Kategorie: D/A-Wandler

Einzeltest: Metrum Acoustics Musette


Tonleiter

D/A-Wandler Metrum Acoustics Musette im Test, Bild 1
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Metrum Acoustics stellt die Produktion seines beliebten Octave DACs ein und bringt gleichzeitig einen Nachfolger heraus. Doch technisch und klanglich strebt er mehr an als sein Vorgänger.

Kompakte D/A-Wandler  sind beliebte Geräte, denn viele HiFi-Enthusiasten besitzen bereits einen  liebgewonnen  Verstärker, der aber je  nach seinem Alter mit den neueren  Arten  der  Musikwiedergabe  überfordert ist. Doch auch Fans von Computer Audio sind oft auf der Suche nach  einem kompakten Gerät, das gut mit  dem USB-Ausgang  ihres Laptops  harmoniert. Metrum Acoustics hatte mit dem Octave einen Wandler im Programm, der  sich bei beiden Fraktionen großer Beliebtheit  erfreute, doch die Zeit  bleibt  schließlich nicht stehen. Nachdem die  Arbeit am neuen  Wandlerflaggschiff  der  Firma, dem Pavane  (Test  in  HiFi  einsnull 4/2015) beendet war, beschloss  Entwickler  Cees  Ruijtenberg,  dass  es  an der Zeit für einen neuen kompakten  DAC war. Heraus kam der neue Musette,  der  die  Brücke  zwischen  dem  Octave und dem Pavane schlägt, denn  hier wird die Technik des großen Modells  auch  für  das  kompaktere  Gerät  verwendet.

