Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Harbeth HL5 – 40th Anniversary Edition


Das ewig junge Geburtstagskind

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Harbeth feiert 2017 seinen 40. Geburtstag und wir feiern mit. Dafür wurde der Beststeller der Firma, die Super HL5 plus, noch hübscher und besser gemacht

Bereits gegen Ende seines Arbeitslebens, als seine Zeitgenossen vielleicht anfingen, Reiseromane oder Krimis zu schreiben, blieb der BBC-Forschungs-Ingenieur Dudley Harwood bei seinen Leisten und gründete 1977 in Lindfield bei Brighton seine Firma Harbeth. Harwood hatte Polypropylen als Material für einen Tiefmitteltöner entdeckt und ein Patent dafür angemeldet, was allerdings nicht akzeptiert wurde. Die Idee hinter Harbeth war sehr einfach: er wollte seine persönlichen Entwicklungen dem Ex-Arbeitgeber BBC verkaufen und damit Geld verdienen. Erstes Produkt war der „HL Monitor“, Abkömmling der legendären BC-1 und Urahn „unserer“ Super HL5 Plus – beides damals noch Zwei-Wege-Konzepte. 1986 lernte der schon über 70-jährige Harwood dann den 29-jährigen Ingenieur Alan Shaw kennen und schätzen und fand in ihm nach einer Übergangszeit ab 1989 seinen Nachfolger.

