Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Levar Ultimate / Ultimate Carbon Oil


Neuer Top-Plattenspieler aus deutschen Landen

Plattenspieler Levar Ultimate / Ultimate Carbon Oil im Test, Bild 1
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Helmut Biermann hat sein Berufsleben als Feinmechanikermeister verbracht. Und was macht man als solcher, wenn der Ruhestand da und Musikwiedergabe die Beschäftigung der Wahl ist? Richtig: endlich den Plattenspieler bauen, den man schon immer haben wollte

Nun kommt im Falle Helmut Biermanns der Umstand hinzu, dass er halt Profi durch und durch ist und anspruchsvolle mechanische Dinge auch in einer Stückzahl jenseits von eins realisieren kann. Und mit dem Sonthofener Vertriebsprofi Dieter Molitor von MHW Audio ist ihm genau der Mann über den Weg gelaufen, der die Idee zu einem richtigen Produkt entwickeln konnte. Und so gibt es derzeit zwei Plattenspielermodelle, einen Tonarm, einen universellen Antriebsmotor und diverses Zubehör, das unter dem Namen Levar Audio vertrieben wird und aus der Fertigung des Mannes aus dem pfälzischen Ebertsheim stammt. Dazu zählen übrigens auch die bestens funktionierenden magnetischen Absorberfüße „Levar Resonance“, die wir neulich auch schon unter die Lupe genommen haben.

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Womit wir gleich mitten im Thema wären, nämlich dem Plattenspieler-Topmodell „Levar Ultimate“, das in Kombination mit dem Tonarm „Ultimate Carbon Oil“ für rund 12000 Euro zu erstehen ist. Dabei handelt es sich um ein ordentliches Kaliber von einem per Riemen angetriebenen Laufwerk mit frei stehendem Antriebsmotor und einem einpunktgelagerten Zwölf- Zoll-Tonarm. Helmut Brinkmann hat bei der Entwicklung seiner Komponenten sehr wenig nach rechts und links geguckt und weiß gar nicht genau, wie der Mitbewerb bestimmte konstruktive Aspekte angeht. All das, was es hier zu sehen gibt, ist seine ganz eigene Vorstellung von den Dingen und das verdient besonderen Respekt.

Die Laufwerksbasis bilden zwei dreiflügelige, über eine dämpfende Einlage gekoppelte Aluminium-“Propeller“. Im Bereich des Plattentellers werden sie aus optischen Gründen mit Kunststoffformteilen zu einem Kreis ergänzt. Die Konstruktion ist steif, schwer und sehr resonanzarm. Am Ende der drei Beine sorgen jene Magnetfüße, die wir als „Levar Resonance“ kennen, für eine perfekte Entkopplung von der Stellfläche, außerdem ist hier eine feinfühlige Höhenverstellung möglich. Oben aus der Basis ragt eine imposante Achse, die eine Hälfte des invertierten Tellerlagers bildet. Es gibt kein Lagerkugel oder Ähnliches, das braucht‘s hier nicht: Zwei Ringmagnete (einer in der Basis, einer unten am Teller) sorgen für magnetische Abstoßung, auf diesem Feld schwebt der Teller.

Clearaudio baut so etwas Ähnliches, Herr Biermann ist Lizenznehmer des entsprechenden Patents. Bei ihm jedoch besteht die Lagerachse aus hartem Stahl, im Teller steckt eine entsprechende Lagerhülse aus Teflon. Das Ganze läuft sehr schön ruhig und weich, so soll‘s sein. Der Plattenteller selbst ist eine gut acht Zentimeter starke Scheibe aus dem an dieser Stelle beliebten Kunststoff „POM“, der sich durch eine hohe innere Dämpfung und hohe Maßhaltigkeit auszeichnet. An der Unterseite des Tellers ist zudem außen eine kleine runder Reflektor angebracht, dem eine ganz wichtige Funktion zukommt: Er dient in Verbindung mit einem in die Basis integrierten optischen Sensor als „Istwertgeber“ für die Tellerdrehzahl.

