeben. Nach dem die feuchten Augen nach „I Came so Far for Beauty“ wieder getrocknet sind, legen wir eine etwas härtere Gangart auf, und siehe da: Auch ein „Hells Bells“ von AC/DC gerät formidabel: Rotzige EGitarren und das pumpende Schlagzeug wuchtet der Soulines absolut überzeugend in den Hörraum und giert geradezu nach dem Dreh nach rechts am Lautstärkeregler. Und schließlich klassische Musik: Hier überzeugen vor allem die große Übersicht und die Transparenz, mit der unsere Testkombination auch die größten Klangkörper auf die Bühne in unserem Hörraum zaubert. 

Fazit

Wunderbare Einzelkomponenten, jede für sich eine dicke Empfehlung wert, ergeben im Zusammenspiel ein viel größeres Ganzes.

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Produkt: Soulines Dostoyevsky DCX

Preis: um 4490 Euro

4/2019
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Ausstattung & technische Daten 
Garantie 2 Jahre 
Vertrieb BT-Vertrieb, Erkrath 
Telefon 0 2104 175560 
Internet www.bt-vertrieb.de 
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Datum 28.04.2019, 09:59 Uhr
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Mit diesen Chassis wollte ich schon immer mal etwas bauen. Dass ich sie allerdings jemals zusammen in einer Box haben würde, hätte ich dann doch wieder nicht erwartet – dass das Ganze so gut werden würde, dann schon eher.

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