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Shaw behielt viele Grundprinzipien der Harwood’schen Entwicklungen bei, war interessanterweise jedoch kein Fan von Polypropylen. Folgerichtig entwickelte er mithilfe eines Regierungsstipendiums in den 90er-Jahren Radial, einen neuen Werkstoff, den er seinerseits erfolgreich patentieren lassen konnte. Radial ist ein mit winzigen, hohlen Glaskügelchen gefülltes Kunststoff-Polymer. In der Super HL5 Plus arbeitet mit Radial2 eine verbesserte Version davon als Material für den klangentscheidenden Tiefmitteltöner. Noch immer ist die Super HL5 Plus der meistverkaufte Harbeth-Lautsprecher. Über die Jahrzehnte wurde er meist nur sanft bis hin zur MK V bzw. HL5 modernisiert. Die HL5 macht dann durch die Verwendung eines „Super“-Hochtöners ab 1999 den Sprung zur „Super“ HL5. Viele Jahre gab es dann an der „Super“ nichts zu verbessern. Und warum auch sollte man sein Erfolgsmodell gewissermaßen ohne Not verändern, wenn sich keine Veränderungen aufdrängen? Ab 2012 dachte sich Alan Shaw, es sei nun an der Zeit, wieder einmal an der Super HL5 zu arbeiten, und brachte 2014 die „Plus“ auf den Markt. An den Treibern änderte er prinzipiell nichts. Seine Modifi kationen bezogen sich vor allem auf die Abstimmung des Lautsprechers. Shaw hatte eine Kundenbefragung mit überraschendem Ausgang gemacht. Entgegen seinen Erwartungen, dass die Mehrheit der Harbeth-Käufer reine Klassikhörer seien, stellte sich heraus, dass nur 15 % ausschließlich Klassik bevorzugten. Dieses Resultat bildete die Grundlage für eine Neuabstimmung des Lautsprechers mehr in Richtung „Alleshörer“. Das Gehäuse samt Bassreflexkanal wurde dafür ein wenig stärker bedämpft. Schon mit der Einführung von Radial2 hatte Shaw das Buchen- oder Birkensperrholz, welches klassischerweise für BBC-Monitor-Lautsprecher verwendet wurde, durch das besser kontrollierbare MDF ersetzt. An den unterschiedlich dünnen Wänden, die innen mit einem bitumenartigen Material bedämpft sind, änderte er jedoch nichts. Die Innenrahmen für die MDF-Platten bestehen noch immer aus Weichholz. Die Radial2-Membranen werden nun im Spritzgussverfahren hergestellt, was der Sauberkeit in der Wiedergabe laut Shaw weiter zugutekommt, selbst der Korb wird seit einiger Zeit aus einem ganz ähnlichen Kunststoffmix gefertigt. Über dem Radial2- Tiefmitteltöner arbeitet die lange erprobte ferrofluidgekühlte 25-mm-Alukalotte von Seas. Ab etwa 12 kHz wird sie von einer 20-mm-Titankalotte aus eigener Fertigung für mehr Luft, Atmosphäre und Räumlichkeit unterstützt. Schlussend lich wurde die Weiche computergestützt und gehörmäßig neu abgestimmt. Ich fi nde auch 2017 keinen Grund, warum man Grundsätzliches an der Super HL5 plus verändern sollte. So sind auch die Aufwertungen für die 40th Anniversary Edition von dezenter Natur: ein sehr hübsches Walnussfurnier, WBT-Nextgen-Anschlüsse, verbesserte Weichenkondensatoren, andere Bi-Wiring-Brücken und eine hauseigene Innenverkabelung. Feinheiten allemal, die dem ohnehin tollen Klang eine Art Festtagsanzug überstreifen. Die Harbeth ist tatsächlich eine einfache Last für fast jeden Verstärker. Ihr absolutes Impedanzminimum liegt bei 5 Ohm zwischen 13 und 14 kHz, ansonsten konstant bei 6 Ohm oder sogar darüber. Das verbindet sie mit den 11- und 15-Ohm-Modellen der LS3/5a-Serie, die trotz mäßigem Wirkungsgrad, der bei der Harbeth auch nur bei 86 dB liegt, eben doch mit Röhrenverstärkern kleinerer Leistung funktionieren. Ähnliches kann ich von meiner Stirling Broadcast V2 berichten – schon mit wenigen „guten“ Röhrenwatt kann man sehr fein Musik hören. Auf Messen habe ich die Harbeth jedoch häufi g mit Creek-, Croft- und neuerdings auch mit Magnum-Dynalab-Hybridverstärkern gehört, die mehr als ein paar Röhrenwatt bieten, was ihr letztlich schon auch gut tut. Also habe ich sie mit dem souveränen Musical Fidelity M6i verkuppelt und kann nur sagen, dass sich die Geräte von der Insel ausgezeichnet vertragen haben. Und wie klingt das Geburtstagskind jetzt? Bevor sie klingen kann, braucht sie erst einmal einen Ständer, der sie etwa 40 cm vom Boden abhebt. In unserem Fall sind es schwere Modelle der Firma „custom design“ aus schweren, geschweißten Kantrohren, die mit einem mit speziellem Material gefüllt sind. Sie erinnern mich vom Grundprinzip her an die originalen BBC-Ständer für die LS3/5A, für deren finales Design im übrigen Dudley Harwood mit verantwortlich war. Auch hier schließen sich also Kreise. Die Aufnahmen von „The Bill Evans Album“ sind wie gemacht für die Harbeth. Bill Evans’ (E-)Piano- Spiel war trotz seines hart gelebten Lebens am Ende immer noch unglaublich elegant und geschmeidig. Kombiniert mit Eddie Gomez’ spritzigem Bass und Marty Morells knackiger Schlagzeugarbeit sollte man dieses späte Trio nicht verachten und es neben die anderen, berühmteren Bill-Evans-Trios auf denselben Thron stellen. Mit der Harbeth kann man die Interaktion der drei Musiker wunderschön entdecken – der Fokus liegt dabei auf einem homogenen Musikfluss, der niemals von der eigentlichen Performance ablenkt. Auch die Fun Lovin Criminals freuen sich diebisch über die im Übrigen eher kompakte Bühne der Harbeth. Wenn das Brooklyner Trio losgroovt, dann groovt die Harbeth mit: ein perfekt eingebundener, erstaunlich tief gehender Bass und ihre überbordende Spielfreude zaubern mir ein fettes Grinsen ins Gesicht – genau so muss das klingen. Sie klingt aber auch leise wundervoll, was ich mit Ryan Adams überprüfe. „Gold“ ist meine Lieblingsplatte von ihm und „When Stars Go Blue“ mein Lieblingsstück. Die Harbeth transportiert alle Emotionen, die dieser wundervolle Song zu bieten hat. Die Musik dringt so formvollendet geschlossen an meine geneigten Ohren, dass ich nur noch Musik und nichts als Musik hören will. Und das ist sicher das größte Kompliment, das ich einer Komponente machen kann. Klar, selbstverständlich, unaufgeregt und dabei total involvierend spielt die Harbeth Stunde um Stunde, ob leise, ob laut, gleich welches Musikgenre ich ihr anbiete. Genau so stelle ich mir das von einem modernen Klassiker vor. Von der früheren Gemütlichkeit, sprich einer dynamischen Trägheit, die man englischen Lautsprechern gerne zuschrieb, ist hier aber mal gar nichts zu hören. Harbeths Claim „The World’s Best Loved Loudspeakers“ ist viel mehr als nur Marketing: Wer so einen Lautsprecher hat, gibt ihn sicher nicht mehr her. Und wer ihn hört, will ihn haben.

Fazit

Ein Klassiker, der mit den Jahren immer noch ein bisschen besser wird und in seinem Jubiläumsanzug besser aussieht denn je.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Harbeth HL5 – 40th Anniversary Edition

Preis: um 5550 Euro

6/2018
Ausstattung & technische Daten 
Paarpreis 5.550 Euro 
Vertrieb Input Audio 
Telefon 04346 600601 
Internet www.inputaudio.de 
Garantie 2 Jahre 
Abmessungen (D x H) 32.2 x 63.5 x 30 cm 
Gewicht: 16,8 kg 
Fazit Ein Klassiker, der mit den Jahren immer noch ein bisschen besser wird und in seinem Jubiläumsanzug besser aussieht denn je. 
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Autor Hans Heid
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Datum 18.06.2018, 16:38 Uhr
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Topthema: Feurig
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High-End-Standbox mit ESS AMT

Mit diesen Chassis wollte ich schon immer mal etwas bauen. Dass ich sie allerdings jemals zusammen in einer Box haben würde, hätte ich dann doch wieder nicht erwartet – dass das Ganze so gut werden würde, dann schon eher.

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