Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: JBL K2 S9900


Profis am Werk

Lautsprecher Stereo JBL K2 S9900 im Test, Bild 1
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„Hömma, Marco, du bis dir schon darüber im Klaren, dass das ein zehn Jahre alter Lautsprecher ist?“ – „Macht doch nichts, das Interesse daran ist da, und die Box ist ganz bestimmt was für dich“

Okay, du hast es nicht anders gewollt. Und du weißt natürlich, welche Knöpfe du bei mir drücken musst, damit ich mich für ein Produkt interessiere. Marco – das ist Marco Bialk, seines Zeichens Statthalter für die Marken der „Harman Luxury Audio Group“ in unseren Breiten. Und zu diesen Marken zählt zum Beispiel „JBL Synthesis“, der highendig ambitionierte Ableger des legendären Lautsprecherkonzerns mit den drei Buchstaben, resultierend aus den Initialen seines Gründers James Bullough Lansing.

Der eine oder andere unter Ihnen wird wissen, dass ich bekennender Fan der Großtaten dieses Herstellers bin, eine Menge meist ziemlich alter Treiber aus der goldenen Ära des Lautsprecherbaus horte und ab und zu auch mal ein Paar Boxen damit realisiere.

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Wie zum Beispiel den großen Vierwegemonitor 4355 aus den frühen 80er-Jahren, mit dem ich seit nunmehr fünf Jahren zu Hause Musik höre.

JBL – das war die Erfindung der ernst zu nehmenden Monitor- und Beschallungslautsprecher, den Klassikern aus diesem Hause eilt bis heute ein Ruf wie Donnerhall voraus. Und natürlich lasse ich mir die Chance nicht entgehen, eine „richtige“ JBL wie die K2 S9900 in die Finger zu bekommen, auch wenn das Modell schon zehn Jahre im Programm des Herstellers ist. Wenn sie‘s solange bauen, dann wird’s da Gründe für geben, nicht wahr?

Die beiden größten HiFi-Modelle von JBL heißen traditionell „Everest“ und „K2“, die darauffolgende Zahl ändert sich mit den Generationen. Die aktuelle K2 – das „9900“ lasse ich ab jetzt aus Platzgründen weg – ist im Grunde ein ganz normaler Standlautsprecher mit 15"-Bass und zwei horngeladenen Druckkammertreibern für mittlere und hohe Frequenzen. Der ziemlich imposante Tieftöner steckt in einem fein geschwungenen, deutlich breiter als tief konzipierten Gehäuse, das nicht über so viel Volumen verfügt, wie man es bei einem so großen Bass erwarten würde. Was definitiv bedeutet, dass die untere Grenz frequenz nicht extrem tief ist. Fürs Erzeugen der tiefen Töne ist ein Treiber zuständig, der am Gebrauchtmarkt so gut wie nicht zu bekommen ist und im Falle eines Falles für horrendes Geld „verdealt“ wird: der berühmte 1500AL-1. Er verfügt über eines der modernsten Alnico-Antriebssysteme überhaupt, alleine die Magneteinheit wiegt 16 Kilogramm. Alles an diesem Bass ist auf minimale Verzerrungen bei maximaler Belastbarkeit getrimmt.

Kaum weniger kompromisslos ist der Mittelhochton-Druckkammertreiber konzipiert. Er verfügt über eine vier Zoll durchmessende Magnesiummembran und läuft mit dem genau auf diese Anwendung hin konzipierten Glasfaserhorn zu großer Form auf. Die Trennfrequenz liegt bei 900 Hertz – kein Problem für den großen Treiber. Für die obersten Höhen gibt‘s einen weiteren Treiber mit ein Zoll durchmessender Berylliummembran. Der kommt tatsächlich erst ab 15 Kilohertz ins Spiel und dient in erster Line der Beruhigung des Gewissens. Alle Filter sind mit einer Flankensteilheit von 24 Dezibel pro Oktave ausgeführt, um die Überlappungsbereiche klein und zu halten und die Belastbarkeit zu steigern. Das Gehäuse der gut 82 Kilogramm schweren Box besteht aus dickwandigem MDF und ist schon aufgrund seiner Formgebung eine sehr stabile Angelegenheit. Zu Beginn ihrer „Karriere“ war die K2 S9900 ausschließlich in typisch amerikanischen Furnieroberfl ächen lieferbar, mittlerweile gibt‘s auch diverse Lackoberflächen wie zum Beispiel das Anthrazit-Metallic unseres Testpärchens. Der Preis ist in jenem Falle nochmal deutlich unerfreulicher: 48.000 Euro Paarpreis für die Furniervarianten, 60.000 für die Lackoberflächen.

Messtechnisch sieht man ihr‘s nicht an der K2: Zwar sind die Werte alle in Ordnung, aber nichts an ihr sticht heraus. Sie verzerrt eher durchschnittlich, sie spielt brauchbar linear, aber das ist es alles nicht. Der Wirkungsgrad ist mit 91, 92 Dezibel okay, aber auch nichts Dramatisches. Ihren Charakter offenbart sie dann, wenn man sie ihrem Verwendungszweck zuführt.

