Kategorie: Kopfhörer Hifi

Einzeltest: Stax SRS-3050II


Die Japaner ...

Kopfhörer Hifi Stax SRS-3050II im Test, Bild 1
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... sind schon ein komisches Völkchen. Tradition und Moderne vereinen sich in kaum einem anderen Land auf so außergewöhnliche Weise. So verwundert es nicht, dass man beim Hersteller Stax aus dem Land der aufgehenden Sonne einen Kopfhörer kaufen kann, der aus alten Armeebeständen zu stammen scheint, in Sachen Klang aber die gesamte, durchdesignte Konkurrenz überflügelt.

Der Vorteil aller Kopfhörer ist, dass sie einen der größten Nachteile von Lautsprechern außen vor lassen: den Hörraum. Auch wenn Ohrmuschel und Gehörgang da noch ein Wörtchen mitreden, sind die Klangeigenschaften einfacher unter Kontrolle zu bekommen. Musikliebhaber stört bei Kopfhörern allerdings die durch das Kabel eingeschränkte Bewegungsfreiheit und der Zwang, stundenlang dieses „Ding“ auf den Ohren sitzen zu haben. Zusätzlich beschränkt sich die Klangbühne auf das Kopfinnere und lässt eine mit Lautsprechern vergleichbare Raumabbildung nicht zu.

Kopfhörer Hifi Stax SRS-3050II im Test, Bild 2Kopfhörer Hifi Stax SRS-3050II im Test, Bild 3Kopfhörer Hifi Stax SRS-3050II im Test, Bild 4
Bleibt die Frage, ob Stax dem etwas entgegenzusetzen hat. Der japanische Hersteller Stax bietet eine ganze Reihe an Kopfhörermodellen und dazu passenden Verstärkern an. Allen Stax-Kopfhörern gemein ist das elektrostatische Prinzip. Im Gegensatz zu dynamischen Kopfhörern wird hier eine hauchdünne Folie mittels Hochspannung zum Schwingen gebracht. Angst vor Stromschlägen ist allerdings unbegründet, da keine von außen zugänglichen Teile unter Spannung stehen und die Ströme so klein bleiben, dass die elektrische Leistung und damit das Risiko verschwindend gering sind. Um gebührend in die Liga der elektrostatischen Kopfhörer einzusteigen, empfiehlt sich das schon auf gehobenem Niveau operierende, aber noch bezahlbare Paket namens SRS-3050II, bestehend aus dem Hörer SR-303 und dem Verstärker SRM-323II. Der SR-303 „Classic“ ist das zweitkleinste ohrumschließende Modell der Japaner. Das Design des Hörers deutet bereits an, dass sich seit dem ersten elektrostatischen Modell aus den Sechzigern wenig getan hat. Wozu auch, das Design funktioniert, und im Endeffekt zählt der Klang. Nur im Inneren wurden immer wieder kleine Änderungen vollzogen, zuletzt wurde die musikerzeugende Folie auf eine Dicke von 1,35 Mikrometern reduziert. Zum Vergleich: ein menschliches Haar hat im Schnitt 60 bis 70 Mikrometer Durchmesser. Dass diese Folie einem Musiksignal durch die praktisch nicht vorhandene Masse und den vollflächigen Antrieb ansatzlos folgen kann, wird anschaulich klar. Ein stabiler Kunststoffbügel bildet die Basis für den Hörer, die geschlitzen Muscheln aus demselben Material vermitteln ebenfalls einen ordentlichen Eindruck. Für Kontakt mit dem Kopf sorgen ein verstellbares Band innerhalb des Bügels und die Ohrpolster aus Kunstleder. Diese können, wenn es im wahrsten Sinne heiß hergeht, schonmal für etwas Schweiß auf der Haut sorgen. Das bleibt dann aber auch schon der einzige Kritikpunkt am SR-303, ansonsten tut sich der gut 300 Gramm wiegende Hörer durch sehr guten Tragekomfort hervor. Ganz ohne Außengeräusche geht das durch die offene Bauweise allerdings nicht vonstatten, bei lautstarker „Berieselung“ erntet man in einem Zimmer mit Ruhesuchenden schonmal einen ziemlich bösen Blick. Der Verstärker ist neu und eine Weiterentwicklung des bestens beleumdeten SRM-313. Er bietet an Ausstattung alles, was man sich von einem Kopfhöreramp wünscht. Cinchein- und -ausgang, eine zusätzliche Erdungsklemme bei Brummproblemen, Anschlussmöglichkeiten für zwei (Stax-) Kopfhörer und eine getrennte Lautstärkeregelung für rechts und links. Der metallene Lautstärkeregler des Amps läuft butterweich und besitzt einen sehr ausgewogenen, großzügigen Regelbereich. Dafür zeigt sich ein blaues Alps-Poti zuständig, in Insider-Kreisen als klanglich hervorragende und langlebige Wahl bekannt. Der fette Transformator, große Siebelkos und der durchgängig diskrete Aufbau des Verstärkers schaffen Vertrauen in das audiophile Händchen der Japaner.

