Kategorie: Kopfhörerverstärker

Einzeltest: Opera Consonance LinearX


Einer geht noch

Kopfhörerverstärker Opera Consonance LinearX im Test, Bild 1
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Die chinesische HiFi-Manufaktur Opera Audio Consonance hat mich schon mit einigen richtig guten Röhren-Kopfhörerverstärkern überrascht. Schon der kleine Cyber20 mk2 ist fürs Geld ein Knaller, mit dem Linear5 hat Opera bewiesen, dass sie auch richtig High End können. Da frage ich mich, um was es beim neuen LinearX geht.

Zugegeben, ich habe da so eine Ahnung. Sicher ging es zum einen darum, eine Marke in den Sphären der absoluten Top-Kopfhörerverstärker zu setzen. Denn wenn man eines glauben kann, dann, dass Firmengründer und Mastermind Shi Hui Liu ehrgeizig ist. Sieht man mal von den weltweit ungefähr zwei Über-Kopfhörern ab, die zusammen mit dem passenden Verstärker zu Kursen zwischen 60.000 und 70.000 Euro über den Ladentisch gehen, ist man bei Kopfhörerverstärkern mit 10.000 Euro so ziemlich in den höchsten Gefilden angekommen.

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Ich bin mir sicher, dass es Herrn Liu ein Anliegen war, hier mitzuspielen. Und wenn ich mir angucke, was andere Hersteller in diesen Gefilden anbieten, dann sind es große Geräte, die meist eine Fülle von Anschlussmöglichkeiten bieten. Folglich ist auch der LinearX ein großes Gerät, das deutlich mehr Anschlüsse als ein Paar Cinchbuchsen für den Signaleingang und eine 6,3-mm-Buchse als Ausgang für den Kopfhörer bietet. Und ein paar mehr Knöpfe als einen Lautstärkeregler hat der LinearX auch. Darüber hinaus habe ich den Verdacht, dass es Herrn Liu vor allem um die Röhren ging. Der Cyber20 setzt mit zwei EL84 noch auf weit verbreitete Standardröhren. Eine Version des Cyber20, den ich mir für den persönlichen Bedarf gekauft habe, war freundlicherweise mit einem Paar seltener NOS-Röhren (NOS = New Old Stock, neue, unbenutzte Röhren aus alter Produktion) bestückt, für die offensichtlich jemand weit hinten im Lager gesucht hat. Der Linear5 arbeitet bei der Verstärkung mit hoch beleumundeten Trioden der Sorte 2A3, und zwar mit der seltenen und klanglich von vielen Röhrenkennern bevorzugten Single-Plate-Variante dieser Röhre. Der LinearX arbeitet nun mit einer Röhre, die von vielen Röhrenliebhabern als die Königin der Trioden angesehen wird, der 300B. Wie der Hype um die Ende der 1930er-Jahre von Western Electric als Verstärkerröhre entwickelten 300B entstanden ist, kann vermutlich niemand mehr erklären. Fakt ist, dass auf der einen Seite Mondpreise für seltene NOSExemplare bezahlt werden, während sich auf der andern Seite diverse Firmen damit beschäftigen, neue Edelversionen dieser Röhre zu produzieren, die preislich mit den NOSRaritäten konkurrieren. Und natürlich muss jeder halbwegs ernst zu nehmende Hersteller von High-End-Verstärkern einen 300B-Verstärker im Angebot haben. Zählen Sie eins und eins zusammen und Sie kennen meine Theorie dazu, wie der LinearX entstanden ist. Was nicht despektierlich gemeint ist – im Gegenteil. Wenn man sich den neuen Top-Kopfhörervestärker von Opera Consonance ansieht, wird einem sofort klar, dass es sich hier um ein Spitzengerät handelt.

