Musikrezension: Oded Tzur – Here Be Dragons (ECM)

In der Kategorie „unterbewertetster Musiker“ belegt Terry Callier einen der vordersten Plätze. Die Missachtung seiner durchweg hochqualitativen Veröffentlichungen führte sogar dazu, dass er nach der Veröffentlichung des Albums „Turn You To Love“ aus dem Jahr 1979 seine musikalische Karriere an den Nagel hängte und einen Job als Programmierer annahm. Erst als seine Musik zu Beginn der 1990er-Jahre in England gespielt wurde, richtete sich wieder die Aufmerksamkeit auf ihn, die bis hin zu einer Auszeichnung der Vereinten Nationen für „herausragende künstlerische Leistungen“ reichte. Als Komponist, Gitarrist und Sänger verfügte er in drei Disziplinen über großartige Fähigkeiten, von denen insbesondere seine warme und weiche Stimme in Erinnerung bleiben wird. Wie er sie auf dem Titelstück und „Occasional Rain“ einsetzt, beeindruckt nachhaltig und ist Beleg dafür, dass das Können eines Musikers nicht automatisch auch Erfolg bedeutet. Die breite Anerkennung blieb ihm lange verwehrt und wurde ihm erst zuteil, als er schon viel zu früh verstorben war. Nicht nur mit seinen eigenen Kompositionen sticht er heraus, auch seine Interpretationen anderer Musiker liegen weit über dem Durchschnitt, wie man auf „Do It Again“ von Steely Dan unzweifelhaft bemerken wird. Auf „You and Me Will Always Be In Love“ lässt er auch sein Talent als Gitarrist aufblitzen. Die mit zahlreichen Künstlern eingespielten neun Songs, darunter auch Streicher und Bläser, machen das Album „Turn You To Love“ aufgrund ihrer musikalischen Pracht zu einem besonderen Werk der ausgehenden 70er-Jahre. Speakers Corner hat sich ein passendes Album ausgesucht, um es klangtechnisch auf der Höhe der Zeit zu präsentieren. Sollte Ihnen Terry Callier kein Begriff sein, bildet dieses Album den idealen Zugang zu einem beeindruckenden Künstler.

Fazit