Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Edwards Audio TT4


Plattenspieler für anspruchsvolle Einsteiger

Plattenspieler Edwards Audio TT4 im Test, Bild 1
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Edwards Audio ist so eine Marke, deren Einstieg ins Hifi-Spiel ich vor einigen Jahren persönlich erlebt habe und die mich seitdem begleitet. Und es ist schön zu sehen, dass sich bei einem Hersteller kontinuierlich etwas bewegt

Wir sprechen hier nicht von gewaltigen Innovationen, die man gemeinhin (und im eigentlichen Sinne nicht ganz korrekt) als Quantensprung bezeichnen würde.

Die Plattenspieler von Edwards Audio haben sich von Anfang an mit jeder Modellgeneration verändert und sind vor allem immer eigenständiger geworden. Ich bin ein bisschen zu despektierlich, wenn ich behaupte, dass die ersten Edwards TT eigentlich nur Rega-Plattenspieler in einer etwas flotteren Zarge waren – etwas weiter ging die Eigenleistung dann schon. Aber ein wahrer Kern steckt doch in der Geschichte, denn Edwards hat sich auch einen Namen damit gemacht, Tuningteile für die kleineren Regas anzubieten, wie einen speziellen Riemen und einen Metall-Subteller.

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Dann ging es los: Vom Lager über die eigenen Plattenteller bis zum Motor hat man nach und nach die Teile auf eigene Entwicklung und Fertigung umgestellt.

Der letzte und größte Schritt war die wirklich intensive und langwierige Konstruktion eines eigenen Tonarms, der nun seit einiger Zeit erhältlich ist und den wir in der LP schon vorgestellt haben.

Der in unterschiedlichen Varianten erhältliche Einpunkt-Tonarm kann mit Aluminium- und Carbon-Armrohr geordert werden, ebenso wie mit und ohne VTA-Verstellung. Zur Erläuterung des Prinzips für nicht so versierte Leser:

Ein Einpunkt-Tonarm ist im Drehpunkt nur in einem Punkt gelagert: In der Regel dreht sich dabei der zentrale Lagerblock mit seiner Lagerpfanne auf einem stehenden Dorn. Der Drehpunkt sollte dabei möglichst weit oben liegen, während der Schwerpunkt des Arms sich möglichst weit unten befinden soll, um den Arm stabilisieren zu können. Denn die Stabilisierung der lateralen Balance ist bei aller Einfachheit eines solchen Arms eine Sache, die der Hersteller in den Griff bekommen muss. Und das ist beim Edwards defi nitiv der Fall: Sein Spiel in beide Richtungen beträgt nur ein paar Millimeter und das Ausbalancieren per dezentral gebohrtem Gegengewicht dauert nur ein paar Augenblicke: Mit einem kleinen Spiegel auf dem Plattenteller checkt man nach der Auflagekraftjustage kurz, ob die Nadel senkrecht steht, dann arretiert man das Gegengewicht. Das Antiskating wird im Zuge dieser Justagearbeiten über ein an einer Achse in der Tonarmbasis schwenkbares Gewicht eingestellt – die Kraftübertragung erfolgt über zwei Stangen gegenüber des Gewichts und am Lagerblock des Arms: So wirkt auf den Tonarm eine geringere seitliche Kraft als bei der handelsüblichen Lösung mit einem Gewicht an einem Faden.

Der Tonarm hat – im Gegensatz zu der letzten getesteten Version – kein fest montiertes Cinch-Kabel mehr, sondern ist mit zwei Cinch-Buchsen an der Rückseite der Zarge fest verdrahtet. Das ist eine erstens günstigere und zweitens deutlich sinnvollere Lösung als das Hantieren mit dem zwar hochwertigen, aber auch sehr steifen Tonarmkabel, das wir bisher kannten.

Der TT4 hat – und das ist ebenfalls neu bei Edwards – eine Zarge , die nicht mehr einfach aus MDF besteht, sondern dreilagig aufgebaut ist, um interne Resonanzen zu verhindern. Das sieht durch die leicht nach innen versetzte mittlere Schicht sehr modern und elegant aus. Zusätzlich zu den drei bisher lieferbaren Farben Rot, Weiß und Schwarz, kann der TT4 auch in Grau geordert werden. Geblieben ist der für Edwards Audio charakteristische ausgeschnittene Bogen in der Front der Zarge. Die klappbare Haube der größeren Modelle ist beim in der Basisversion inklusive Tonabnehmer 569 Euro günstigen TT4 dem Rotstift zum Opfer gefallen. Dafür gibt es das so genannte Z-Cover, eine den Konturen des TT4 angepasste Platte, die auf dem Teller aufgelegt wird und diesen samt Tonarm im Ruhezustand schützt. Fürs Musikhörennimmt man die „Haube“ dann ab, womit der TT4 dann frei steht – optisch ohnehin immer die bessere Variante, denn seien wir einmal ehrlich: Einer der Gründe fürs Schallplatte-Hören im Jahre 2021 ist doch die Ästhetik des Abspielvorgangs.