Das Signal wird per Leitung zur Motorsteuerung übertragen und ausgewertet. Richtig, wir haben es hier mit einer geschlossenen Regelschleife zu tun, die die Tellerdrehzahl perfekt auf dem Sollwert hält. Weil wir gerade da sind: Der nackte Motor sieht ein bisschen aus wie ein Schrittmotor vom heimischen 3D-Drucker. Ist es aber nicht. Vielmehr handelt es sich um einen hochmodernen bürstenlosen Gleichstrommotor, den Brinkmann vor seinem Einsatz tiefgreifend modifiziert. Seine Ansteuerung erfolgt mittels einer sehr feinen elektronischen Lösung vom Hamburger Antriebsspezialisten Trinamic. Auf diesem Wege hat Biermann – respektive sein Elektronikzulieferer - einen sehr leisen und ruckelfreien Antrieb für sein Prestigelaufwerk geschaffen. Der Motor fährt die Tellerdrehzahl übrigens sanft hoch, um eine Durchrutschen der Riemen und damit unnötigen Verschleiß zu verhindern. Ohnehin verspricht der Hersteller mit dem Erwerb eines Levar Ultimate eine lebenslange kostenlose Versorgung mit Ersatzriemen. Einmal hochgefahren, wird die Motorleistung zudem deutlich gedrosselt, was Vibrationen weiter reduziert. Die Verbindung zwischen Motor und Teller erfolgt mittels zweier dünner Gummirundriemen, eine Umlenkrolle nahe am Teller sorgt für einen vergrößerten Umschlingungswinkel. Auf der Motordose gibt‘s drei Taster, mittels derer sich die ganze Chose in der Drehzahl umschalten und fein einstellen lässt.

Das nenne ich einen sehr feinen Antrieb, der in ähnlicher Form auch als Nachrüstvariante für andere Plattenspieler angeboten werden soll. Auch die Motordose ist über drei Füße in der Höhe verstellbar, wodurch der Riemenlauf optimal eingestellt werden kann. Die Versorgungsspannung kommt aus einem externen Netzteil, dass sich im Aufbau ein wenig von dem unterscheiden wird, was Sie hier sehen, aber von mindestens gleicher Qualität sein wird. Künftig wird’s eine linear geregelte Versorgung geben, bei unserem Testgerät ist ein – wenn auch sehr gutes – Schaltnetzteil am Werk. Bevor wir uns dem Tonarm zuwenden, widmen wir uns noch der Telleroberseite: Zum Lieferumfang gehört die anerkannt gute Oyaide-Tellermatte BR 12 aus weichem Gummi und ein 680 Gramm schweres Auflagegewicht, das eine funktionelle Einheit mit der Tellermatte bildet. Zumindest in Grenzen lassen sich sich damit nicht ganz gerade Platten in den Griff bekommen.

Der Ultimate Carbon Oil ist ein zwölf Zoll langer Tonarm (es gibt auch eine 10,5“-Variante), der nach dem Einpunktprinzip arbeitet – zumindest fast. Das heißt: Das elektrisch abgeschirmte (!) Kohlefaser-Armrohr ruht auf einer Kugel, die ihrerseits auf einem frei drehbaren Kranz aus winzig kleinen Kügelchen aufsetzt, die ihrerseits von einer weiteren Kugel und der Wandung des Lagergehäuses in der Spur gehalten werden. Das ist eine sehr trickreiche Variante des Prinzips Pendelkugellager, die deutlich stabiler ist als die sonst an dieser Stelle eingesetzten Spitzenlager. Die Anschlussleitung tritt oben aus dem Lagergehäuse aus, und wer nun messerscharf vermutet, dass die Leitung der Drehbewegung nennenswert Widerstand entgegensetzt, der irrt: Helmut Brinkmann hat sich nämlich eine raffinierte drehbare Kabeldurchführung einfallen lassen. Die Leitung ist übrigens mit einer hochwertigen Lemo- Steckverbindung versehen, deren Pendant an der Armbasis montiert ist und in zwei Cinchbuchsen mündet. Auf diesem Wege lassen sich komplett justierte Armrohre mit Tonabnehmer mit wenigen Handgriffen wechseln. Am vorderen Ende des Tonarmrohres gibt es einen Anschluss nach SME-Standard, das hauseigene Headshell „Vinylstar Universal“ gehört zum Lieferumfang. Bei ihm sind sowohl Überhang als auch Kröpfung des eingebauten Tonabnehmers in gewissen Grenzen variabel. Am hinteren Ende wird die Auflagekraft eingestellt. Das geschieht mittels eines tief unterhalb des Armrohres hängenden Gewichtes, das mittels einer Gewindespindel verstellt werden kann. Das lässt sich mittels eines Inbusschlüssels von der Rückseite her bewerkstelligen.

Der Terminus „Oil“ in der Typenbezeichnung rührt daher, dass das Armlager bedämpft werden will. Dazu lässt sich das Lagergehäuse mit Silikonöl füllen, welches die Bewegung des unten am Tonarm angebrachten gezackten Rings in gewünschtem Maße dämpft. Ich gebe zu, dass ich derlei Maßnahmen bei Einpunktarmen wegen der potenziellen Sauerei gerne mal nicht benutze, hier allerdings rate ich davon ab, sich zu drücken: Ohne Öl verliert der Arm sowohl klanglich als auch im Handling deutlich.

