Kategorie: Kopfhörerverstärker

Einzeltest: Burson Audio Soloist SL MK2


Diskreter Charme

Kopfhörerverstärker Burson Audio Soloist SL MK2 im Test, Bild 1
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Die leicht schrägen Jungs aus Down Under sind wieder da: Burson Audio zeigt uns diesmal, wie man einen äußerst potenten Kopfhörerverstärker ganz ohne Chips baut

Die Geschichte habe ich schon anlässlich des Tests der „großen“ Burson- Vorstufe Conductor V2 und der passenden Endstufe Timekeeper Virtuoso erzählt, deshalb in aller Kürze: Die Australier mögen keine Chips. Auf alle Fälle nicht in der analogen Signalverarbeitung. Auf ihrer Webseite legen sie minutiös dar, warum ihre eigens für Audiozwecke optimierten diskreten viel besser sind als übliche integrierte Lösungen mit viel mehr Bauteilen: Die müssen nämlich immer und unter allen Voraussetzungen am Rande des physikalisch Machbaren funktionieren; die mit viel weniger Bauteilen auskommenden diskreten Lösungen brauchen nur in aller Gemütsruhe ganz harmlose Audiosignale zu verarbeiten.

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Weniger Teile, mehr Klang – das kann man argumentieren. Abgesehen davon sind die Australier Freund von kompakten Lösungen: Sogar die große Stereoendstufe mit über 200 Watt Ausgangsleistung pro Kanal ist nur 26,5 Zentimeter breit. Der heutige Proband gehorcht sowohl der Maxime des Diskreten als auch der der geringen Abmessungen konsequent: Im „Soloist SL MK2“ gibt’s tatsächlich kein integriertes Bauteil. Dafür ist‘s, im Gegensatz zu seinem großen Bruder, auch ein reiner Kopfhörerverstärker mit zwei Eingängen und einer Kopfhörerbuchse. Kein Digital-/ Analogwandler, kein Anschluss für eine Endstufe, nur und ausschließlich ein Kopfhörerverstärker. Mit 600 Euro allerdings auch einer, der sich preislich noch in einem attraktiven Rahmen bewegt. Gar keine Chips? Doch, einer, der versteckt sich verschämt direkt hinter der nur 14 Zentimeter breiten Front und macht nichts anderes als Relais schalten. Der sei den Australiern verziehen. Äußerlich herrscht dezente Schlichtheit: Mittig auf der silbern gebürsteten Alufront ist ein hübsch massiver Pegelsteller angeordnet, den kennen wir schon vom Conductor V2. Bei jenem saß dahinter allerdings ein Impulsgeber, der die elektronische Lautstärkeregelung bediente, hier ist‘s ein richtiges Poti: Das bekannte blaue Alps-Poti macht auch hier seinen unspektakulär guten Job. Links gibt‘s die Kopfhörerbuchse, rechts zwei Taster: Einer davon schaltet zwischen zwei Verstärkungsfaktoren für eher leise oder laute Kopfhörer um, einer wählt zwischen den beiden Eingängen. Eine entsprechende Quittung gib‘s jeweils über kleine gelb-orange Leuchtdioden. Beim Betätigen der Taster klickt‘s sanft im Inneren – Sie erinnern sich, Relaissteuerung und so. Rückseite: zwei Paar gute Cinchbuchsen für die Eingänge, schön fest mit der Rückwand verschraubt, eine Netzbuchse mit eingebautem Schalter. Den fänd ich ja vorne besser, aber da das vermutlich eher ein Gerät für den Schreibtisch denn fürs Plätzchen im Rack ist, macht das weiter nichts – da kommt man dann ganz gut dran. Das Innenleben lässt den Vintage-Elektroniker in mir ein bisschen wehmütig seufzen: Alles bedrahtete Bauteile, Typenbezeichnungen auf der Platine. Da kann man noch erkennen, wie das Gerät funktioniert und was eigentlich drinsteckt. Ohne Lupe, auch Menschen über 50. Das Netzteil ist mit an Bord. Ein vergossener 30-VA-Ringkerntrafo liefert das Rohmaterial, Einzeldioden besorgen die Gleichrichter – sogar hier vermeidet man „integrierte“ Gleichrichter, Respekt. Zwei gute Elna-Elkos besorgen die Siebung, dann folgen zwei Spannunsgregler für die beiden Betriebsspannungen. Richtig, die sind ebenfalls diskret aufgebaut. Die Verstärkerschaltung selbst ist so richtig konsequent gemacht: Eingangsdifferenzverstärker mit (längst nicht mehr produzierten) rauscharmen JFets, danach eine recht aufwendige Treiberstufe, zum Schluss zwei dicke Leistungstransistoren für die Bereitstellung der reichlich überdimensionierten Ströme für den Verbraucher. Überdimensioniert heißt hier: Bis zu 2,5 Watt an 16-Ohm-Lasten im reinen Class-A-Betrieb. Das können wir bestätigen: An einer 32-Ohm-Last maßen wir 1,5 Watt Ausgangsleistung. Jawohl, da wird‘s den Transistoren warm ums Herz, deswegen sind sie auch mit dem