Systemtest: Bakoon HPA-01M, Audeze EL-8 geschlossen

Darauf haben Audeze-Fans lange gewartet: Der neue Audeze EL-8 ist preiswerter als die Modelle der bekannten LCD-Serie, ist besser verarbeitet, sieht besser aus, sitzt bequemer und ist technisch trotzdem ganz nah an den „großen“ Modellen dran. Wir haben den geschlossenen EL-8 zusammen mit dem mobilen Kopfhörerverstärker Bakoon HPA- 01M getestet.

Diese zusammen rund 2.330 Euro kostende Kombi als für den mobilen Musikgenuss prädestiniert zu bezeichnen, ist vielleicht etwas überkandidelt, aber durchaus angemessen. Beide Geräte, sowohl der Audeze-Kopfhörer als auch der Bakoon- Kopfhörerverstärker, sind für den mobilen Einsatz ausgerüstet. Dass man mit einer solchen Kombination natürlich ebenso gut zu Hause auf höchstem Niveau Musik hören kann, ist eigentlich evident. Dass man diese Traumkombi auch in den Urlaub, auf lange Dienstreisen oder bei sonstwie bedingten längeren Abwesenheiten von zu Hause mitnehmen kann – dahin, wo man seine Musik vielleicht besonders nötig hat – sehe ich als wertvollen Zusatz-Nutzen. 

Audeze EL-8 – Ausstattung und Passform

Mit dem EL-8, den es in einer offenen und einer geschlossenen Version gibt, hat Audeze eine neue Kopfhörer- Serie eingeführt. Gegenüber den bekannten LCD-Modellen konnte das Gewicht reduziert werden.

Und auch beim Aussehen hat Audeze ordentlich was getan: Das Design stammt von BMW DesignWorks, USA. Rein vom Aussehen her würde man die EL-Kopfhörer sogar preislich und qualitativ oberhalb der bekannten LCD-Modelle einordnen. Viele Details, wie etwa die Gelenke, sind robuster und durchdachter gestaltet, die Verarbeitungsqualität ist besser, insgesamt mag man wirklich nicht glauben, es hier mit den „kleineren“ Modellen zu tun zu haben. Wenn man dann noch hört, dass der EL-8 weitgehend auf die gleiche, aufwendige Technik der magnetostatischen Treiber setzt wie die Flaggschiffmodelle, darf man sich schon mal verwundert am Kopf kratzen, wie man das bei Audeze geschafft hat. So kommt auch beim EL-8 die zum Patent angemeldete Fazor-Technologie, die erstmals in der LCD-Baureihe vorgestellt wurde, zum Einsatz. Fazor sind speziell geformte akustische Elemente, die auf beiden Seiten der Magnetstruktur angebracht sind. Sie verbessern die Klangtransparenz durch Optimierung der Schallabstrahlung großer Flächenmembranen. Dazu hat Audeze beim EL-8 erstmals die ebenfalls zum Patent angemeldete Uniforce-Membran verbaut. Hier passt sich die Breite der Leiterbahnen den lokal unterschiedlichen Feldstärken der Magnetspalte an, um im Ergebnis eine außerordentlich gleichförmige Antriebskraft über die gesamte Membranoberfläche zu erzielen. Mit einer Impedanz von 30 Ohm und einem Wirkungsgrad von 102 dB lässt sich der EL-8 noch gut an einem Smartphone betreiben. Wenn es sich auch beim EL-8 noch um einen vergleichsweise großen und schweren Kopfhörer handelt, ist auch die Passform komfortabler als bei den LCD-Kopfhörern von Audeze. Ohr- und Kopfpolster sind üppig bemessen und weich und fangen so das Gewicht von immerhin 520 Gramm bequem ab. Lediglich bei schnellen Kopfbewegungen macht die Masse, die man mit dem EL-8 auf dem Kopf trägt, durch ihre Trägheit bemerkbar. 

Ausstattung Bakoon HPA-01M

Wie die Modellbezeichnung HPA-01M vermuten lässt, handelt es sich um die mobile Version des bereits seit Längerem erhältlichen HPA-01. Wobei die „M“-Version sich von der stationären Variante vor allem dadurch unterscheidet, dass hier alles kleiner ist. Das Betrifft zum einen das Gehäuse, das mit 17,5 x 95 x 140 mm (H x B x T) nur wenig größer ist als ein aktuelles Vollformat-Smartphone, mit gut 1 kg Gewicht aber schon mehr wiegt. Zum anderen sind die Anschlüsse kleiner: Kopfhörerausgänge gibt es nur in Form zweier unterschiedlich beschalteter 3,5-mm-Klinkenbuchsen – zu den Unterschieden komme ich weiter unten. Auch eingangsseitig gibt es auf der Rückseite des Geräts eine 3,5-mm-Klinkenbuchse anstelle der zwei Cinchbuchsen beim großen Modell. Technisch bauen beide Geräte auf den gleichen Prinzipien auf. Dass der Bakoon HPA-01M über einen eingebauten Akku mit Strom versorgt wird, ist nicht seiner mobilen Einsatzfähigkeit geschuldet, sondern gehört bei allen Bakoon-Kopfhörerverstärkern, auch beim aktuellen Spitzenmodell HPA-21, zum Prinzip. Ein konventionelles Netzteil liefert nach Ansicht der Entwickler zu langsam den erforderlichen Strom. Technisch versierte Leser mögen jetzt die Stirn runzeln, da Audio-Verstärker im Allgemeinen Spannung verstärken. Dass den Jungs bei Bakoon eine schnelle Stromlieferfähigkeit wichtig ist, liegt an der zweiten Besonderheit aller Bakoon-Verstärker, der sogenannten SATRI-Schaltung. Die arbeitet im Gegensatz zu üblichen Verstärkerschaltungen als Stromverstärker. Davon verspricht man sich höhere Präzision, Kraft und Abbildungsschärfe bei der Wiedergabe. Dazu kommt, dass ein Stromverstärker weniger auf die Impedanz des angeschlossenen Kopfhörers reagiert. Beim Bakoon-Verstärkern hat man die Wahl zwischen Spannungs- oder Stromverstärkung. Die linke Kopfhörerbuchse gibt einen Signalstrom (Current) aus, die rechte alternativ eine Signalspannung (Voltage). So hat man die Wahl und kann von Fall zu Fall ausprobieren, ob sich der angeschlossene Kopfhörer besser mit der Strom- oder der Spannungsverstärkung versteht. Eine Akkuladung reicht übrigens für rund 8 Stunden Musikgenuss, Danach möchte das Gerät für zwei bis vier Stunden an das mitgelieferte Ladegerät. Hier ist eine Musikpause angesagt, da der HPA-01M nicht spielt, während er seinen Akku lädt. Für Kopfhörer mit unterschiedlichen Eingangsempfindlichkeiten lässt sich der Verstärkungsfaktor mithilfe eines Schalters auf der Front in zwei Stufen einstellen. 

