Kategorie: Tonabnehmer

Einzeltest: Luxman LMC-5


Feines MC zum Wiedereinstieg

Tonabnehmer Luxman LMC-5 im Test, Bild 1
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Luxman kennt man heutzutage in erster Linie als Hersteller großer und üppig ausgestatteter Vollverstärker. Bei genauerer Betrachtung allerdings steckt viel mehr hinter dem prestigeträchtigen Logo

Mensch, die Plattenspieler – die kannst du doch nicht unter den Teppich kehren? Wo die „Luxmänner“ mit dem Platten per Vakuum ansaugenden PD-555 doch einen der legendärsten Dreher der analogen Hochzeit gebaut haben? Und wo der Kollege Schmidt seit vielen Jahren einen kaum weniger beeindruckenden PD- 444 als Standardlaufwerk betreibt? Und wo es doch heutzutage den echt potenten PD- 151 gibt, der vor gut zwei Jahren sogar hier im Heft war?  

Okay, vergessen wir den „Verstärkerspezialisten“ wieder und einigen uns darauf, dass das Unternehmen aus Yokohama eine reiche Tradition in Sachen Schallplatte hat und in den frühen Achtzigern mit dem LMC-1 und dem LMC-2 auch schon zwei Tonabnehmer im Sortiment waren. Danach kam diesbezüglich fast 40 Jahre nichts mehr, wir dürfen vermuten, dass der Vormarsch der digitalen Quellen die Weiterentwicklung dieser Produktkategorie nicht mehr sinnvoll erscheinen ließ.

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Nun schreiben wir (so gerade noch) das Jahr 2021 und die Dinge haben sich verändert: Analog ist wieder angesagt, der Schallplatte geht’s bestens. Also ist’s doch an der Zeit, dem PD-151 ein passendes Kleinod unter die Headshell zu schneidern, oder?  

Zwei Jahre hat die Entwicklung gedauert, jetzt halten wir das Ergebnis in Händen: Das LMC-5 ist ein klassisches Low-Output- MC zum Preis von 2300 Euro und nein, ich habe keine Ahnung, warum es nicht LMC-3 heißt.  

Der Aluminiumkorpus der Preziose ist in einem satten Dunkelrot gehalten; eine Farbe, die bei Luxman große Tradition hat. Ob die Oberfläche dabei per moderner Verfahrenstechnik oder in der uralten Urushi-Handwerkskunst gestaltet wurde, geht aus den Produktinformationen nicht hervor. Überhaupt: Korpus. Jener ist beim LMC- 5 ein ganz besonderes Thema, dem bei der Entwicklung viel Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Der springende Punkt ist seine Auswirkung auf den Klang des Tonabnehmers, für die es einfach einzusehende Gründe gibt: Die vom Nadelträger in einem Magnetfeld bewegten Spulen sind im Grunde auch nichts anderes als ein Mikrofon, das sowohl von Körper- als auch von Luftschall angeregt wird. Ein geschlossener Systemkorpus, dessen Wände wie Membranen wirken, kam für die Konstrukteure deshalb nicht in Frage, ebensowenig eine nur unten offene Bauweise. In dem Falle nämlich würden die vorhandenen Wände eindringenden Schall auf den Generator reflektieren. Die letztlich gewählte Gehäusestruktur ist eine sehr rudimentäre. Abgesehen von der Bodenwanne, auf der der Generator befestigt ist, gibt es nur zwei Pylone an den vorderen „Ecken“ der Konstruktion. Der Trick besteht in der Formgebung ihrer Innenseiten, also den dem Generator zugewandten Oberflächen. Sie sind nämlich „eiförmig“ gerundet. Damit bewirken sie, dass auftreffender Schall in verschiedene Raumrichtungen gestreut und nicht geradewegs auf den Generator reflektiert wird. Das ist genau das Prinzip, nach dem Diffusorelemente in der Raumakustik funktionieren. Gleichzeitig bieten die massiven Pylone eine gewisse Abschirmung vor Schallwellen von außen.  

Wenn ein versierter Elektronikhersteller wie Luxman nach vierzig Jahren Pause beschließt, wieder einen Tonabnehmer auf den Markt zu bringen, dann ist es nicht so, dass eine Abteilung von Mitarbeitern Lötkolben, Oszilloskope und Funktionsgeneratoren an die Seite räumt, um auf einmal Tonabnehmer zu bauen. Zumal das entsprechende Know-How im Unternehmen nur sehr bedingt vorhanden und per Stellenanzeige auch kaum zu finden sein dürfte. Ergo: Man beauftragt jemanden, der sich damit auskennt. Ein Blick auf Form und Struktur des Generators des LMC-5 legt ziemlich eindeutig nahe, dass es sich dabei um die Firma Excel Sound handelt, die auch für diverse andere ambitionierte Konstruktionen in diesem Heft verantwortlich zeichnet.  

