Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Canton Reference 1.2 DC


Mehr ist Mehr

Lautsprecher Stereo Canton Reference 1.2 DC im Test, Bild 1
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Nachdem wir in fünf Jahren LP-Magazin schon eine Menge außergewöhnliche Technik erleben durften, schickt uns Canton mit der Reference 1.2 DC ein Paar ganz normaler Boxen, die nur eben sehr groß sind – sehr groß, sehr durchdacht und sehr, sehr gut

Mitspieler



Plattenspieler:


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Acoustic Solid Machine mit SME M2 12 und Benz L2 Wood
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Transrotor Dark Star Reference mit Goldring 2200

Phonovorverstärker:


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PS Audio GCPH modifiziert
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Malvalve Preamp Three Phono

Verstärker:


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Leema Acoustic Tucana II
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Yamaha A-S700
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MalValve Preamp Three Line und Poweramp Three

Gegenspieler



Lautsprecher:


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K+T Schmitti Memorial
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Lumenwhite Artisan

96 Kilogramm schiere Masse, 5 Chassis pro Seite inklusive zweier Zwölfzöller und ein Preis von 10.000 Euro pro Stück – das sind erst einmal Eckdaten, die einen schier erschlagen können. Aug´ in Aug´ mit den Boxen verwirft selbst der erfahrene Tester jeglichen Ehrgeiz, die Lautsprechermonumente auch nur ein paar Zentimeter alleine bewegen zu wollen.

