Kategorie: Schallplatte

Musikrezension: Black Sabbath „13“ vs. Deep Purple „Now What?!“ (Vertigo)


Black Sabbath „13“ vs. Deep Purple „Now What?!“

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Im Jahr 2013, also im jeweils fünften Jahrzehnt ihres Bestehens, sind die damaligen Begründer des Heavy Rocks, Deep Purple und Black Sabbath, mit je einem neuen Album am Start! Die Voraussetzungen können dabei nicht unterschiedlicher sein: Für Black Sabbath mit immerhin drei der vier Mitglieder der Ur-Besetzung, verstärkt um den Rage-Against-the-Machine-Drummer, ist es eine Reunion reinsten Wassers, während es Deep Purple bis auf eine Pause von 1976 bis 1984 danach immer irgendwie gegeben hat – wenn auch in zahlreichen Besetzungen. Aktuell sind dies: Ian Gillan, Roger Glover und Ian Paice von der legendären MkII-Truppe, Steve Morse, der nun auch schon eine ganze Weile die Gitarre bedient, und Don Airey, der für die Keyboards verantwortlich zeichnet. In Sachen Artwork nehmen sich die beiden Alben nichts – beides Klappcover, ansprechend gestaltet – schwarz mit einer brennenden „13“ (natürlich) das von Black Sabbath, samt Nahaufnahmen des Instrumentariums auf den Innencovern. Das Innere des Deep-Purple-Albums zieren Bandaufnahmen, wie sie seit dem ersten Demoband aller Zeiten verboten gehören: Band vor Graffiti-Wand, Band vor Kreuzung, Band vor Brücke und so weiter.