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So kommen nun auch im Musette die  Transient-Ladder-DAC-Bausteine  zum Einsatz, die schon im Pavane mit  der  Wandlung der digitalen Signale  betraut sind. Der früher genutzte eigene Chip muss also zusammen mit dem  Octave das Feld räumen. Das Grundgerüst des Musette baut aber weiterhin  auf seinem direkten Vorgänger auf. So  ist auch hier das Gehäuse klein genug  gehalten,  um  noch  überall  einen  passenden Platz zu finden,  aber  eben  auch genauso schlicht, wie es beim Octave  der  Fall  war.  Glatte  Flächen  und  gerade  Kanten  bieten  natürlich  nicht  das ausgefallenste Design, so dass man  die Optik des Musette als zweckmäßig beschreiben kann. Hier hätte man  vielleicht ein wenig mehr dem Pavane  folgen können. Doch Schönheit liegt  bekanntlich im Auge des Betrachters  und eigentlich geht es ja auch um Musik, nicht um Design. Während  sich  beim  Aussehen  also  nichts geändert hat, bekommt der  Musette einen zusätzlichen Anschluss  spendiert.  Neben  der  USB-B-Buchse  und dem optischen Toslink-Anschluss  bietet der kleine DAC jetzt nicht mehr  einen, sondern gleich zwei koaxiale S/ PDIF-Steckplätze.  Dementsprechend  hat  natürlich  auch  eine  weitere  Auswahltaste an der Front Einzug gehalten. Hier befindet  sich  für  jeden  der  vier möglichen Anschlüsse ein zugehöriger Knopf, ergänzt durch eine Stand- by-Taste. Auf eine Fernbedienung verzichtet Metrum Acoustics hingegen,  was bei einem kompakten DAC aber  nicht weiter ins Gewicht fällt. Je nach ausgewähltem Anschluss sind  am  Musette  allerdings  verschiedene  maximale Abtastraten möglich.  Wie  üblich  ist  die  Übertragung  per  Lichtleiterkabel auf 96 kHz und 24 Bit  beschränkt,  während  die  koaxialen  Verbindungen erst bei 192 kHz ausgelastet sind. Quellgeräte mit USB- Ausgang können den DAC hingegen  mit Samplingraten bis zu 384 kHz bei  24 Bit beliefern, wodurch der Musette  die  Spezikationen des Octave übertrifft und somit auch das Abspielen von  DXD-Daten ermöglicht. Egal  welchen  Anschluss  man  aber  nutzt, der Wandler setzt bei allen Verbindungsarten auf das NOS-Prinzip.  Die Abkürzung NOS steht für NonOverSampling und ist ein Konzept, dem  sich  Cees  Ruijtenberg  vollkommen  verschrieben hat. Dabei geht es um  Folgendes: Ein PCM-Signal (Pulse  Core Modulation) besteht aus zwei  Werten, die auch in der HiFi einsnull  praktisch  ständig  erwähnt  werden.  Zum einen ist das die Abtast- oder  Samplingrate der Musik, also die Frequenz, mit der Informationen aus dem  Signal gezogen werden. Bei einer CD  wäre dies 44,1 Kiloherz, also 44.100  Abtastvorgänge pro Sekunde und Tonkanal. Bei jedem dieser Abtastvorgänge  wird eine bestimmte Menge an Informationen übertragen, die durch den  zweiten Wert der Qualitätsangabe angezeigt wird. Bei der beispielhaft verwendeten CD wären dies 16 Bit. Ein  analoges Musiksignal, wie es schlussendlich von einem DAC erzeugt wird,  hat  eine Wellenform,  die  aus  diesen  Informationen  errechnet  wird,  denn  die 16 Bit enthalten die Angabe, an  welchem  Punkt  sich  die  entstehende  Welle zu jedem der 44.100 Abtastzeitpunkte befinden  soll. Wer  im  Mathe- matikunterricht  in  der  Schule  schon  einmal versucht hat, einen Graphen zu  zeichnen weiß, dass mehr Punkte einen  flüssigeren Verlauf bilden. Doch wenn  man es genau nehmen würde, müsste  man alle Punkte mit geraden Kanten  verbinden. Damit ein DAC aber nun ein analoges Wellensignal ausgeben kann, wird  normalerweise  ein  Filter  verwendet,  das das rechteckige Signal mit weiteren  Punkten  füllt,  um  näher  an  die  gewünschte Wellenform heranzukommen. Dabei wird die Interpretation  des Signals aber dem jeweiligen Filter  überlassen, das diese Punkte praktisch  erfindet, obwohl das eigentliche Signal  diese nicht enthält. Messtechnisch lässt  sich  so  natürlich  eine  bessere  analoge  Welle  ablesen,  doch  klanglich  ist  das  Ergebnis nicht so eindeutig. Da das  menschliche  Ohr  ebenfalls  als  Filter  funktioniert, nimmt der Hörer nämlich das eigentlich nur näherungsweise  richtige, rechteckige Signal trotzdem  als Musik wahr. Aus diesem Grund  verzichtet  Metrum  Acoustics  auf  die  Verwendung eines Oversampling-Filters  und  lässt  das  menschliche  Gehör  die fehlenden Datenmengen interpretieren,  was  in  einem  natürlicheren,  offeneren  Klang  resultieren  soll.  Eine  Erfahrung, die ich durchaus bestätigen  kann. Doch funktioniert dieses Prinzip auch  im neuen Musette? Absolut, denn der  kleine DAC spielt so befreit auf, dass  man  sich  beinahe  fragt,  warum  nicht  jeder Hersteller dieses Prinzip anwendet. Bereits bei CD-Qualität spielt der  Musette mit seinen Stärken und bildet  ein  unwahrscheinlich  real  wirkendes  Klangerlebnis. Das MTV-Unplugged-  Konzert in New York gilt als einer der  besten Auftritte der Grunge-Legenden  von Nirvana, ebenso wie das dazugehörige Live-Album als eines der besten  Vertreter  seiner  Gattung  zählt.  Gerade  hier  macht  sich  das  NOS-Prinzip  bemerkbar und lässt das über 20 Jahre  alte Konzert bei jedem Abspielen der  Aufnahme wirken, als wäre man dabei.  Das applaudierende Publikum  scheint  tatsächlich  kreisförmig  um  die  Band  herum versammelt zu sein, während  diese einen Song nach dem anderen  mit enormer Emotionalität performen.  Kurt Cobains leicht gequälte Stimme  wird vom Musette perfekt getroffen  und  trägt  in  großem  Maße  dazu  bei,  dass man nachvollziehen kann, warum  gerade dieses Konzert so bedeutend  war. Höhepunkt ist natürlich Nirvanas  Cover des Lead-Belly-Songs „Where  Did You Sleep Last Night“, der praktisch stellvertretend für diesen Auftritt  genommen werden kann und dem der  Musette alle dafür nötige Energie verleiht. Gerade  akustische  Gitarren  sind  eine der Stärke des kompakten  Wandlers,  was  sich  auch  bei  der  Wiedergabe des Soundtracks zu  „The Last of Us“ zeigt. Dieser ist voll  von langsamen, teilweise sehr dissonanten Gitarrenklängen, die der Musette  in  all  ihren  Facetten  darstellt.  Man  scheint  den  Weg  des  Schalls  durch  den  Korpus  des  Instruments  praktisch nachverfolgen zu können,  während jeder vollzogene Saitenanschlag  und  jeder  Griff die vorherige  Antizipation in leichtem, zustimmendem Kopfnicken auflösen.  Doch  auch weniger gemäßigte Klänge machen mit dem Musette durchaus Spaß,  so dass die Kenny-Loggins-Klassiker  aus  den  80er-Jahren  in  all  ihrer  verzerrten synthesizerunterlegten Pracht  erstrahlen.  Der  Bassbereich  ist  dabei  kräftig  genug,  um  durchaus  mitzureißen, kann sich aber nicht ganz mit der  filigranen Hochtonwiedergabe messen,  die dem DAC insgesamt ein klein wenig besser zu liegen scheint. Im  hoch  aufgelösten  Bereich  legt  der  Musette dann nochmals ein wenig zu,  denn  hier  ist  die  besprochene,  rechteckige  Kurve  ja  folglich  bereits  näher  an  ihrer  Idealform.  Das  macht  die  Interpretation von Eugène Bozzas  „Children‘s  Overture“  durch  das  Orchester der norwegischen Armee deutlich.  Glockenspiele  und  Xylofone  der DXD-Aufnahme wirken filigran,  stehen  aber in hervorragendem  Kontrast zu den Pauken und  Bläsern des Orchesters. Der gute  Dynamikumfang, den der Musette bietet, führt hier zu einem tollen  Wechsel  aus  donnernden  Schlaginstrumenten und den leiseren Flöten.  Dabei wirkt der Ladder-DAC so befreit und offen, dass wirkliche Konzertatmosphäre aufkommt. Wer sich also mit dem schlichten Äußeren des Musette anfreunden kann,  bekommt einen wunderbaren Partner  für seine analoge Anlage oder den  Musikcomputer. Die Arbeitsteilung  zwischen NOS-Wandler auf der einen  und dem natürlichen Filter des eigenen Gehörs auf der anderen resultiert  tatsächlich  in  einer  wunderbar  realistisch wirkenden Musikwiedergabe, die  jede Spur digitaler Signale verloren hat.  Heraus kommt reines Hörvergnügen, für  einen  durchaus  moderaten  Preis.  Metrum Acoustics‘ Musette ist ein  würdiger Nachfolger für den beliebten  Octave und nutzt geschickt die  Vorteile des größeren Modells, um auch in  der Kompaktklasse zu überzeugen.