Gehäuseboden verschraubt: Das Alublech schafft den Abtransport der Verlustleistung souverän. bis 25 Watt konsumiert der Kleine mitunter – nicht schlecht für einen Kopfhörerverstärker. Und etwas, das mit einer der schicken, modernen mobilen Akkulösungen kaum machbar wäre. Das Herz des Bauteile-Fans freut sich zudem über den fast ausschließlichen Einsatz wirklich guter Vishay-Dale-Metallfilmwiderstände und Glimmerkondensatoren an den entscheidenden Stellen. Dass hier Konstrukteure am Werk waren, die ein ernsthaft gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten wollen, steht völlig außer Frage. Leistung ist also da, satt Ruhestrom auch, also präsentieren wir dem Burson doch gleich eine echte Aufgabe in Sachen Kopfhörer: Der Audeze LCD-XC ist einer der ganz raren Kopfhörer, bei denen ein magnetostatischer Wandler auf ein geschlossenes Gehäuse arbeitet. Für mich ist die Kombination aus schierem „Impact“ im Bass und Auflösung durch den Folienwandler immer noch unerreicht. Das Problem: 20 Ohm Nennimpedanz. Das will erst einmal angemessen angesteuert werden. Der kleine Burson macht das mit links. Und macht von vornherein eines klar: Er ist ein Charmeur allererster Güte. Ansatzweise hatte ich den Eindruck auch schon beim Conductor V2, aber der hier umschmeichelt den Zuhörer noch ein gutes Stück mehr. Die Kombination zeichnet einen ausgesprochen ausgedehnten wunderbar schimmernden Hochtonbereich, der ein ganz klein wenig über die reinen Lehre hinausschießt – egal, es leuchtet umso schöner da oben. Einen ausgezeichneten Einstieg bietet Leonard Cohens fi nales Statement „You Want It Darker“. Abseits aller durch den Tod des Künstlers bedingten Bedeutungsschwere klingt‘s noch ein bisschen inbrünstiger als sonst. Die einmalige Stimme des großen Barden steht weit im Vordergrund, es klingt groß – vielleicht etwas zu groß, aber das passt. Feinste Atemgeräusche machen das Gänsehauterlebnis perfekt, die tiefen Töne rollen wunderbar. Wenn‘s noch eines Beweises für den großen Verlust bedurft hätte, den die Musikwelt hier erlitten hat – das Klangerlebnis hier liefert ihn. „Treaty“ lebt vom langsam treibenden Rhythmus, diktiert von den Streichern im Hintergrund. Die Akzentuierung dessen funktioniert ausgezeichnet, da nehme ich die minimal „unfreundliche“ Umgehensweise mit den Klavieranschlägen gerne in Kauf. Tatsächlich hat der Soloist SL MK2 ein paar Eigenarten, die nach Röhre klingen, und erinnert mich hier und da durchaus an den Unison SH, der den Job tatsächlich mit Glaskolben macht. Das Geschmeidige, die Konzentration aufs Wesentliche – das kann der Burson auch. Musikalisch gänzlich gegensätzlich präsentiert sich Asteroid aus Schweden auf ihrem schlicht „III“ betitelten Album. Der Burson macht aus der mitunter beinharten Stonerrock-Scheibe eine höchst unterhaltsame Angelegenheit mit Drive, Leben und Energie. Solche Musik geht mit einem betont korrekten Klangbild nicht, so etwas braucht ein bisschen Luft zum Atmen – vielleicht hier und da auch ein gnädiges Mäntelchen. Raumabbildung? Im Rahmen. Breite und Tiefe stimmen, alles ist vielleicht etwas größer, als es die reine Lehre diktiert. Der Bass hat Druck und Kontur, die Stimmlagen Mengen von Ausdruck. Immer ein bisschen auf der spaßigen Seite – so mag ich das. Auch ja: Das Ergebnis ist beileibe nicht an den großen Audeze-Magnetostaten gebunden, die grundlegende Charakteristik des Burson bleibt auch an etwas „weltlicheren“ Kopfhörern erhalten.

Fazit

Diskreter Aufbau, viel Ruhestrom – irgendwas ist dran: Es fl ießt einfach gut. Die Musik nervt nicht, sie passt aneinander und lädt zum Erholen ein. Klasse Maschine.

Kategorie: Kopfhörerverstärker

Produkt: Burson Audio Soloist SL MK2

Preis: um 600 Euro

7/2017
Ausstattung & technische Daten 
Preis: 600 Euro 
Vertrieb: Higoto Digital Highend, Essen 
Telefon: 0201 8325825 
Internet: www.digital-highend.de 
Garantie: 5 Jahre 
B x H x T (in mm): 140/80/210 
Gewicht (in kg): ca. 2,5 kg 
Unterm Strich... Diskreter Aufbau, viel Ruhestrom – irgendwas ist dran: Es fließt einfach gut. Die Musik nervt nicht, sie passt aneinander und lädt zum Erholen ein. Klasse Maschine. 
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Autor Holger Barske
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Datum 06.07.2017, 15:00 Uhr
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