So ein Lautsprecher hat eine gewisse Erwartungshaltung ans ansteuernde Equipment, die wir im Rahmen des Möglichen gerne erfüllen. Sprich: Natürlich schnallt man das dickste Ding davor, dessen man so habhaft werden kann. Was in diesem Falle hieß: Die langjährig bewährte Bryston 4BSST². Ja, ich weiß, das ist nicht der allerletzte Schrei in Sachen Modellpalette, definitiv aber eine überaus solide 300–400 Watt starke Angelegenheit, die meiner 15"-Doppelbestückung daheim mehr als respektabel Beine macht. Standesgemäßes aus der Harman-eigenen Abteilung „Crown“ oder so war natürlich nicht greifbar.

Zu Beginn legen wir ein lauschiges Flötenkonzert auf und sehen mal, was die JBL damit tut. Selbstredend haben Sie mir davon kein Wort geglaubt und wären bitter enttäuscht gewesen, wenn ich nicht etwas ernsteres Material zum Kennenlernen aus dem Plattenregal gezogen hätte. Die fränkischen Stonerrocker von Kosmodrom sind genau das, was man in solchen Lebenslagen braucht. Ihr hervorragend produziertes 2018er-Album „Gravitationsnarkose“ sollte für einen veritablen Angriff auf die Gebäudesubstanz exakt das richtige Material sein.

Das ist zweifellos der Fall, aber die dicke JBL reagiert etwas anders, als ich es erwartet hatte. Sie stürzt sich nämlich nicht mit Feuereifer auf den Abbruchjob, sondern sie spielt‘s einfach. Völlig unbeteiligt und gelassen. Fast ein bisschen gelangweilt, als wollte sie sagen: „Wie, damit willst du mich aus der Reserve locken? Anfänger!“ Tatsächlich ist die Verwandtschaft der K2 zu ihren professionellen Kollegen größer, als ich das im Vorfeld vermutet hätte. Die entscheidende Tugend dieser Box besteht nämlich darin, alles, aber auch alles hörbar zu machen und nichts unter den Teppich zu kehren. Wissen Sie, wie sich der Beginn einer „Wollmaus“ an der Abtastnadel anhört? Also bevor‘s schlimm wird und die Wiedergabe ernsthaft verzerrt? Die K2 zeigt Ihnen extrem frühzeitig, dass Sie sich mal mit einer kleinen Bürste Ihrem Plattenspieler widmen sollten. Ihre tonale Tendenz wirkt dabei leicht fallend. Sprich: Natürlich kann dieser unfassbare Fünfzehnzöller so richtig, aber er stellt sich in den Dienst der Sache. Und tatsächlich ist er auch kein ausgesprochener Spezialist für die subsonischen Regionen, was völlig in Ordnung so ist. Alles unter 40 Hertz macht im realen Leben eh nur Probleme und diese Box ist das beste Beispiel dafür. Ja, meine 4355 schafft noch eine halbe Oktave mehr nach unten, aber da stimmen auch die räumlichen Gegebenheiten dafür. Die K2 klingt tendenziell warm und sonor – zumindest dann, wenn man die Pegelsteller auf der Rückseite in ihrer Neutralposition belässt. Alle drei Wege spielen perfekt aus einem Guss, der Sound wirkt völlig homogen. Und verdammt noch mal jeder Ton steht so klar und frei im Raum, dass ich aus dem Staunen nicht mehr herauskomme. Solche Spielchen wie eine mitunter erschreckend beeindruckende Ablösung einzelner Klangelemente von der Boxenebene gelingen der K2 mit links. Die hat definitiv die Präzision, die nur Hörner liefern können, aber die Hornverfärbungen fehlen völlig. Der Gesamteindruck ist meilenweit entfernt von auflösungsförderlicher Askese – sie tut’s einfach, die große JBL.

So Marco, jetzt haste den Salat: Über kurz oder lang müssen wir mal ein Paar der aktuellen Everest nach Duisburg kriegen – ich kann mir kaum vorstellen, dass da noch ernsthaft mehr kommt als bei dieser wunderbaren Konstruktion.

Fazit

Wen‘s interessiert, wo der legendäre Ruf der großen JBL-Lautsprecher herkommt, der möge sich mal diesen unfassbaren Lautsprecher anhören: Die K2 S9900 ist ein Auflösungswunder erster Güte, spielt völlig souverän und gelassen, wirkt tonal freundlich und ist ein so rundes und fein abgeschmecktes Gesamtkunstwerk, wie ich es selten erlebt habe.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: JBL K2 S9900

Preis: um 48000 Euro

3/2020
Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Harman Luxury Audio, Cambridge, England 
Telefon 0049 8031 3911600 
Internet www.harmanluxuryaudio.com 
Garantie 2 Jahre 
B x H x T 56 x 120 x 35 cm 
Gewicht: ca. 82,7 kg 
Unterm Strich... Wen‘s interessiert, wo der legendäre Ruf der großen JBL-Lautsprecher herkommt, der möge sich mal diesen unfassbaren Lautsprecher anhören: Die K2 S9900 ist ein Auflösungswunder erster Güte, spielt völlig souverän und gelassen, wirkt tonal freundlich und ist ein so rundes und fein abgeschmecktes Gesamtkunstwerk, wie ich es selten erlebt habe. 
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Autor Holger Barske
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Datum 08.03.2020, 14:54 Uhr
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