Ausstattung

Fangen wir bei der Schaltung an. Wer 300B will, will 300B hören. Entsprechend arbeiten die meisten 300B-Verstärker mit einer sogenannten Single-Ended-Class-A-Schaltung. Hier erledigt im Normalfall eine einzige Röhre die komplette Verstärkung. 300B pur sozusagen. Damit eine 300B eine Last wie einen Kopfhörer oder einen Lautsprecher versorgen kann, benötigt man in den meisten Fällen einen Ausgangsübertrager. Der liegt im Signalweg und hat entsprechend große Auswirkungen auf den Klang. Opera hat den verwendeten 300B deshalb einen maßgefertigten Übertrager spendiert, den Opera selber fertigt. Bei den Röhren – eine pro Stereokanal – handelt es sich um neue Röhren des chinesischen Herstellers Shu Guang, die in enger Anlehnung an das Original von Western Electronic gefertigt werden. Alleine die Röhren sind kein billiger Spaß. „Billig“ ist am LinearX sowieso nichts. Auf keinen Fall die aufwendige, ebenfalls mit Röhren realisierte Gleichrichtung, die als Eingangsstufe verwendeten 6SL7-Röhren sehen auch so aus, als wären sie teuere Exemplare und die neben den Röhren aus der Gehäuseoberseite herausragenden Mundorf-Kondensatoren zeigen, dass auch die sonstigen Bauteile nur zum Besten gehören, was auf dem Weltmarkt zu bekommen ist. Alles andere als billig ist auch, dass der LinearX neben unsymmetrischen Ein- und Ausgängen symmetrische Ein- und Ausgänge bietet. Denn eine Single-Ended-Schaltung ist a priori nicht symmetrisch. Um hier symmetrische Ein- und Ausgänge zu realisieren, muss das Signal vor der Schaltung desymmetriert und anschließend wieder symmetriert werden. Und der einzig wahre Weg ist bei einem Röhrenverstärker, die Sache von Übertragern erledigen zu lassen. Klar gäbe es winzige ICs, die das ganz fix bewerkstelligen, doch das wäre nicht stilecht. Also kommen im LinearX Übertrager des schwedischen Spezialisten Lundahl zum Einsatz. Dass man den Ruhestrom der Röhren, den sogenannten Bias, selber mithilfe des großen Rundinstruments auf der Front einstellen muss, ist ebenfalls kein Geiz. Denn zum einen gibt es Stimmen, die behaupten, eine automatische Bias-Regelung sei dem Klang abträglich, zum anderen kann man den Klang durch eine bewusste Fehleinstellung des Bias beeinflussen. Sieht man von all dem Aufwand ab, haben wir es beim LinearX mit einem Kopfhörerverstärker mit zwei unsymmetrischen und zwei symmetrischen Eingängen zu tun, zwischen denen man auf der Front umschalten kann. Daneben stehen auf der Rückseite ein symmetrischer und ein unsymmetrischer Ausgang zum Anschluss von Aktivlautsprechern oder einer Endstufe zur Verfügung, der LinearX kann also auch als Vorverstärker eingesetzt werden. Auf der Front können an Kopfhörern zwei unsymmetrisch arbeitende Exemplare angeschlossen werden. Alternativ kann ein Kopfhörer symmetrisch angeschlossen werden. Dazu stehen entweder eine 4-Pol-XLR-Buchse oder zwei 3-Pol-XLR-Buchsen zur Verfügung. Die 3-Pol-Buchsen sind Kombibuchsen, an die sich beim unsymmetrischen Bertieb die 6,3-mm-Stero-Klinkenstecker von „normalen“ Kopfhörern einstecken lassen. Zuletzt kann man den Verstärker noch an die Impedanz der verwendeten Kopfhörer, die zwischen 30 bis 300 Ohm oder 300 bis 600 Ohm liegen darf, anpassen.

Klang

Beim Klang verfolgt Opera Consonance konsequent den 300B-Gedanken. Und der heißt, wie bereits oben erwähnt: Wer 300B will, will 300B hören. Entsprechend ist ein absolut neutrales Klangbild höchster Präzision nicht das Ideal, dem der LinearX folgt. Sein Klang ist von 300B-Tugenden geprägt. Dazu gehört ein Schuss Wärme, dazu gehören wunderschöne, kräftige, dennoch höchst differenzierte Klangfarben, dazu gehört ein weicher und dennoch substanzieller und konturierter Bass, der enorm plastisch klingt. Und dazu gehören Höhen, die man dazu nutzen könnte, den Begriff „seidig“ überhaupt zu definieren. Das ist kein Klangbild für jeden. Ich könnte jetzt noch seitenweise versuchen zu beschreiben, was den Zauber des 300B-Klangs ausmacht. Wahrscheinlich wären Sie letzten Endes nicht schlauer. Dabei ist es ganz einfach: Hören Sie sich über diesen Verstärker eine Frauenstimme an, die sie sehr mögen. Entweder, sie sind dem LinearX danach verfallen – dann führt kein Weg mehr zurück zu schnöder Neutralität. Oder der Klang des LinearX lässt Sie kalt. Böse Zungen würden dann behaupten, dass Sie wohl nie die Seele der Musik verstehen werden. Der LinearX spricht auf jeden Fall ganz klar den Geschmack von Liebhabern alter Trioden, besonders natürlich der 300B, an. Das ist mutig, doch auf dem recht kleinen Markt absoluter Spitzen-Kopfhörerverstärker gibt es ja schon ein paar Modelle, die einem neutralen Klangideal huldigen. Opera Consonance erlaubt es sich, mit dem LinearX ein anderes Klangideal zu realisieren, und schafft damit für alle Röhrenfans eine traumhafte klangliche Alternative.

Fazit

Der Opera Consonance LinearX ist ein technisch aufwendig gemachter und hochwertig verarbeiteter Kopfhörerverstärker, dessen klangliche Eigenschaften polarisieren.

Kategorie: Kopfhörerverstärker

Produkt: Opera Consonance LinearX

Preis: um 10000 Euro

11/2018
Bewertung 
Ausstattung: 15%

3.5 von 5 Sternen

Bedienung 15%

3.5 von 5 Sternen

Ausstattung & technische Daten 
Preis: 10.000 Euro 
Vertrieb: Opera Vertrieb, Pforzheim 
Internet: www.opera-online.de 
B x H x T (in mm): 430/246/385 mm 
Gewicht: 26 kg 
Ausführungen: Schwarz 
geeignet für: HiFi, High End 
Eingänge: 2 Paar Cinch, 2 Paar XLR 
Ausgänge: 2 x 6,3-mm-Stereoklinke, 1 x 4-Pol-XLR, ein paar 3-Pol-XLR, Vorverstärkerausgänge: 1 Paar Cinch, 1 Paar XLR 
Klang: 70% --- 
Klasse: Referenzklasse 
Preis/Leistung: angemessen 
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Dr. Martin Mertens
Autor Dr. Martin Mertens
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Datum 21.11.2018, 09:57 Uhr
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Topthema: Feurig
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High-End-Standbox mit ESS AMT

Mit diesen Chassis wollte ich schon immer mal etwas bauen. Dass ich sie allerdings jemals zusammen in einer Box haben würde, hätte ich dann doch wieder nicht erwartet – dass das Ganze so gut werden würde, dann schon eher.

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