Luxman jedoch war der einzige Auftraggeber, der bei Excel für seinen Abtaster einen Aluminiumnadelträger bestellte. Und das nicht aus Gründen der Sparsamkeit, sondern mit Bedacht: Das Abtastvermögen damit gilt als überlegen, was auch an der angeblich stabileren Verbindung zwischen Diamant und Nadelträger liegt. Während jene bei Bor- oder noch härteren Stäbchen ausschließlich mit Verklebungen zu realisieren ist, werden Abtastdiamanten bei Aluminiumnadelträgern durch eine Bohrung am Ende „geschossen“ und zusätzlich mit Kleber gesichert. A propos Nadel: Luxman setzt auf einen Diamanten mit Shibata-Schliff, der als besonders präzise dabei gilt, den feinen Rundungen der Rillenflanken zu folgen.

Beim Generator selbst finden sich etwas dünnere Polstücke als zum Beispiel beim Hana Umami Red, bei dem die konstruktive Verwandtschaft ansonsten besonders offensichtlich ist. Luxman hat bewusst auf einen kompakten Generator mit minimaler Feldausdehnung gesetzt, um Störeinflüssen von außen wenig Angriffsfläche zu bieten. Die Magnetkraft entwickelt auch hier ein kräftiger Samarium-Kobalt-Magnet. Die kreuzförmig gewickelten Spulen hängen vollkommen symmetrisch im Magnetfeld und sind aus 30 Mikrometer starkem Kupferdraht gewickelt, die Konstruktion aus ringförmigen Dämpfungsgummi und Spannfaden entsprechen dem Augenschein nach dem Excel-Standard.  

Unterm Strich ist dabei ein feiner 8,5 Gramm schwerer Abtaster herausgekommen, der bei 3,54 cm/s Schnelle ein Signal von 0,4 Millivolt liefert und über einen Generatorinnenwiderstand von 4,7 Ohm verfügt. Der Hersteller empfiehlt einen Impedanzabschluss mit 40 Ohm oder mehr, was der Lehrbuchempfehlung „mehr als das Zehnfache des Spulenwiderstandes“ entspricht. Interessanterweise spezifiziert Luxman für Transformatorbetrieb eine empfohlene Lastimpedanz zwischen 2,5 und 10 Ohm. Was das für die Auswahl eines geeigneten Trafos zu bedeuten hat, steht in dem Artikel über Übertrager an anderer Stelle in dieser Ausgabe.

Bei mir durfte das LMC-5 erst einmal seinen Platz unter dem Headshell des Reed 3P beziehen (der bei einer Nadelnachgiebigkeit von 8 µm/mM bestens passen dürfte) und an einen Eingang der Linnenberg Johann Sebastian Bach andockte. Mit der exquisiten Phonvorstufe aus dem östlichen Ruhrgebiet (wir berichteten) erfolgte ein großer Teil der Abtasterhörtest in dieser Ausgabe, die Maschine eignet sich ob ihrer klanglichen Transparenz ausgezeichnet dafür.  

Fangen wir ganz langsam an und nähern uns dem LMC-5 mit gediegener Rockmusik von „The National“, qualitativ exzellent eingefangen vom feinen Label 4AD. Wir hören das 2013er Album „Trouble Will Find Me“. Es tönt entspannt, voluminös und gediegen. Matt Berningers Gesangsstimme hat Kontur und Charisma – sehr schön. Das ausgezeichnete Thorens TAS 1500 verteilt die Energie etwas anders, es verschiebt den Fokus in den oberen Lagen mehr in Richtung Präsenzbereich, das Luxman tut im Bereich darüber etwas mehr. Es wirkt etwas kompakter und fester im Bass als der Thorens-Abnehmer, der insgesamt noch etwas mehr Volumen untenherum liefert. Das LMC-5 erwies sich als Traumpartner für die dänischen Edelrocker von Causa Sui. Deren letzte Großtat „Szabodelico“ lässt der japanische Abtaster förmlich strahlen. Mit sehr nuancierter Gitarrenwiedergabe, einem weit aufgefächerten Panorama und knackigem Schlagzeug geriet das Album zur großen Unterhaltung. Beim Esbjörn- Svensson-Klassiker „From Gargarin‘s Point Of View“ gilt das in gleichem Maße: Es legt genau das richtige Maß an Energie in die Klavieranschläge, wirkt leichtfüßig und transparent. Ausgeichnet!

Fazit

Der neue Luxman-Abtaster ist ein äußerst gelungener Wiedereinstieg in die Tonabnehmerwelt nach 40 Jahren Pause. Es klingt energisch, aber nie übertrieben, mit Disziplin im Bass und feinem Hochtonbereich.

Kategorie: Tonabnehmer

Produkt: Luxman LMC-5

Preis: um 2300 Euro

1/2022
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb IAD, Korschenbroich 
Telefon 02161 617830 
Internet iad-audio.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Gewicht (in g) ca. 8,5 g 
Unterm Strich... » Der neue Luxman-Abtaster ist ein Ă€ußerst gelungener Wiedereinstieg in die Tonabnehmerwelt nach 40 Jahren Pause. Es klingt energisch, aber nie ĂŒbertrieben, mit Disziplin im Bass und feinem Hochtonbereich. 
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