Lautsprecher Stereo Canton Reference 1.2 DC im Test, Bild 2Lautsprecher Stereo Canton Reference 1.2 DC im Test, Bild 3Lautsprecher Stereo Canton Reference 1.2 DC im Test, Bild 4Lautsprecher Stereo Canton Reference 1.2 DC im Test, Bild 5Lautsprecher Stereo Canton Reference 1.2 DC im Test, Bild 6
Eine kleine Anekdote am Rande: Selbst der Canton-Mitarbeiter, der die Reference wieder abholte, hatte sich bei der Wahl des Transportfahrzeugs so gewaltig verschätzt, dass er schließlich die Verpackungen zurücklassen musste. Legt sich erst einmal die Ehrfurcht vor der Größe der Canton, dann entdeckt man bei vorsichtiger Annäherung eine klassenentsprechend hervorragende Verarbeitungsqualität. Die Lackierung unseres Testpärchens ist makellos ausgeführt und von einem tiefen, glänzenden Schwarz – natürlich gibt es die 1.2 DC und die kleineren Modelle der Reference-Serie auch in Weiß und Echtholzfurnieren. Wer Canton kennt, der weiß, dass auch diese Oberflächen perfekt ausgeführt werden. Die Chassis sind bündig in der Schallwand versenkt, die sich zwischen den Tieftöner und der Mittelhochton-Sektion mit einem kühnen Schwung verjüngt. Die typische Canton- Optik ergibt sich aus der Kontrastwirkung zwischen dem Gehäuse und den matt glänzenden Aluminiummembranen. Die Reference 1.2 DC hat mit Sicherheit nicht das schwereloseste Design der Boxenbau- Geschichte – und dennoch, ihr Auftreten ist in keinem Falle plump. Ich würde am ehesten von einer Art massiver Eleganz sprechen: einfache Formgebung und klare Linien, die auf keinen Fall die Physis dieses großen Lautsprechers kaschieren wollen. Und groß muss eine Box sein, die tiefe Bässe produzieren will. Natürlich kann man euch kleine Chassis mit extremen Amplituden arbeiten lassen oder Bässe in viel zu kleinen Gehäusen aktiv entzerren – letztlich gilt aber auch im Lautsprecherbau die Maxime „Hubraum ist durch nichts zu ersetzen“. Die beiden 30-Zentimeter-Bässe einer Reference 1.2 DC verlangen nach ordentlich Luft im Rücken, spielen dann aber auch mit Unterstützung des nach unten strahlenden Bassreflexkanals bis unter 30 Hertz voll mit – diese Herstellerangabe konnten wir in unserem Messlabor sogar unter Freifeldbedingungen nachvollziehen, unter Hörraumbedingungen geht es dann eher noch weiter in den Keller. Der kräftige Magnetantrieb mit einer langen Überhangschwingspule sorgt für einen linearen Hub von 30 Millimetern in beiden Richtungen; dank der sehr verwindungssteifen Membran und einer neuartig geformten Gummisicke geht diese gewaltige Auslenkung einher mit äußerst niedrigen nichtlinearen Verzerrungen – auch diese konnten wir in unseren Messungen bestätigen. Das „DC“ im Namen der Reference steht für „Dispersion Control“: Ein sorgfältig angepasstes Hochpassfilter erweitert den nutzbaren Frequenzbereich der Box nach unten und eliminiert gleichzeitig Auslenkungen der Chassis im nicht mehr hörbaren Bereich. Mit einem Wort: Die Chassis tun nur das, was sie sollen. Ein Aspekt der Filterung soll allerdings nicht unerwähnt bleiben: Die Impedanz der Reference sinkt im Bassbereich auf unter drei Ohm, was die Verwendung eines laststabilen Verstärkers zur Pflicht macht – bei einer Box diese Kalibers aber ohnehin selbstverständlich. Die Mitteltöner, die in einem eigenen Gehäuseteil stecken, sind ähnlich konstruiert wie die Bässe, nur natürlich für ihren Einsatzbereich optimiert. Die D´Appolito- Anordnung der beiden 16-Zentimeter-Alumembranen ist nur äußerlich symmetrisch, angesteuert werden sie unterschiedlich, um das Gesamt-Abstrahlverhalten zu optimieren. Der Hochtöner besitzt eine Kalotte aus extrem hartem Aluminiumoxyd und einen kurzes Horn, um eine möglichst tiefe Trennfrequenz realisieren zu können. Sein Rundstrahlverhalten wird durch einen Diffusor hinter dem Schutzgitter optimiert. Ein Wort noch zum Gehäuse: Nähme man sich eine Säge und versuchte, die Reference 1.2 DC durchzusägen (nein, das haben wir in unserem Messlabor nicht probiert!), dann würde man zwei Dinge feststellen: 1. Es würde verdammt lange dauern, weil 2. die Gehäusewände aus insgesamt sieben (7!) miteinander verleimten Schichten MDF bestehen, die in die gewünschte Form gepresst werden. Die daraus resultierende Wanddicke beträgt 50 Millimeter (50!!) – das Ende jeglicher Diskussion um Gehäuseresonanzen, vor allem, wenn man bedenkt, dass im Inneren noch einmal großzügig Versteifungen eingesetzt werden! Der Standfuß (und Mündung des Reflexrohrs) ist trotzdem noch mit Absorberfüßen abgekoppelt – sicher ist sicher. Man möge es mir angesichts der mächtigen Reference verzeihen, dass ich die erste Stunde meines Hörtests etwas spätpubertär mit möglichst bassgewaltiger Musik und wahrhaft nicht zurückhaltender Lautstärke bestritten habe. Der Spaß, den ich hatte, rechtfertigte aber die schrägen Seitenblicke, die ich den Rest der Woche ertragen musste. Die Canton macht echten Bass und zwar so, wie ich ihn fast noch nie gehört habe. Zur Erklärung: Ein schlechter Lautsprecher lässt die Bassdrum dröhnen, weil alles an und in der Box mitrappelt. Ein etwas besserer Lautsprecher bildet die tiefe Trommel dann mit einem trockenen, sauberen Anschlag ab. Die Reference 1.2 DC lässt die Bassdrum dann wieder schwingen, aber eben nicht durch eigene Resonanzen, sondern das Nachschwingen der großen Trommel, wie sie aufgenommen wurde. Dass auch ein komplettes Schlagzeug mit dieser Präzision extrem differenziert wiedergegeben wird, versteht sich von selbst und ist doch alles andere als selbstverständlich. Selbst ich als ausgewiesener Feind von musikalischen Kabinettstückchen aller Art habe mir fasziniert eine Percussion-Scheibe nach der anderen angehört. Große Trommeln wie kleinste Becken werden mit einer natürlichen Lässigkeit wiedergegeben, dass auch Hören mit großen Lautstärken eine ganz entspannte Übung wird. Hier schwingt nichts nach, hier klirrt nichts, es gibt in jeder Hörsituation einfach nur Musik. Ich kann auch nicht über einzelne Bereiche des Frequenzgangs schreiben – ich hatte bei der Canton nie das Gefühl, einer Ansammlung von Chassis gegenüberzusitzen – es spielt immer die ganz Box und selbst die verschwindet hinter der Stereoabbildung, die ihr auf ganz einzigartige Weise gelingt. So war ich zuerst irritiert, dass mir das räumliche Zuordnen einzelner Instrumentengruppen zunächst einmal nicht so recht gelingen wollte – doch eine Schwäche? Nach einer kleinen Weile stellte sich aber heraus, dass auch in Sachen Räumlichkeit der gleiche Effekt wie im Bass eintritt: Selbst mir vermeintlich wohlbekannte Aufnahmen offenbaren mit der Reference so viel mehr Rauminformationen, dass sich mein Gehör erst einmal darauf einstellen musste. Wo ich mit anderen Boxen ein Orchester recht gut abgebildet fand, wird nun der ganze Saal mit seinem komplexen Nachhall abgebildet, wo ich vorher die ersten Geiger als eine Einheit wahrgenommen habe, gibt es nun kleine Unsauberkeiten, Griffgeräusche, kleine individuelle Abweichungen, sich sich mühelos heraushören lassen. Und das Beste daran ist: Man sitzt nicht da und denkt sich „Aha, Fehler!“, sondern kann diese lebensechte Wiedergabe mit ihrer unendlichen Vielfältigkeit und Detailtreue genießen wie in der echten Konzertsituation. Ich habe schon so einige Boxen gehört, die vielleicht in einzelnen Bereichen sogar eindrucksvoller waren als die Reference 1.2 DC. Cantons Chefkonstrukteur Frank Göbel aber hat es geschafft, ohne Marketinggeschrei, technische Fantasiedaten oder angebliche Aushebelung der Physik einen (durchaus konservativen) Lautsprecher zu bauen, der nach sorgfältiger Betrachtung der realistischen Möglichkeiten, diese in jeder Beziehung komplett ausreizt, um die perfekte Wiedergabe zu erzielen. Klassenziel erreicht: Kompletter, homogener und realistischer kann ein Box nicht spielen.