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Und doch zeigen diese Gesichter über erstaunlich schlank und gerade gebliebenen Körpern die eingemeißelte Lebens- und Bühnenerfahrung von Männern, die das alles nicht mehr brauchen, aber immer noch wollen. Bei Black Sabbath sucht man Musikerbilder vergebens. Durch die Alben habe ich mich Seite für Seite durchgehört – immer abwechselnd. Mit dem Deep Purple-Album habe ich angefangen... sie waren fast ein Jahrzehnt lang meine absolute Lieblingsband. 
Erste Seite: Solides Songwriting, die alten Herren geben ordentlich Gas und legen ein richtiges Brett hin – vor allem Don Airey gibt an einigen Stellen auf der Hammond-Orgel einen verblüffend echten frühen Jon Lord. An einigen Stellen verrennt man sich für meinen Geschmack in orientalisch klingenden Tonleitern – ist das der Fluch Ritchie Blackmores, dessen Faible für dorische Skalen ja den Sound der Band früher prägte? Mit dem erfrischend unprätentiösen Rock der Band kommt Ian Gillans Gesang nicht mit – die Stimme ist immer noch charismatisch, nur leider derartig mit Effekten überladen, dass sie zu oft wie eine angezogene Handbremse an einem britischen Sportwagen wirkt. 
Black Sabbath: Jo, immer noch die bleischweren Breitwand-Riffs von Tony Iommi – nur klanglich viel mächtiger als vor 40 Jahren – und die Stimme von Ozzy Osborne, die fast schon schockierend frisch klingt. Im Rahmen des seit Jahrzehnten definierten Soundgewands gelingt das Songwriting zudem recht abwechslungsreich – es gibt sogar Tempiwechsel und schnelle Passagen! Dickes Lob an Rick Rubin, der es irgendwie schafft, typisch düstere Black-Sabbath-Songs in ein Soundgewand zu verpacken, das man als eingängig und angenehm(!) empfindet. Punktsieg für Black Sabbath. 
Zweite Seite, Deep Purple: Geht doch! „Hell to Pay“ – ein waschechter Rock´n´Roller mit einem echten Shouter Ian Gillan versöhnt uns mit dem Gesangssound der ersten Seiten ... auch wenn der Refrain etwas zu offensichtlich aufs Mitbrüllen im Livekonzert gebügelt ist. Ausufernde Solopassage, der Klassik entlehnte Unisono-Läufe, schnelle Breaks – das ist Deep Purple in Reinkultur! „Bodyline“ knüpft da mit seiner Jam-Sessionartigen Dynamik nahtlos an – nicht der stärkste Song aller Zeiten, aber mit Groove, Adrenalin und auch Testosteron. 
Black Sabbath: Das zwingende Charisma der beiden ersten Songs ist verschwunden – der Rock wird konventioneller und lebt von Osbournes Stimme allein. Erst „Zeitgeist“ mit seinem zurückhaltenden akustischen Arrangement packt den Hörer wieder – ein gigantisches Arrangement, genial auch im Klang. 
Seite 3, Deep Purple: Überraschung! Ian Gillan croont lässig zu entspannten E-Piano-Grooves, nicht  nur ein bisschen an „Riders on the Storm“ gemahnend, bevor der Refrain mit alter Härte zuschlägt – großer Song! „Good to Be King“ ist ungewöhnlich, mit viel Art-Rock-Keyboards – aber eigenständig, komplex aufgebaut und einfach gut. 
Richtig heavy geht es bei Black Sabbath zu – „So Many Lies“ mit Breitwand-Riff und ganz vielen gedubbten Gitarren. „Live forever“ marschiert dann auch ordentlich weiter. 
Und die letzte Deep-Purple-Seite – Gillan wird noch besser, je weniger seine Stimme künstlich aufgepäppelt wird. „All the Time in the World“, eine schöne, ruhige Mainstream-Rocknummer, von den Altmeistern souverän und unaufgeregt dargeboten. „Vincent Price“ kommt augenzwinkernd verschroben daher, bevor der der Vinyl-Version vorbehaltene Bonus Track „It´ll Be Me“ ein großartiges Doppel-Album beschließt – Ian Gillan gibt einen überzeugenden Elvis, schön. 
Die finale Black-Sabbath-Albumseite bringt noch einmal einen ganz starken Song, bei dem alle Musiker auf den Punkt genau spielen. Es gibt auch keine Overdubs: Das Gitarrensolo wird nur von Bass und Schlagzeug begleitet, Ozzy Osbourne variiert schön den Leadgesang, es gibt zahlreiche Breaks, bis das Stück in ein vielstimmiges Gitarrenchaos ausbricht. Das letzte Stück „Dear Father“ zieht dann noch mal alle Register, bevor das Album in Gewitterstimmung mit fernen Totenglocken ausklingt. In Sachen Produktion haben sowohl Rick Rubin als auch Bob Ezrin einen guten Job gemacht – Ezrin hat sich von Song zu Song gearbeitet, während Rick Rubin dem ganzen Album „13“ einen Black-Sabbath-Klang verpasst hat, der ohne Wenn und Aber nach den ersten Alben der Band und gleichzeitig hochmodern klingt. Insofern würde ich Black Sabbath hier einen knappen Sieg zugestehen.

Fazit

Black Sabbath machen ihr Black-Sabbath-Ding, knüpfen in Sachen Sound und Komposition nahtlos an frühere Großtaten an, machen alle wechselnden Besetzungen der zwischenzeitlichen Jahre vergessen und setzen sich selbst ein würdiges Denkmal. Deep Purple hingegen merkt man an, dass sie nach wie vor eine quicklebendige Band sind, die Musik als Job wie als Leidenschaft nach wie vor ernst nehmen, immer noch mittendrin in einem dauerhaften kreativen Prozess der Weiterentwicklung stecken, der natürlich auch mal das Risiko einer Fehleinschätzung birgt, im Falle von „Now What?!“ zum besten Purple-Album seit sehr langer Zeit geführt hat – hier ist noch ganz viel Leben drin! 

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9/2013
 
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Thomas Schmidt
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