Fazit

Das eigenwillige Konzept des Metrum  Acoustics Musette geht voll auf und resultiert in realistischem, offenem Klang.  Der Ladder-DAC liefert selbst ohne Filter  ein Klangerlebnis, das so nah an analogen  Sound herankommt, dass man fast vergisst  dass die Musik von einer Festplatte kommt.

Kategorie: D/A-Wandler

Produkt: Metrum Acoustics Musette

Preis: um 1250 Euro

3/2016
Ausstattung & technische Daten 
Preis: um 1.250 Euro 
Vertrieb: Hörgenuss für Audiophile, Frankfurt 
Telefon: 069 40326292 
Internet www.hgfa.de 
Abmessungen (B x H x T in mm) 190/60/245 
Eingänge 1 x USB-B, 2 x S/PDIF koaxial, 1 x Toslink optisch 
Unterstützte Abtastraten: Optisch: bis 96 kHz, 24 Bit; Koaxial: bis 192 kHz, 24 Bit; USB: bis bis 384 kHz, 24 Bit 
Ausgänge: 1 x RCA Stereo 
checksum: Das eigenwillige Konzept des Metrum Acoustics Musette geht voll auf und resultiert in realistischem, offenem Klang. Der Ladder-DAC liefert selbst ohne Filter ein Klangerlebnis, das so nah an analogen Sound herankommt, dass man fast vergisst dass die Musik von einer Festplatte kommt. 
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Philipp Schneckenburger
Autor Philipp Schneckenburger
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Datum 25.03.2016, 15:01 Uhr
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