Klang

Der Hörtest gestaltet sich in diesem Falle als besonders spannend, da es ja nicht nur um die generelle Klangbeurteilung der Kombi Audeze EL-8/Bakoon HPA-01M geht, sondern auch die Unterschiede zwischen dem strom- und dem spannungsverstärkten Ausgang des Bakoon erhört werden wollen. Generell spielt diese Kombi auf ganz, ganz hohem Niveau. Ich gebe zu, dass ich mich bei den großen LCD-Modellen nur schwer entscheiden kann ,welches Modell ich am liebsten höre. Den LCD-2 mag ich aufgrund seines etwas sonoren Klanges, der besonders der Stimmenwiedergabe entgegenkommt, am LCD-3 schätze ich sein unglaubliches Auflösungsvermögen. Beim LCDXC macht mir die Basswiedergabe besonderen Spaß und den LCD-X höre ich aufgrund seiner analytischen Fähigkeiten am liebsten dann, wenn ich es wirklich wissen will. Der EL-8 scheint von allen „großen“ Modellen etwas abbekommen zu haben. Er spielt hoch dynamisch, aber nicht nervös, tonal weitgehend neutral, bleibt dabei aber freundlich zu stimmen und besitzt ein hohes Auflösungsvermögen, ohne dabei zu sezieren oder die Musik ins Artifizielle zerfallen zu lassen. Für mich ist er damit der Universalist unter den Audeze-Kopfhörern. Ich halte diese Abstimmung für sehr gelungen und damit ehrlich gesagt für universeller als die der LCD-Modelle, die jeweils in einzelnen Disziplinen jeweils noch mehr können, ich aber immer das Gefühl habe, dass ich mich für eine bestimmte Qualität entscheiden muss. Hut ab vor dem EL-8! Diesen universellen Charakter unterstützt der Bakoon HPA-01M durch die Möglichkeit, zwischen den unterschiedlichen Ausgängen zu wählen. Generell treibt der kompakte Kopfhörerverstärker den Audeze zu höchsten klanglichen Leistungen. Wobei ich zugegebenerweise zuerst dem Spannungsverstärker verfalle. Hier bietet die Kombination Audeze/Bakoon ein eher kräftiges, farbenfrohes und kontrastreiches Klangbild mit kräftigem Bassfundament, sonoren Mitten und strahlenden Höhen. Ein kurzer Wechsel auf den spannungsverstärkten Ausgang hinterlässt dagegen einen eher flauen Eindruck. Nach einem gut halbstündigen Ritt durch meine Musiksammlung lässt meine Lust, Musik zu hören, aber deutlich nach. Puh, jetzt noch dem Stromverstärker die notwendige Aufmerksamkeit schenken? Kann ich das auch morgen machen? Nach dem Wechsel ist dieser Gedanke aber vergessen. Denn der Stromverstärker präsentiert mir die Musik zwar weniger aufregend, dafür aber ehrlicher, entspannter, authentischer. Der EL-8 scheint hier gerade mit seinen Talenten in Sachen Feindynamik und Feinzeichnng voll zur Geltung zu kommen. Das Klangbild wird ruhiger, aber nicht im Sinne von weniger Dynamik , sondern im Sinne von mehr Hintergrundschwärze, Präzision, Feinstofflichkeit. So könnte ich noch Stunden weiterhören. Für alte AC/DC-Alben werde ich aber bestimmt wieder auf Spannung wechseln. Toll, dass der Bakoon diese Möglichkeit bietet.

Fazit

Bakoon:
So klein und trotzdem absolut ernst zu nehmen: Der Bakoon HPA-01M bringt den Klang eines großen Kopfhörerverstärkers im Kompaktformat. Durch seine beiden Verstärkerzüge ist er klanglich variabel, spielt aber immer auf höchstem Niveau.

Audeze:
Da droht den Großen aus dem Hause Audeze möchtig Konkurrenz aus dem eigenen Stall. Der EL-8 ist ein Universalist, der gleichmäßig verteilte Talente auf einem hohen Niveau besitzt. Dazu macht er mächtig Punkte in Sachen Design.