Wenn Sie der Meinung sind, damit wären die interessanten Detaillösungen an Laufwerk und Tonarm komplett beschrieben, dann muss ich Sie enttäuschen: Hier sind noch so viele Ideen untergebracht, dass man damit noch ein paar Seiten füllen könnte – Sie sind aber bestimmt auch so mit mir einer Meinung, dass hier echte Überzeugungstäter am Werk waren.

Ein Wort noch zur Einstellung des Ganzen: Der Hersteller gibt für den Arm keinen Einbauabstand an und setzt darauf, dass man die Justage von Kröpfung und Überhang auch durch Verschwenken des Lagerpunktes einstellt. Dazu soll die Außenkanten der mitgelieferten Schablone zum Beispiel per Gummiband genau auf den Lagerpunkt des Arms ausgerichtet werden und unter Umständen ein Gummiband zur Hilfe bemüht werden. Das geht in letzter Konsequenz, ist aber weder praktisch noch zeitgemäß. Wüsste man genau, wie groß der Abstand zwischen Tellerachse und Armdrehpunkt sein sollte, könnte man die Justage auch mit den gängigen Universalschablonen ohne Probleme erledigen.

Der Ultimate Carbon Oil fällt in die Kategorie mittelschwer und verträgt sich von daher mit einer Vielzahl von Abtastern, zum Beispiel auch mit den brandneuen Skyanalog-MCs, von denen das mittlere Modell G-2 gleich mal ein paar Runden drehen durfte.

Die klanglichen Besonderheiten des Gerätes sind nicht zu überhören: Es herrscht nämlich eine schon fast gespenstische Ruhe. Es gibt ganz wenige Abspielgerätschaften, die das Klangbild auf einen so tiefschwarzen Hintergrund projizieren und Rillengeräusche so weit in den Hintergrund treten lassen. Und wo Störungen fehlen, da kommt eine wahre Flut von Details ans Tageslicht. Beispiel gefällig? Nick Caves Schmerzbewältigunsepos „Skeleton Tree“. Levar und Skyanalog lässt Caves Stimme schon fast beängstigend plastisch aus dem Klangteppich hervortreten, gibt dem Geschehen Größe und Tiefe. Die sich eigentlich dezent im Hintergrund bewegenden Drum-Parts haben auf einmal Kontur und Differenzierung, die atmosphärischen Synthesizer- Elemente stehen völlig frei und schwerelos im Raum. Ähnlich verblüffend offen und detailliert: Peter Framptons legendäres Live-Album „Frampton Comes Alive“ von 1976. Auch hier fällt auf, wie intensiv die Kombination sich der Musik widmet, wie überzeugend sie Details aus der Einspielung extrahiert. Nichts, was ich jeden Tag auflege, aber bei so überzeugender Performance kann man das mal machen. Dass jede Menge Druck und Drive drin sind, daran lässt Stanley Clarke auf „If This Bass Could Only Talk“ keinerlei Zweifel. Sogar hier fällt auf, wieviel Ruhe zwischen den einzelnen Tönen steckt. Wer‘s noch etwas mitreißender will, der montiert zum Beispiel den optischen Abtaster DS E1 von DS Audio, hier zeigt das Gespann schlackenlose Wucht und Kraft. Tonale Auffälligkeiten gibt‘s beim Levar Ultimate nicht, wohl aber ein beeindruckendes Maß an Neutralität. Große Klasse!

Fazit

Dank einer Vielzahl von großen und kleinen Innovationen ist hier ein Plattenspielersystem entstanden, das extrem neutral, auffällig transparent und störarm spielt. Eine exzellente Basis auch auch für absolute Top-Tonabnehmer.

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Produkt: Levar Ultimate / Ultimate Carbon Oil

Preis: um 12000 Euro

3/2021
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb MHW Audio, Sonthofen 
Telefon 08321 6078900 
Internet mhw-audio.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Abmessungen 550 x 240 x 450 mm 
Gewicht (in Kg) ca. 28 kg 
Unterm Strich ... » Dank einer Vielzahl von großen und kleinen Innovationen ist hier ein Plattenspielersystem entstanden, das extrem neutral, auffällig transparent und störarm spielt. Eine exzellente Basis auch auch für absolute Top-Tonabnehmer. 
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Autor Holger Barske
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Datum 23.03.2021, 09:56 Uhr
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High-End-Standbox mit ESS AMT

Mit diesen Chassis wollte ich schon immer mal etwas bauen. Dass ich sie allerdings jemals zusammen in einer Box haben würde, hätte ich dann doch wieder nicht erwartet – dass das Ganze so gut werden würde, dann schon eher.

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