Hörtest


Nach ein paar audiophilen Teststücken zur Einstimmung zieht es mich irgendwie in alltäglichere Richtungen. Die ungewöhnlich luftige Räumlichkeit des Stax-Gespanns, gepaart mit hervorragender räumlicher Sortierung von Klangeffekten, macht auch aktuelle Pop-Scheiben wie das „Monkey Business“ der Black Eyed Peas mehr als nur genießbar. Die absolut trägheitsfreie Wiedergabe der Elektrostaten vereint sich mit extremem Detailreichtum zu einem Gesamterlebnis, das die dynamische Konkurrenz problemlos auf Distanz hält. Auch in Sachen Ausgewogenheit gibt sich der Stax keinerlei Blöße. Besitzer von geschlossenen Modellen werden zu Beginn wahrscheinlich den satten Basspunch vermissen, ich als Freund offener Modelle habe damit weniger Probleme. Verzicht geübt werden muss mit dem SR-303 so oder so nicht, der Japaner serviert jeden Bass extrem durchhörbar und absolut kontrolliert. Das Gespann legt in Sachen Klang dieselbe unkapriziös-unspektakuläre Funktionalität an den Tag, die es schon in der Handhabung zeigte. Klingt nach gepflegter Langeweile? Weit gefehlt, mehr Emotion als durch die hautnahe Art und Weise des SR-303 wird man nur mit anderen Elektrostaten vermitteln können. Stellenweise gewinne ich den Eindruck, der Kopfhörer würde sich Musikstil und Stimmung anpassen. Katie Melua haucht mir so lasziv ins Ohr, dass ich ihren Atem förmlich spüren kann. Zum Schluss noch eine wichtige Eigenschaft, vielleicht sogar die wichtigste. Der Stax schafft den sprichwörtlichen Sprung über die bereits angesprochene Grenze, an der so viele dynamische Kopfhörer scheitern: den Ausbruch aus dem Kopf. Die Kombination aus schwereloser Luftigkeit und weitreichender Räumlichkeit durch das elektrostatische Bauprinzip ermöglicht es dem Stax, sich über die gefürchtete „Im-Kopf- Lokalisation“ hinwegzusetzen und eine Räumlichkeit über den Kopf hinaus zu produzieren. Damit eröffnet er eine neue Klangdimension für Kopfhörer und macht ihn auch der Fraktion schmackhaft, die diese Art des Musikhörens aus genau diesem Grund bisher gemieden hat.

Fazit

Das Stax-Gespann lässt keinen Zweifel darüber aufkommen, dass es sich um ein absolutes Spitzenprodukt in Sachen Kopfhörer handelt. Dynamik, Spielfreude, Stimmenwiedergabe, Tonalität – alles perfekt, selbst im Praxistest überzeugt der Exot. Obwohl es sich „nur“ um den Einstieg in die Welt der Elektrostaten handelt ist die Distanz zu den dynamischen Konkurrenten der Kopfhörerwelt so glasklar wie der Klang dieses Japaners.

Kategorie: Kopfhörer Hifi

Produkt: Stax SRS-3050II

Preis: um 1445 Euro

Ganze Bewertung anzeigen


10/2010
5.0 von 5 Sternen

Referenzklasse
Stax SRS-3050II

Bewertung 
Klang 70% :
Tonalität 50%

Lebendigkeit 20%

Praxis 30% :
Tragekomfort 20%

Ausstattung 10%

Ausstattung & technische Daten 
Setpreis 1445 
Vertrieb Stax Deutschland, Floersheim-Dalsheim 
Telefon 06243 / 9030010 
Internet www.stax-germany.de 
Einzelpreise:
Hörer um 523 Euro SR-303 (Classic) 
Verstärker um 1085 Euro SRM-323II 
Empfindlichkeit (in dB) 100 dB/ 100 V R.M.S. 
Frequenzumfang 7-41000 Hz 
Impedanz (in Ohm) entfällt 
Bauart offen 
Anschluss 5-poliger Spezialstecker 
Laborbericht
Kurz und knapp
+ phänomenale Räumlichkeit 
+ hochwertiger Phonoverstärker 
- relativ große Bauform 
Klasse Referenzklasse 
Preis/Leistung gut 
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Autor Christian Gather
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Datum 07.10.2010, 12:31 Uhr
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