Fazit

Canton begibt sich auch mit dem hauseigenen Flaggschiff gar nicht erst auf abgehobenes High-End-Terrain. Gut so: Mit der Reference 1.2 DC gelingt ein Lautsprecher, der wohl die momentanen Grenzen des Boxenbaus voll auslotet und dabei angenehm zurückhaltend nur eines will und schafft: Musik machen, so gut es nur geht.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Canton Reference 1.2 DC

Preis: um 20000 Euro

1/2010
Ausstattung & technische Daten 
Preis (pro Paar) 20000 
Vertrieb Canton, Weilrod 
Telefon 06083 2870 
Internet www.reference.canton.de 
Garantie (in Jahre)
B x H x T (in mm) 1430/420/585 
Gewicht (in Kg) 96 
Wirkungsgrad (in dB) 90 
Impedanz (in Ohm)
Ausführungen Furnier Kirsche, Klavierlack schwarz oder weiß 
Unterm Strich... » Canton begibt sich auch mit dem hauseigenen Flaggschiff gar nicht erst auf abgehobenes High-End-Terrain. Gut so: Mit der Reference 1.2 DC gelingt ein Lautsprecher, der wohl die momentanen Grenzen des Boxenbaus voll auslotet und dabei angenehm zurückhaltend nur eines will und schafft: Musik machen, so gut es nur geht. 
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Autor Thomas Schmidt
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Datum 27.01.2010, 10:40 Uhr
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