Eine Sparmaßnahme gegenüber den größeren Modellen sieht man sofort: Der 11 Millimeter starke Acryl-Teller ist hier nicht satiniert, sondern klar, was einfach einen Fertigungsschritt weniger bedeutet. Ich persönlich mag das nicht so sehr – ich finde die matte Oberfläche auch bei Acryl optisch wertiger, aber das ist wie immer Geschmackssache. Durch den Teller hindurch sieht man den den einfachen Kunststoff-Subteller, der ebenso wie der große Teller für einen geringen Aufpreis aufgewertet werden kann. Eine weitere Upgrade-Möglichkeit ist nicht so ohne Weiteres sichtbar: Die Stahlachse dreht sich normalerweise auf einer 5 Millimeter durchmessenden Keramikkugel in einer Buchse aus Messing. Die Lagerkugel kann gegen eine Rubinkugel ausgetauscht werden und das ist gar nicht mal teuer.

Der Edwards-eigene 24-Volt-Synchronmotor ist mit weichen Dämpfern von der Zarge entkoppelt und treibt den Subteller über den „Big Belter“ getauften Gummiriemen an, der Vibrationen vom Teller fernhält. Als Upgrade für alle Laufwerke mit diesem Motor gibt es übrigens eine externe Motorsteuerung, mit der man die Laufruhe des Drehers noch einmal deutlich verbessern kann. Edwards hat dem TT4 zusätzlich zur Dreischicht-Zarge dämpfende Füße spendiert, in denen sich Vibrationen totlaufen.

Ausgestattet ist der Edwards mit dem System Zephyr 100, das den meisten Vinylhörern unter einem anderen Namen bekannt sein dürfte. Immerhin ist es eines der am häufigsten eingesetzten Tonabnehmersysteme der Welt, weil es zu einem fast schon unglaublichen Preis eine ausgesprochen angenehme und neutrale Wiedergabequalität bietet.

Und das ist auch der Eindruck, den das Gesamtpaket von Edwards von der ersten Sekunde an bietet. Das Laufwerk bietet eine mehr als solide Basis und das meine ich wörtlich: Die Tieftonqualität und sogar -quantität ist angesichts der 6 Kilogramm des TT4 wirklich beeindruckend. Es geht tief hinunter und das durchaus mit Kontur und Kraft – sehr gut. Sogar wirklich tiefe elektronische Bässe, die in der Produktion auch noch betont wurden, meistert der Edwards ganz hervorragend. Dazu kommt ein warmer und runder Grundtonbereich, der Gesangsstimmen sogar ein bisschen voluminöser wirken lässt, als sie das vor dem Mikrofon vielleicht ursprünglich waren – es wirkt auf jeden Fall sehr angenehm. Die Mitten weiter oben sind dagegen neutral und ausgewogen. Ganz nach oben hinaus wirkt der TT4 mit dem C100 ebenfalls eher rund als hell und pointiert, was man mit dem Wechsel auf einen schärferen Nadelschliff sehr schnell ändern kann – übrigens eine der Vorzüge des Zephyr, das sich ohne Justagearbeiten sehr schnell upgraden lässt. Mit einem deutlich teureren MC-Tonabnehmer springt der TT4 dann auch schnell auf ein ganz anderes Qualitätsniveau und beweist, das er das Zeug dazu hat, auch den anspruchsvollen Analoghörer zufrieden zu stellen: Die Konturen der Musikwieder gabe schärfen sich, die imaginäre Bühne wird weiter und tiefer, die Positionen innerhalb einer Gruppe von Musikern werden klar herausgearbeitet und wirken absolut authentisch. Insofern ist der TT der ideale Einstieg in die „gehobene“ analoge Wiedergabe: In der Basisversion ist er schon sehr überzeugend, kann aber durch seine zahlreichen Upgrade-Möglichkeiten noch auf ein weitaus höheres Niveau gebracht werden, mit dem er qualitativ sogar noch in weitaus höheren Preisklassen wildert.

Fazit

Der Edwards Audio TT4 ist ein gelungenes Gesamtpaket zum günstigen Preis, das zudem an verschiedenen Stellen ganz leicht sehr weit aufgewertet werden kann.

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Produkt: Edwards Audio TT4

Preis: um 569 Euro

5/2021
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb BT Vertrieb, Erkrath 
Telefon 02104 175560 
Internet www.bt-vertrieb.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Abmessungen 463 x 125 x 361 mm 
Gewicht (in Kg) ca. 6 kg 
Unterm Strich ... Der Edwards Audio TT4 ist ein gelungenes Gesamtpaket zum günstigen Preis, das zudem an verschiedenen Stellen ganz leicht sehr weit aufgewertet werden kann. 
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Autor Thomas Schmidt
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Datum 06.05.2021, 09:59 Uhr
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Mit diesen Chassis wollte ich schon immer mal etwas bauen. Dass ich sie allerdings jemals zusammen in einer Box haben würde, hätte ich dann doch wieder nicht erwartet – dass das Ganze so gut werden würde, dann schon eher.

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